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Linker Arm ganz schwer – Autogenes Training im Selbstversuch

Vor einigen Monaten entdeckte ich im Büchertauschregal ein originalverschweißtes Buch über Autogenes Training. „Kost ja nix“ hab ich mir gedacht und das Taschenbuch kurzerhand mitgenommen. So richtig viel anfangen konnte ich mir dem Begriff nicht aber man lernt ja nie aus und wer weiß, vielleicht lernt man ja sogar mal was dazu.

Das Buch selbst ist mit seinen knapp 150 Seiten schnell gelesen. Eine einfache Aufklärung, was es mit Autogenem Training auf sich hat sowie eine Anleitung für Anfänger und viele Beispiele und Affirmationen für Fortgeschrittene. Die optimistischen Versprechen haben mich tatsächlich neugierig gemacht also hab ich das ganze einfach mal ausprobiert.

Autogenes Training ist ein auf Autosuggestion basierendes Entspannungsverfahren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Autogenes_Training

Was soll ich sagen – kurz zusammengefasst: schwer kann ich, warm nicht.

Man braucht nicht viel, das finde ich ja sympathisch. Aber was man braucht, ist gar nicht so einfach zu bekommen. Kaum schließe ich die Augen, höre ich Flugzeuge, den Kühlschrank oder/und das heisere Krähen des Nachbarshahn. Letzterer scheint eh genau dann einen Anfall zu bekommen, wenn ich meine Übung machen möchte. Kann natürlich sein, dass der Gockel generell sehr mitteilungsbedürftig ist aber mir das nur auffällt, weil ich mich so schlecht auf meine Übungs-Sprüchlein konzentrieren kann.

Das Sprüchlein selbst ist einfach und wird im Zwei-Wochen-Rhythmus um je eine Affirmation erweitert. Man startet, indem man sich vorsagt „Rechter (oder linker) Arm ganz schwer“. Das wird dann ergänzt um „Rechter (oder linker) Arm ganz warm“ und so geht es dann weiter. Die Entspannung finde ich einfach, innerhalb eines Atemzuges nimmt mein Körper die Konsistenz eines nassen Sandsacks an. Aber warm wird nichts, egal wie sehr ich mich konzentriere.

Nur ist es mit der Konzentration ganz schön weit her, das klappt überhaupt nicht. Während eine Ebene meines Hirns brav den Text runterspult, scheint eine zweite Ebene sich zu verselbstständigen. Ist das eigentlich normal, dass man denkt, während man denkt? Hab ich Stimmen in meinem Kopf? Und warum plant mein Hirn schon den nächsten Tag während ich doch so gerne im Moment verweilen möchte? Anfängerfehler, da geht ganz schön der Punk ab im Oberstübchen. Hat ja auch keiner gesagt, das Meditation und Co. einfach währen.

Ich kann mich zwar für das Autogene Training nicht erwärmen, finde aber generell Gefallen an Entspannungstechniken. Ein bisschen kenne ich das von einer ehemaligen Yoga-Lehrerin. Die hat mit uns im Kurs Verschiedenes ausprobiert und mal abgesehen vom typischen Schnarchen mancher Mitsportelnden war ich danach wirklich erholt. Ok, das mit der Klangschale war auch nicht so meins obwohl unsere alte Salatschüssel sich dafür echt angeboten hätte, die hat auch so schön gong gemacht.

Andererseits passen tägliche „Zwangsentspannungen“ gar nicht in mein Leben. Manchmal bin ich einfach am Rotieren und dabei keineswegs gestresst. Oder ich fühle mich gestresst und finde meinen Ausgleich dann im Wald oder im Gespräch mit einer Freundin. Und sowieso ist das Autogene Training ja eher eine Vorbeugemaßnahme gegen akuten Stress. Ist er erst mal da, ist es vielleicht zielführender, den Stress rauszulassen und z.B. beim Sport abzubauen, als sich einzureden, man sei „ganz ruhig“. Und hilfreiche (Atem-)Übungen dazu gibt es auch abseits des Autogenen Trainings.

