Finanzen Mindset Minimalismus

Wie du die Kontrolle über dein Konsumverhalten behältst

Eins rein – eins raus

Die Menge der Kleidung ist einerseits durch die Größe des Kleiderschrankes limitiert. Aber wenn man ganz ehrlich ist, braucht man andererseits auch nur eine begrenzte Auswahl. Selbst wenn ich also einen begehbaren Kleiderschrank in der Größe eines Wohnzimmers zur Verfügung hätte, würde ich diesen Stauraum nicht für Massen an Kleidung nutzen. Denn wenn man mal den Überblick verloren hat, bringen einem all die schönen Kleider gar nichts mehr. Viel schöner ist es, wenn man alles klar und übersichtlich vor sich hat. Dann braucht es auch nur Sekunden, um sich das passende für den Tag auszusuchen. Wenn ich also Kleidung kaufe, dann zu 90% als Ersatz. Eine abgetragene Hose wird durch eine neue ersetzt oder ein kaputtes Paar Schuhe ausgetauscht. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass etwas kaputt geht. Socken sind so ein Fall, die verabschieden sich einfach irgendwann. Dann ziehe ich nicht sofort los und suche Ersatz. Daher kann es im Gegenzug auch mal passieren, dass etwas Neues einziehen darf ohne dass gleich aussortiert werden muss. Weil sich manchmal aber auch einfach kein passender Ersatz findet, sollte man auch „zuschlagen“, wenn man sich in ein Teil verliebt. Solche Gelegenheiten sind ohnehin rar, da ich mich durchschnittlich nicht mehr als 1-2 Mal im Jahr zu einem Stadtbummel durchringen kann. Wichtig ist nur, dass die Gesamtzahl langfristig nicht steigt.

Ist es mir das Geld wert?

Ich habe mal eine sehr interessante Rechnung gesehen, die zugegebenermaßen recht plakativ die Kosten eines täglichen Kaffees mit der möglichen entgangenen Rendite aufsummiert hat. Ebenso gab es eine Berechnung für den einmaligen Kauf im Wert von 100 € und was eben genau dieser Betrag, wäre er im Aktienmarkt investiert, nach 10 Jahren eingebracht hätte. Es geht vor allem um den entgangenen Gewinn, den wir durch den Zinseszinseffekt erwirtschaftet hätten. Dadurch kostet uns eine einmalige Ausgabe langfristig mehr, als wir denken.

Als kleines Beispiel kann man sich das ja spaßeshalber einfach mal ausrechnen. Nehmen wir an, wir kaufen uns täglich vor der Arbeit ein belegtes Brötchen beim Bäcker. Die sind gar nicht so günstig und man hat schnell mal 40 – 60 € ausgegeben. Würde ich die gleiche Summe hingegen investieren, hätte ich bei einer angenommenen Rendite von 5 % nach 10 Jahren einen stolzen Betrag von  über 81 € (ich bin von 50 € durchschnittlicher Brötchenausgaben ausgegangen). Und das ist nur die Rechnung für einen einzigen Monat. Würde ich diesen Betrag über 10 Jahre zusammenrechnen, käme ich auf unglaubliche 6.000 €. Wenn ich stattdessen meine monatliche Brötchenausgaben über die gleichen 10 Jahre jeden Monat als Sparbetrag investiere, käme ich am Ende auf 7.924 €. Natürlich sind das rein fiktive Rechnungen und die Rendite wird mit Sicherheit variieren. Aber man kann sich so einfach mal vor Augen führen, wie viel selbst kleine Summen ausmachen und ob sie einem das dann auch wirklich wert sind.

Brauche ich das wirklich?

Die klassische Frage, so oft gehört aber nach wie vor essentiell. Und brauche ich das auch langfristig?

Oft hat man einen spontanen Einfall oder lässt sich vielleicht unbewusst von der Werbung oder der Umgebung beeinflussen.

Da glaubt man dann, man bräuchte unbedingt ein Waffeleisen. Denn die Welt wäre ein besserer Ort wenn man mindestens einmal im Monat leckere selbstgemacht Waffeln essen würde. Aber am Ende ist es doch nur wieder ein Gegenstand mehr, der irgendwo in der hintersten Ecke des Küchenschrankes verstaubt und nie genutzt wird. Vielleicht wäre es eine bessere Alternative, sich hin und wieder außer Haus eine leckere Waffel zu gönnen oder sich das Gerät auszuleihen um dieses (einmalige) Bedürfnis zu befriedigen. Oft merkt man dann nämlich, dass das alles gar nicht so geil ist, wie man sich das ausgemalt hat. Die Waffeln schmecken pappig und die ganze Küche sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Besser ist es, sich genau zu überlegen, was man wirklich regelmäßig verwendet und sich solche Wünsche auch erst mal auf einem Wunschzettel zwischenzuspeichern. Entweder vergisst man schon schnell, dass da etwas auf der Wunschliste steht. Oder man denkt ständig daran. Dann könnte man sich nach einer selbst definierten Wartezeit auch erlauben, diesen Wünschen nachzugeben. Natürlich Gesetz dem Fall, dass man sich das auch leisten kann.

Gibt es Alternativen?

