Gastbeiträge Mindset

Persönliche Entwicklung durch Yoga

Ich darf mich heute sehr glücklich schätzen, dass sich Julia von einfachfreileben die Zeit genommen hat, einen Gastartikel für meinen Blog zu verfassen. Da ich schon eine ganze Weile auf ihrem Blog mitlese, ist mir aufgefallen, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung sie immer wieder das Thema Yoga anschneidet. Man merkt, wie es ihr Leben bereichert und ich war neugierig, mehr über ihren Weg dorthin zu erfahren.

Yoga: Der Booster zur persönlichen Entwicklung

Unsere Tochter war zwei und unser Sohn seit ein paar Monaten auf der Welt. Die letzte Zeit war nicht einfach gewesen, mein Schwiegervater war vor ein paar Wochen nach einer Krebserkrankung gestorben. Ich saß bei meiner Zahnärztin zur Kontrolle. „Sie knirschen mit den Zähnen!“, stellte sie fest und fragte mich, ob ich Stress habe. Mit einem Kleinkind und einem Baby zu Hause und einem Mann, der kurz vor dem Burnout stand war ich mit den Nerven am Ende. Dazu stand der Umzug in unser neues Haus an.

„Sie sollten etwas zu ihrer Entspannung machen, Yoga vielleicht!“

Ich suchte mir über die VHS einen Yoga-Kurs im Ort und so begann die wahrscheinlich größte persönliche Entwicklung meines Lebens.

In den letzten 14 Jahren spielte Yoga mal mehr oder mal weniger eine Rolle in meinem Leben. Über Jahre hinweg besuchte ich einmal die Woche einen VHS-Yogakurs. Am 13. August 2018 nahm ich an der Reihe „Yoga auf dem Fernsehturm“ teil. Diesen Abend hatte ich meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt und er sollte mein ganzes Leben verändert.

Kennst Du das, wenn Du weißt, dass etwas Unglaubliches passiert?

Die Stunde wurde von Britta und Sibylle angeboten, den Inhaberinnen des Yoga Loft West. Sibylle nahm mich zur Begrüßung gleich in den Arm und Britta leitete die Stunde so präzise an, dass ich sie mit geschlossenen Augen hätte praktizieren können.

In den folgenden Wochen stieß ich immer wieder auf die im Yoga Loft West angebotene Yoga-Lehrer*innen-Ausbildung und begann zu überlegen. Ich wollte schon länger tiefer in die Yoga-Philosophie eintauchen, mehr wissen, mehr lernen. Noch bevor das Jahr zu Ende war, meldetet ich mich an.

Yoga-Teacher-Training

Noch nie habe ich so viel geweint, wie im Yoga-Teacher-Training. Hier fühlte ich mich richtig und anerkannt, aber mir wurde auch bewusst, dass mein Leben, so wie ich es lebte, nicht zu mir passte. Ich achtete viel zu sehr darauf, was andere Leute von mir dachten, ich hatte kaum Selbstbewusstsein und wusste nicht, was ich wirklich wollte. Mir fehlte einfach der Sinn im Leben.

Doch während der kommenden fast zehn Monate Teacher Training legte ich den Grundstein mehr. Das Eintauchen in Yoga und die Philosophie veränderte mich komplett, tut es noch heute. Ich lernte nicht nur, wie ich Yoga anleite, ich lernte so viel mehr.

Yoga ist mehr als nur Entspannung

Viele Menschen verbinden mit Yoga Entspannung und ja, wenn ich Yoga praktiziert habe, bin ich anschließend entspannt. Allerdings ist Yoga viel mehr. Durch die Verbindung von Atem und Bewegung wird der Körper und der Geist in einen Zustand versetzt, der keinen Platz für anderes lässt, alles fließt.

Yoga kann anstrengend sein, herausfordernd, aber auch sanft und gelassen.

Yoga kennt keine Vergleiche

Wer kennt sie nicht, die Yogi und Yogini, die sich unglaublich verbiegen können. Daneben kann man sich ganz schön klein fühlen. Aber genau das ist falsch. Yoga kennt keine Vergleiche. Jeder Körper ist anders, jeder Mensch ist anders. Erst wenn Du verstanden hast, dass nur wichtig ist, was Du fühlst, wie Du für Dich praktizierst, für Dich lebst, wirst Du Freiheit erlangen.

Ich glaube, dass dies auch eine meiner größten Erkenntnisse war, die sich auf meinen ganzen Alltag auswirkt. Jeder Mensch ist einzigartig. Wir alle haben unsere Stärken und unsere Schwächen. Und diese machen uns liebenswert. Es gibt da dieses schöne Zitat:

„Jeder von uns ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben lang glauben, er ist dumm!“

Ich habe eine Kollegin, die wunderbar singen kann. Sie singt immer wieder mal im Büro zwischendurch und ich freue mich jedes Mal, ihre Stimme zu hören. Ich kann leider gar nicht singen, dafür kann ich anderen Menschen gut zuhören und Ihnen dabei das Gefühl geben, ganz bei Ihnen zu sein.

Im Yoga kann ich beispielsweise keinen Spagat, konnte ich noch nie und egal wie sehr ich mich anstrenge, ich werde wohl niemals einen Spagat können. Aber das ist ok. Es ist nicht wichtig, ob ich ihn kann. Wichtig ist, dass das was ich tue, mir guttut. Ich höre auf mich und meinen Körper. Er kennt meine Grenzen.

Yoga im Alltag leben

Der Weg zur Erleuchtung, wie Buddha ihn gegangen ist, besteht aus acht Gliedern. Viele kennen nur drei. Die Asanas – die klassischen Yoga-Übungen, Mediation und die Atmung. Doch in diesem Pfad gibt es auch Regeln oder Anleitungen, etwa wie Du mit Deiner Umgebung und anderen Menschen umgehst oder mit Dir selbst, Selbstreflektion. Achtsamkeit ist genauso wichtig wie die anderen Glieder. Dabei wird nicht ein Punkt nach dem anderen abgearbeitet, sondern alles existiert nebeneinander. Das letztendliche Ziel dieses Weges ist Samadhi, die völlige Ruhe des Geistes.

Diese Regeln, die vermutliche zwischen 600 vor Christus bis 200 nach Christus (hier gibt es unterschiedlichen Auffassungen) verfasst wurden, haben auch heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Sie können gute im Alltag umgesetzt werden und sind heutzutage – meiner Meinung nach – wichtiger denn je.

Ich versuche vieles aus der yogischen Philosophie in meinem Alltag zu beachten. Ich bin Vegetarierin, esse kein Fleisch oder Fisch, keine Wurst. Im Umgang mit anderen Menschen versuche ich offen und unvoreingenommen zu sein. Denn was ich sehe, ist nur eine Seite, nur meine Perspektive. Im Umgang mit mir selbst bin ich nachgiebig und praktiziere Selbstliebe. Immer wieder nehme ich mir im Alltag Zeit für eine tiefe Atmung, konzentriere mich darauf meine Schultern sinken zu lassen und mich kurz zu entspannen.

Die Welt ist schnell, laut und voll geworden. Mit den sozialen Medien sind wir in Sekunden am anderen Ende der Welt. Wir sind immer abrufbereit und am meisten leidet darunter unsere Konzentration. Viele Menschen greifen immer wieder automatisch zum Handy, selbst wenn sie gerade keine Nachricht bekommen haben.

Warum ich Yoga lehre

Ich sehe so viele Menschen, denen es im Alltag nicht gut geht. Da gibt es Menschen, die sich unglaublich anstrengen, damit sie das Gefühl haben gut genug zu sein. Es gibt Menschen, die anderen zeigen möchten, dass das Leben, welches sie leben unglaublich ist, sich aber zu Hause dann sehr einsam fühlen. Dann gibt es die, deren Herz durch Schmerz und Trauer verschlossen ist, welche, die als Kinder nicht geliebt wurden und nun denken die ganze Welt ist schlecht.

Yoga erreicht sie alle. Wenn Du den Fokus auf Dich und Deine Atmung setzt bist Du ganz bei Dir. Wenn Du Dir Zeit für Deinen Körper und Deine Seele nimmst, kommst Du bei Dir an. Alles beginnt und endet bei Dir. Du kannst die Menschen auf dieser Welt nicht ändern, aber Du kannst Dich ändern. Du kannst Deine inneren Verletzungen und Wunden heilen, indem Du Dir selbst zuhörst. Wenn Du innerlich zur Ruhe kommst, hat das unmittelbare Auswirkungen auf alles in Deinem Leben.

Ich möchte anderen Menschen zeigen, was Yoga zu leisten vermag. Dabei gebe ich lediglich einen kleinen Anstoß, alles andere passiert meist von alleine, wenn er oder sie sich Zeit nimmt für sich.

Wie Yoga mich persönlich verändert hat

2013 wurde bei mir eine schwere Depression diagnostiziert. Finanzielle Schwierigkeiten, mangelnde Selbstliebe, Mobbing durch eine andere Person, all das führte dazu, dass meine Seele sich zu verdunkeln begann. Depressionen liegen bei uns in der Familie, mehrere Generationen sind daran erkrankt. Als ich mit Tabletten so weit wieder hergestellt war, dass ich so etwas wie Freunde empfinden konnte, begann ich eine Therapie. Nach Abschluss der Therapie versprach ich mir selbst, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Yoga half mir auf meinem Weg.

Mit Beginn der Yoga-Ausbildung veränderte ich mich. Es begann ganz zart und leise. Ich wurde selbstbewusster, meine inneren Verletzungen und Wunden begannen zu heilen, ich lernte loszulassen. Vorher wusste ich was ich nicht mehr wollte, nun begann ich zu entdecken, was ich wollte, begann einen Sinn in dem zu finden, was ich tat. Mein Körper wurde stärker, meine Seele wurde freier und ich machte mich auf dem Weg zu einem Leben, von dem ich keinen Urlaub mehr brauche. Doch die größten Veränderungen kam danach. Ich schloss das Teacher-Training im Februar 2020 ab, kurz darauf legte Corona die Welt still.

In mir arbeitete es weiter und mit jedem Tag entwickelte ich mich weiter. Bereits in den Jahren davor haben wir immer wieder Dinge aussortiert, die wir nicht mehr benötigten. Doch nun – während Corona – trennten wir uns quasi von unserem halben Hausstand. Bastelmaterialien, die wir nicht mehr verwendeten, alte Spiele, Kleidung, Koffer die zu viel waren, Tupper…alles wurde verkauft, verschenkt, gespendet oder landete – wenn es kaputt war – im Müll.

Kennst Du das, wenn Du kurz innehältst und plötzlich steigt in dir dieses tiefe Gefühl der Zufriedenheit auf. Du weißt, dass alles gut ist und Dir nichts im Leben fehlt. Dieses Gefühl hatte ich immer öfter, einfach so, aus dem nichts. Ich begann Dankbarkeit in mein Leben zu integrieren, ich war und bin so dankbar für die Möglichkeiten, die ich hatte und habe. Auch heute ist diese tiefe Zufriedenheit Bestandteil meines Lebens.

In meiner ersten Yoga-Stunde war ich total nervös. Ich verhaspelte mich ein paar Mal. Mittlerweile unterrichte ich schon über ein Jahr und bin viel sicherer geworden. Ich bereite mich immer gründlich auf die Stunden vor und wenn meine Yoga-Schüler*innen sagen: „Ich höre nur Deine Stimme und bin schon entspannt“ ist das ein wunderschönes Kompliment und ein Zeichen dafür, dass ich mich in die richtige Richtung entwickelt habe.

Yoga ist so viel mehr

Es gibt keinen Tag an dem ich nicht an Yoga denke, praktiziere oder darüber etwas lese. Die yogische Philosophie ist mittlerweile fester Bestandteil meines Lebens. Ich bin unglaublich glücklich, dass die Zahnärztin mir den Vorschlag gemacht hat, denn so habe ich einen Weg Richtung Zufriedenheit und Glück eingeschlagen. Weil ich mich durch diese Lebensweise so stark weiterentwickelt habe, möchte ich sie weitergeben. In Gesprächen, in Kursen, über meinen Blog und über Beiträge, denn ich glaube, dass jeder Mensch davon profitieren kann. Wenn wir uns selbst, unserem Körper und unserer Seele Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schenken, geht es uns nicht nur besser, wir können es auch an andere weitergeben.

Ich selbst bin Schülerin, ich lerne jeden Tag Neues, arbeite an mir und entwickle mich weiter. Und ich freue mich über jeden Menschen, den ich inspirieren oder anstecken kann mit meiner Leidenschaft.

Namaste Julia

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