Die Gedanken kann ich ja durchaus schweifen lassen oder auch mal an nichts denken. Die Selbstsuggestion mag dazu ergänzend ebenfalls gut geeignet sein. Wenn ich mir körperliche Reaktionen wie ein Wärmegefühl einreden soll, sich diese aber partout nicht einstellen wollen, passt vielleicht auch einfach der Text nicht. „Ganzer Kopf ganz leer“ wäre mal eine gute Affirmation…

Ganz leer ist mein Kopf auch nicht, wenn ich mir die Entstehungsgeschichte des Autogenen Trainings anschaue. Entwickelt wurde diese Entspannungsmethode von J. H. Schulz, zur Zeit des Nationalsozialismus ein Befürworter der Euthanasie der sich auch aktiv an der Verfolgung von Homosexuellen beteiligt haben soll. Damit kein Schatten auf den Heilsbringer Autogenes Training fällt, wird in dem von mir aufgelesenen Buch Schultz´ Karriere während der NS-Zeit totgeschwiegen. Lässt sonst sich halt einfach nicht so gut vermarkten.

Dieses Hintergrundwissen kann ich nicht einfach ausblenden. Es mag ja sein, dass die Entspannungstechnik vielen Menschen hilft aber irgendwie hinterfrage ich für mich ständig, ob ich etwas, das von einem dermaßen großen Arschloch ersonnen wurde, wirklich machen möchte. Von wegen keine Nebenwirkungen – die Beschäftigung mit dem Hintergrund und der Entstehung hinterlässt nicht nur einen faden Beigeschmack, sondern löst eher einen enormen Brechreiz aus.

Zum Glück gibt es ja einen ganzen Strauß alternativer Entspannungsmethoden. Die Technik der Autosuggestion an sich kann man auch abseits des Autogenen Trainings lernen. Vielleicht versuche ich das mal oder beschäftige mich ganz allgemein mit Meditation. Soll ja verdammt gut fürs Hirn sein.

Ich habe für mich den Selbstversuch Autogenes Training erfolglos beendet und den Versuch, mir selbst was vorzumachen einzureden, beerdigt. Entweder bin ich nicht sehr überzeugend oder zu kritisch. Ich bilde mir zwar ein, nie besonders leichtgläubig gewesen zu sein aber offensichtlich ist es mit dem Einbilden selbst wiederum auch so eine Sache.

Einbildung ist auch eine Bildung.

40 thoughts on “Linker Arm ganz schwer – Autogenes Training im Selbstversuch

  1. Ja, es ist vollkommen normal, dass das Gehirn sich nicht so leicht abschalten lässt. Sich zu verordnen, nichts zu denken, dafür gibt es das schöne Beispiel „Denken Sie jetzt nicht an einen weißen Elefanten“. Wenn du dir das vornimmst, kannst du nur an weiße Elefanten denken 😄. Ich mache zur Zeit wieder Yoga, da beginnen und beenden wir die Stunde mit Entspannung. Die Yoga-Lehrerin sagt uns dann mit Gong-Begleitung z.B. „dein rechtes Bein ist ganz entspannt“ usw. Das finde ich auch schwierig, wie fühlt sich denn ein entspanntes Bein an? Ich stelle mir dann vor, dass ich quasi über mir schwebe und mein Blick das Bein entlang „streichelt“, das funktioniert ganz gut. Am schwierigsten ist wie du sagst, das Gedankenkarussel abzustellen. Ich bin ja seit Kindheit gut geübt darin, Bilder oder Geschichten abzurufen, als wir letzte Woche uns eine verschneite Wiese vorstellen sollten, lief das für mich ziemlich einfach. Ansonsten versuche ich, an einem Begriff, bei einer Vorstellung zu bleiben, und wenn die Gedanken abdriften, wieder dahin zu denken.
    Ich habe es als ich studiert habe auch mit Autogenem Training im Selbstversuch probiert. Muss man nicht sagen „mein“ rechter Arm ist ganz schwer? Ist schon lange her, ich weiß es nicht mehr.
    Schwierig finde ich die Sache mit dem Erfinder des Autogenen Trainings, offensichtlich eine echt unangenehme Type. Aber der Sache nach ist es ja kein Geheimnis, dass die menschliche Vorstellungskraft viel zu leisten vermag. Ich mache Yoga, ohne dass ich dem esoterischen und spirituellen Klimbim, der da dran hängt, irgendwas abgewinnen kann. Für mich funktioniert es auch ohne Ohmm 😄.
    Entspannte Grüße, Petra