Über Sinn und Unsinn mancher Produkte lässt es sich vortrefflich streiten. Ich bin auch schon großen Fans der Bananen-Plastik-Transportbox begegnet, was mich wirklich sehr verwundert hat. Im ersten Moment mag einem etwas als witzig oder innovativ erscheinen, auf den zweiten Blick hingegen stellt man oft fest, dass das gleiche Ziel auch einfach und wesentlich kostengünstiger erreicht werden kann. Viele angeblich genialen Küchenhelfer machen letztendlich den gleichen Job wie ein einfaches Küchenmesser. Letzteres nimmt aber wesentlich weniger Platz weg, ist einfach zu reinigen und vielseitig in der Anwendung.

Und zu guter Letzt kann man vieles, was man nur einmalig benötigt, oft auch ausleihen. Wenn ich etwa einmalig Renovierungsarbeiten durchführen möchte, muss ich nicht alle Geräte neu kaufen. Manches kann man mittlerweile direkt im Baumarkt des Vertrauens ausleihen. Anderes bekomme ich womöglich bei Freunden, Bekannten, Nachbarn oder Familie. Man spart so nicht nur eine ganze Menge Geld (das man dann lieber in eine gemeinsame Unternehmung investiert), sondern schon auch Ressourcen. Ganz nebenbei gibt es bei der letzten Variante oft auch noch wertvolle Tipps und Ratschläge. So habe ich von einem sehr lieben Nachbarn erklärt bekommen, wie man eine Heckenschere richtig benutzt. Ich als Stadtkind hätte nicht gedacht, dass es da irgendetwas zu beachten gibt. Die Arbeitserleichterung war jedoch erstaunlich und ich bin dankbar, dass es noch so hilfsbereite Menschen gibt.  

Sich nicht alles verbieten

Zu guter Letzt – kleine (Konsum-)Sünden müssen erlaubt sein. Sonst endet es irgendwann womöglich im totalen Shopping-Overkill. Wenn ich mir vornehme, keine Schokolade zu essen verliere ich jedes Maß, sobald ich einmal einem Stückchen nachgegeben habe. Es muss nicht jeden Tag der Coffee to go sein aber gelegentlich sollte man sich bewusst etwas Schönes gönnen. Im Idealfall ist das dann noch etwas Sinnvolles aber wenn nicht sollte man sich kein schlechtes Gewissen machen (lassen). Leben und leben lassen – das sollte man auch für sich selbst in Anspruch nehmen. Perfektion ist sowieso langweilig und das Leben ohne Vergnügen nicht halb so lebenswert.

6 thoughts on “Wie du die Kontrolle über dein Konsumverhalten behältst

  1. Dein Artikel zeigt viele gute Wege, den Konsum im Alltag einzudämmen. Ich finde eines der effektivsten Dinge ist, nichts spontan zu kaufen sondern sich in Ruhe zu überlegen, ob man die Klamotten etc. kaufen will. Denkt man länger drüber nach und möchte sie immernoch haben, dann ist es ok, denn schließlich muss man sich ja auch ab und an etwas gönnen.

    viele Grüße,
    Hanna

  2. Bei den ach so patenten Küchenhelfern geht es nur um eins : Produkte verkaufen. Es geht damit nicht leichter, es kostet nur mehr Zeit und Geld. Aber man muss im Leben eigene Erfahrungen machen und ausprobieren. Jungen Menschen fehlt die Erfahrung, dann kaufen sie und lernen hoffentlich daraus.

    1. Ja, das stimmt allerdings. Auch wenn wahrscheinlich nicht nur junge Menschen solche Sachen kaufen. Manch einer lernts halt nie. Hauptsache die Konsumfabrik läuft.

  3. Liebe Vanessa,

    ich mache es genauso. Eins raus, eins rein. Mein Kleiderschrank ist sehr übersichtlich. Letzten dachte ich, es wäre schön noch eine zweite kurze Hose zu haben, aber ich hatte überhaupt keine Lust auf einkaufen. Hab es meiner Schwägerin gegenüber erwähnt, sie sagte: Du, ich habe da eine Hose, die ist mir zu eng. Nun bin ich stolze Besitzerin einer zweiten kurzen Hose.
    Auch ausleihen finde ich super. Wir haben eine Barista-Maschine für unseren Kaffee und machen uns unseren Espresso- maximal zwei am Tag – einzeln. Mein Bruder trinkt gern viel Bohnenkaffee, eine Freundin hat uns für das Besuchs-Wochenende ihre Zweitmaschine ausgeliehen.
    Was ich mitbekommen habe: Menschen helfen gern. Wenn mich jemand fragt, bin ich froh, wenn ich helfen kann. Anderen geht es ebenso. Manche trauen sich nur nicht zu fragen.
    Ich kenne Menschen in meinem Familienumfeld die „kaufen mal schnell neu, war ja nicht so teuer“. Aber dafür werden Ressourcen verbraucht, die Dinge müssen hergestellt werden. Und Geld kosten sie obendrein, auch wenn sie „nicht so teuer sind“.

    Liebe Grüße
    Julia

    1. Hallo Julia,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Wir sollten uns auf jeden Fall öfters trauen, nach etwas zu fragen. Wie du sagst, die Meisten helfen wirklich gerne!

      Liebe Grüße
      Vanessa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert