Mindset Minimalismus

Menschen aussortieren

Was im ersten Moment hart klingt ist eigentlich ein ganz natürlicher Prozess im Leben. Die wenigsten pflegen noch im hohen Alter dieselben Kontakte wie zu Kindergartenzeiten. Das Leben mit all seinen Irrungen und Wendungen führt uns über verschlungene Pfade durch verschiedenste Phasen. Dabei begleiten uns Menschen für eine Zeit und gehen dann wieder ihre eigenen Wege. Sehr schön beschrieben durch den Begriff „Lebensabschnittsgefährte“.

Kontaktabbruch oder nur auseinandergelebt

Manchmal verliert man sich einfach aus den Augen, oft weil die gemeinsame Basis wegfällt wie z.B. mit Abschluss des Studiums oder bei Jobwechsel. Doch es gibt auch Situationen, in denen man sich ganz bewusst für eine Trennung entscheidet. Das können Freunde sein, mit denen man keine Gemeinsamkeiten mehr hat oder die jeweiligen Ansichten unvereinbar sind. Doch auch Familienangehörige können einem die Luft zum Atmen nehmen und man weiß sich am Ende nur noch durch einen kompletten Kontaktabbruch zu helfen. Und auch wenn Blut dicker als Wasser ist, die Familie kann man sich eben nicht aussuchen. Da kann dann sogar noch wahrscheinlicher sein, dass da Menschen dabei sind, mit denen man nichts zu tun haben möchte.

Wie kann man nur ein so eiskalter Klotz sein, so unsentimental und unemphatisch! So etwas „darf“ ich mir anhören, weil ich mich klar abgrenze von Dingen, die ich nicht mehr brauche und mich vor allem von Menschen distanziere, die mir nicht guttun (und Dingen, die mich an sie erinnern). Offen darüber zu reden ist ein Tabu.

Auf Distanz gehen

Offensichtlich nehmen manche Menschen für sich das Recht heraus, mit anderen so umzuspringen, wie alleine sie es für richtig halten. Das eigene Verhalten wird dabei nicht reflektiert und Fehler machen ja sowieso nur die andere. Man selbst sei ja das Opfer.Und gerade in der Familie sind wir besonders empfindlich. Verletzungen und Beleidigungen von Fremden kann man ignorieren. Bei Menschen, die einem wichtig sind, geht das nicht so einfach.

Wenn ich den Kontakt abbreche, dann nicht, weil ich jetzt plötzlich einfach keine Lust mehr auf denjenigen habe. So etwas macht man nicht leichtfertig und oft geht dem Ganzen ein (jahre-) langer Leidensweg voran. Doch man kann sich nicht anders helfen und es geht einem selbst besser ohne diese Menschen. Der Umgang mit ihnen zieht einen runter wie eine schwere Last, die einen unter die Wasseroberfläche zieht. Will man nicht ertrinken, muss man sich lösen.

Womöglich wurden unverzeihliche Dinge gesagt, die Verletzungen sitzen tief. Der Gegenüber hinterfragt vielleicht nicht einmal sein eigenes Verhalten und versucht einen mit immer neuen Vorwürfen zu verunsichern. Solche Menschen sind auch gerne mit einem selektiven Gedächtnis gesegnet und erinnern sich nur noch an von ihnen ausgewählte Vorkommnisse. Ein sachliches Gespräch ist dann oft nicht mehr möglich.

Gerade bei familiären Auseinandersetzungen fallen wir gerne in antrainierte Verhaltensmuster zurück, die haben wir immerhin seit frühester Kindheit antrainiert bekommen, das legt man nicht einfach ab. Schon gar nicht, wenn das Gegenüber selbst noch in den alten Mustern verhaftet ist und mit einem neuen Umgang so gar nicht mitspielen will. Neue Regeln – das lässt nicht jeder zu. Am Ende bleibt manchmal nur noch der Schlussstrich.

Was, wenn jemand ein Nein nicht akzeptiert?

Geht es wirklich um eine harte Trennung und man hat den Wunsch nach einem Kontaktende klar und sachlich formuliert, heißt das noch lange nicht, dass das Gegenüber das auch einfach hinnimmt. Womöglich spielen verletzte Gefühle eine Rolle oder derjenige hat einfach auch noch zu viele Dinge auf dem Herzen, die er loswerden möchte. Leider sind Menschen in so einer Situation oft verletzt und beleidigt und reagieren wenig rational. Da hilft es nur noch, denjenigen konsequent zu ignorieren und sich nicht zu irgendwelchen Reaktionen provozieren zu lassen.

Vor allem aber sollte man sich nicht verunsichern lassen. Auch wenn man selbst womöglich nicht alles richtig gemacht hat und mit dem eigenen Verhalten womöglich zur Eskalation beigetragen hat. Am Ende hat man eine Entscheidung getroffen und diese ist von allen Beteiligten zu akzeptieren. Vor allem, wenn eigene Grenzen überschritten wurden, sollte man auf jeden Fall hart bleiben.

Was hilft

Was in solchen Situation ungemein hilfreich ist, sind Gespräche mit anderen Menschen, die einem einfach den Rücken stärken. Und zwar völlig unabhängig davon, wie sie selbst in so einer Situation gehandelt hätten. Denn sie verstehen, dass jeder anders empfindet, eine andere Wahrnehmung hat und vor allem andere Grenzen.

Wir selbst haben den größten Einfluss darauf, mit welchen Menschen wir uns umgeben. Irgendwann ist es nicht mehr so einfach ist, neue Freunde zu finden – wir erinnern uns an die anderen Kinder auf dem Campingplatz, die wir überhaupt nicht aber trotzdem richtig gut verstanden haben. Und doch finden diese doch immer mal wieder einen Weg in unser Leben. Und wenn sie unser Leben bereichern, sollten wir uns gaaaaanz viel Mühe geben und ihnen unsere Wertschätzung zeigen.

Und auch wir selbst sollten uns diese Wertschätzung entgegenbringen und auf Distanz gehen, wenn uns eine Beziehung nicht gut tut. Wer andere respektvoll behandelt, darf das auch für sich selbst erwarten. Und es gibt einfach ganz klare Grenzen, die jeder für sich persönlich setzen muss und die einfach nicht überschritten werden dürfen.

Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst

Jim Rohn

Dieses wunderschöne Zitat stammt aus einem Beitrag von Fräulein Ordnung und bringt es für mich auf den Punkt. Die Menschen, mit denen wir uns umgeben, prägen uns nämlich mehr, als uns bewusst ist und haben damit einen enormen Einfluss auf uns und unser Leben.

Also halten wir es wie Aschenputtel – „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“

6 thoughts on “Menschen aussortieren

  1. Ich finde nicht, dass es hart klingt. Warum sollte man seine Zeit mit Menschen verbringen, die einem nicht gut tun? Das macht einen am Ende nur krank, also lieber rechtzeitig die Notbremse ziehen und an sich selbst denken. Vieles erledigt sich mit der Zeit auch von allein, wenn man aufhört, sich zu melden. Auf trotzige Reaktion hilft nur Ignoranz. Das Verhalten des anderen hat nichts mit einem selber, sondern nur mit der Person zu tun. Es sagt mehr über sie aus, als ihr vielleicht bewusst ist.

    1. Manch einer hält einfach stur an der These „Blut ist dicker als Wasser“ fest. Das man auch innerhalb der Familie nicht mit jeden automatisch klar kommt, versteht nicht jeder. Aber wie du sagst, manchmal muss man einfach die Notbremse ziehen.

  2. Liebe Vanessa,

    ich hatte das Thema mit meinen Kindern schon öfter, wenn sie traurig waren weil Freundschaften auseinander gegangen sind. Ich vergleiche das Leben und die Menschen darin gern mit einem Zug. Du fährst los, manche Menschen sind von Anfang an mit im Zug, andere steigen ein und steigen aus. Aber das ist nicht schlimm, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Manche Menschen sollen uns eben nur eine Zeit begleiten.
    Auch ich habe Kontaktabbrüche in meinem Leben, von meiner Seite oder der Seite des/ der Anderes. Manchmal tut es verdammt weh, manchmal ist es – wie Du schriebst – ein Schutz. Und nein, es ist nicht hart. Es ist in Ordnung. Wenn Du Dich nicht mehr wohlfühlst mit der anderen Person, diese Dich runer zieht, Dir das Gefühl gibt nicht gut genug zu sein, ist es Zeit dass Du an Dich selbst denkst. Du musst Dich gut fühlen.
    Dir ein tolles Wochenende und liebe Grüße
    Julia

  3. All das, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor, denn auch ich wurde schon „aussortiert“ bzw. bin selbst auf Distanz gegangen, weil ich gemerkt habe, dass mir dieser Kontakt nicht guttut.
    Beides war bei mir mit großen (Selbst-)Zweifeln verbunden, weil ich mittlerweile weiß, wie schwierig es gerade im Erwachsenenalter ist, neue Freundschaften zu schließen.
    Klar, man kommt mit vielen in Kontakt, plaudert, trifft sich ab und zu. Aber wie vielen Menschen ist man wirklich noch so nahe wie damals in der Schule den besten Freundinnen?
    Der im Voraus beschriebene Zug wird zwar nicht leerer, aber die Fahrgäste immer weniger zugänglich.
    Deshalb trenne ich mich heute nicht mehr leichtfertig, sondern sehe lieber über die ein oder andere Macke der anderen hinweg.

    1. Macken sind kein Thema, die haben wir alle. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Aber es gibt Dinge, die kann ich nicht akzeptieren und die lasse ich mir auch nicht gefallen. Da zählen dann auch so Sprüche wie „Blut ist dicker als Wasser“ nicht. Wenn eine Beziehung nur belastend ist und ich mir Beleidigungen anhören muss, kann ich auf den Kontakt gerne verzichten.

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