    1. Wie gut das mit der Entspannung beim Yoga funktioniert, hängt auch immer ein bisschen vom Trainer / von der Trainerin ab. Da hatte ich bisher meist Glück und die Abschlussentspannung habe ich immer als Zeit ganz alleine für mich wahrgenommen – ohne Gedankenreise oder anderen Input mag ich das am liebsten.
      Ich weiß nicht, wie genau man sich an die Sätze im Autogenen Training halten muss, damit sie eine Chance haben, zu funktionieren. In dem Buch hat das „mein“ gefehlt, ohne dass mir was gefehlt hätte. Ich hätte jetzt mal vermutet, dass es nicht so streng ist aber was weiß ich schon 😄. Vielleicht muss ich nur mal denken, „mein linker Arm ganz warm“ und das Scheißding fängt Feuer 😂
      Liebe Grüße
      Vanessa

  2. Der Hintergrund der Entwicklung war mir nicht bekannt. Bei mir funktioniert auch nur Schwere, keine Wärme. Klangschalenklänge und -schwingungen mag ich sehr gerne.

    Hab einen schönen Tag!

    1. Den Klang mag ich auch. Eine Yogalehrerin hat die Klangschale mal bei jedem auf dem Bauch positioniert – das mochte ich nicht. Lag auch daran, dass ich nicht wusste, wann es soweit ist und dann gar nicht entspannen konnte 🙄
      Dir auch einen schönen Tag Abend!

  3. Liebe Vanessa,
    alleine kann ich kein Autogenes Training … da bin ich ein zu unruhiger Geist.
    Da fallen mir 1000 Dinge ein, die ich noch erledigen könnte.

    Aber nach Yoga finde ich so eine kurze Entspannungseinheit mit Autogenen Training KLASSE.

    Herzliche Grüße
    Jutta

  4. Oh ich kenne das, ich denke auch immer an alles mögliche, wenn ich nicht denken will. Gerade klappt das wunderbar, das Entspannen und zwar beim Morgenkaffee am Strand. Ob ich mir Zuhause dieses Bild abrufen kann. Das wäre klasse.
    Ich bin bei Dir, hast Du das Buch entsorgt?!
    Liebe Grüße aus Ban krut, Tina

    1. Tatsächlich darf das Buch weiterwandern – das Papier hat ja nichts verbrochen und vielleicht hilft anderen die Methode ja. Ich nehm da auch lieber die Variante „Strand & Meer“. Man kann ja zur Not noch mit einem schönen Erinnerungsfoto nachhelfen!
      Liebe Grüße
      Vanessa

  5. Autogenes Training kann eine wirklich tolle Sache sein. Ich sollte das als Teenager auch eine Zeit lang machen, um für eine bessere mentale Gesundheit zu sorgen und den massiven Verspannungen von Nacken und Kopf entgegen zu wirken. Man muss dazu wissen, dass ich Migräne-Patientin bin und gerne mal unter Spannungskopfschmerzen leiden. Es ist schon eine schöne Sache.

    1. Wenn man das beherrscht, ist das bestimmt klasse. Vielleicht hätte ich noch länger dran bleiben müssen aber für mich hat es sich einfach nicht richtig angefühlt. Da ich das aber quasi grundlos mache, habe ich auch keinen Druck, eine für mich passende Methode zu finden. Irgendwann läuft mir was über den Weg.

  6. Obwohl ich mich für einen gechillten Menschen halte, Yoga liebe und Klangschalen mag, bin ich furchtbar schlecht im Meditieren (was ja ähnlich ist). Darum habe ich heftig genickt, geschmunzelt (ob der Geräusche) und mich gewundert bzw., gelernt (die Geschichte kannte ich auch nicht).

    Vielleicht braucht das Ganze auch keinen Namen, wenn man sich entspannen möchte. Weil ich glaube, wenn man auf sich hört, dann findet man eine Technik.
    Danke für diesen schönen UND lehrreichen, sehr menschlichen Beitrag.

    Liebe Grüße
    Nicole

    1. So richtig Meditieren hab ich noch nicht ausprobiert – das ist ja auch etwas, dass man nicht mal eben einmal ausprobiert und es klappt gleich. Für sich selbst einen funktionierenden und womöglich völlig namenlosen Weg zur Entspannung zu finden – das geht doch nicht! Wer soll denn sonst die ganzen Bücher dazu lesen 😉
      Liebe Grüße
      Vanessa

  7. Mit dem autogenen Training bin ich noch nie richtig klargekommen. Die Hintergrundinformationen sind mir auch neu. Die progressive Muskelentspannung nach Jacobson bringt mir da schon mehr (darf aber nicht jeder machen, dazu gibt es Studien). Einfache Atemübungen helfen am besten bei Anspannung.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. So einfach Atemübungen klingen (und meist auch sind) finde ich sie beeindruckend effektiv. Ich merke immer, wie flach ich atme, wenn ich am hetzen bin und wie schnell sich der Körper wieder beruhigt, wenn mal tief Luft holt. Das ist schon so banal, dass wir es immer wieder vergessen. Die progressive Muskelentspannung hab ich auch schon kennengelernt, wusste aber nicht, dass es da Einschränkungen gibt. Weißt du warum?
      Liebe Grüße
      Vanessa

  8. Ich hatte in der Reha progressive Muskelentspannung. Alle sind eingepennt nur ich hab rumgezappelt und mein Hirn hat noch mehr Karusellrunden gedreht. Bin aber dann durch Zufall auf Qi Gong gestoßen und bei uns im Ort gibt es eine Lehrerin die macht Qi Gong mit TaiChi das hat mir gut getan, allerdings schlief das ein wegen Corona. Ab und an mach ich noch ein paar Übungen.
    Und oft reicht ja auch ein langer Spaziergang durch den Wald und Wiese.
    Liebe Grüße
    Ursula

    1. Qi Gong probiere ich gerade an der VHS aus. Ich war einfach neugierig, was das so ist. Man kennt ja nur die plakativen Bilder von tiefenentspannten Asiaten, die das im Park üben. Der lange Spaziergang im Wald toppt bisher aber tatsächlich jede andere Methode, um den Kopf frei und den Körper entspannt zu bekommen.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  9. Cool! Meine Favoriten in der Hinsicht : Yoga Nidra und ATT (gibt es vieles auf YouTube). Ist definitiv auch gut, um Körperwahrnehmung und Konzentration zu lernen/ zu üben. Viele Grüße!

    1. Klingt auch interessant, Körperwahrnehmung und Konzentration könnten echt nicht schaden. Ich turne sonst nicht nach Videoanleitung, wäre mal was Neues.
      Liebe Grüße!

  10. **Einbildung ist auch eine Bildung.** – manchem seine einzige – heisst es hier…. :-DDD
    autogenes training – ganz hot in den 80ern – war mir schon immer suspekt – so manipulativ…..
    interessant, dass im westen (der welt) die leute das yoga und die meditation für entspannungstechniken halten – das gegenteil ist der fall: yoga für körperspannung, damit man das stunden- bis jahrelange hocken im lotussitz durchhält und das ziel von meditation ist schlicht ERLEUCHTUNG……. von entspannung ist in den veden keine rede 😀
    xxx

    1. Das mit der Entspannung kommt wahrscheinlich von der Abschlussentspannung, die sich an so manche Yoga-Stunde anschließt. Manche Nebenlieger waren da so tiefenentspannt, dass sie zu schnarchen angefangen haben. Ob sie dabei die Erleuchtung gefunden haben, wage ich mal zu bezweifeln 😄

  11. Ich hatte vor 10 Jahren die Diagnose Burn Out und auch eine Therapie, ein Teil davon war die Muskelentspannung nach Jacobsen. Und das hat mir wirklich sehr geholfen. Wenn ich heute tagelang Stress habe, mache ich diese Übungen immer noch, damit ich mich und meinen Körper entspanne. LG Romy

    1. Das ist cool, dass du da auf so eine gut funktionierende Methode zurückgreifen kannst. Manchmal lernt man doch was fürs Leben – und solche Diagnosen will man echt kein zweites Mal bekommen!
      LG
      Vanessa

  12. Ich weiß nicht, in wie weit Hypnose auch eine Art autogenes Training ist, jedenfalls scheint das in einigen Bereichen durchaus zu funktionieren. Ich habe Bekannte, die haben mit dieser Methode von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufgehört. Die beiden Bekannte haben mir unabhängig voneinander berichtet und haben sich nicht gekannt. Scheint also was dran zu sein, dass man sich in eine Art heilsame Trance versetzen kann. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich vielleicht nicht zehn Jahre dafür gebraucht 😉

    1. Autogenes Training ist wohl eine Art Selbsthypnose. Wenn man da eine gute Anleitung bekommt und übst, kann das sicher gut funktionieren. Man muss aber auch zu Rauchen aufhören wollen. Daran scheiterts leider bei meinem Mann. Da hilft es auch nicht, wenn man um die negativen Nebenwirkungen ebenso, wie um die vielen „Heil“-Möglichkeiten weiß.

  13. Ooh.. ich hasse autognes Training! Dafür bin viel zu hibbelig und kann es schwer in geschlossenen Räumen aushalten. Mein Göttergatte hingegen liebt es und baut es oft in sein Training (er ist Trainer für Moderne Schwertkunst und Hema) mit ein. Genau wie Qigong oder Thai Chi. Es ist nicht so, dass ich es noch nicht probiert habe. Ich übe mich auch ab und an darin. Die Entstehungsgeschichte kannte ich bisher nicht und ich bin mir sicher mein Mann kennt sie auch nicht – sonst wäre AT schon raus aus seinem Trainingsprogramm. Herzliche Grüße, Nicole

    1. Ich versuche ja eigentlich meine Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. In meinem Job mache ich viele Dinge gleichzeitig – wobei das eigentlich gar nicht geht – und mein oft Tag ist ziemlich voll mit völlig unterschiedlichen Aufgaben und Themen. Der beste Ausgleich ist bisher immer noch ein langer Spaziergang im Wald. Geht nur nicht immer.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  14. Irgendwie steh ich ja allem etwas skeptisch gegenüber, mit dem schlussendlich eigentlich nur Geld verdient werden möchte. Aber natürlich gibt es so manches, dessen Sinnhaftigkeit sich dann doch nicht abstreiten lässt. Allerdings funktioniert das mit dem Entspannen bei mir mindestens so gut beim Stall-Ausmisten oder bei einem Spaziergang durch den Wald, gerne auch bei Regen (und ich wäre dabei noch nie auf die Idee gekommen, Bäume zu umarmen. Die finden das vielleicht nämlich auch nicht so angenehm, von jedem Dahergelaufenen so völlig distanzlos bedrängt zu werden! 😉). Der Vorteil bei der Geschichte ist ausserdem, dass ich mir dafür nicht mal extra Zeit freischaufeln muss, weil beides ja eh‘ in meinen Tagesablauf eingeplant ist.
    Dass Gehirne sich dann und wann verselbstständigen und ungefragt viel zu laut und zu intensiv denken, das kenne ich leider nur zu gut und habe auch schon einen ganzen Post darüber verfasst. Aber nun, das habe ich zu handeln gelernt und amüsiere mich manchmal sogar drüber, wenn ich mich dabei ertappe….
    Was diesen Herrn Schulz und „sein“ autogenes Training angeht: hab ich nicht gewusst, und es schockiert mich tatsächlich.
    Wie auch immer, ich konnte mich noch nie und werde mich wohl auch nicht mehr für solche Techniken erwärmen. Aber jeder so, wie er gerne möchte!
    Herzliche Grüsse!

    1. Ich hatte schon das Vergnügen (und das war es wirklich) mit einer „Baumumarmerin“ durch einen Park zu spazieren. Sie ist da sehr respektvoll vorgegangen und ich hätte den Baum fast beneidet. Bei all der Esoterik fand ich es aber einfach schön, wie aufmerksam und dankbar sie die Natur wahrgenommen hat. Viele merken ja gar nichts mehr von der Welt um sie herum vor lauter Handy und anderen Ablenkungen. Den Spaziergang im Wald bekomme ich leider nicht fest eingeplant und wenn es gerade nach der Arbeit schon dunkel draußen ist, ist das auch nichts mehr für mich. Da verselbstständigt sich mein Hirn dann auch und ich bin alles andere als entspannt. Stall ausmisten ist keine Alternative und nein, ich miste nicht den Hühnerstall der Nachbarin aus. Die ist nämlich so unentspannt, die braucht das selbst 😉 Bis es endlich wieder heller wird, muss der Lesesessel genügen.
      Liebe Grüße!

  15. Das Autogene Training war in meiner Sturm- und Drangphase meine Rettung. Und klar. Gedanken fließen immer mehr oder weniger, auch hier. Ich konnte mir immer alles vorstellen, außer Schwere. Wärme ging super und das hilft mir sogar heute noch.
    Ich wusste nicht, dass der Begründer von AT so ein Nazi-Arsch war und das irritiert mich nun schon sehr.
    Eugen Bircher, der Mischer des leckeren Müslis, war übrigens auch dabei. Und das als Schweizer.

    LG
    Sabiene

    1. oh, ich meine mich sogar mal ein einen kleinen Skandal wegen dem Bircher-Müsli zu erinnern. Gibt´s das eigentlich noch unter der Bezeichnung im Supermarkt? Wobei ich eine gute Sache nicht unbedingt deshalb verteufeln will, weil ein Idiot drauf gekommen ist. Manches wird ja von vielen entdeckt oder erfunden, z.B. Nudeln, und bei anderen Sachen ranken sich die Gerüchte um die Herkunft. Nur sollte man den „Erfinder“ dann nicht auf ein Podest heben, wenn er eben auch viel Scheiße am Stecken kleben hat. Da mein Hirn aber beim Autogenen Training eh schon sein ganz eigenes Training verfolgt, beschäftigt es sich leider auch damit. Das Thema Selbsthypnose wiederum ist ganz ähnlich aber da sind schon viele andere drauf gekommen. Am Ende muss es halt einfach für die Person funktionieren.
      LG
      Vanessa

  16. Liebe Vanessa,
    Du bist nicht alleine damit. Mit autogenem Training konnte ich auch noch nie was anfangen. Zugegeben auch mit Yoga und anderem nicht. All diese Techniken erschließen sich mir nicht, im Gegenteil. Sie machen mich eher unruhig. Reine Atemtechniken aber funktionieren ganz gut. Ich denke, jeder muss einfach seinen eigenen Weg finden, um sich zu erden und sich zu finden.
    Liebe Grüße
    Britta

    1. Wenn es im Außen ganz ruhig wird, kann es schon mal vorkommen, dass es im Inneren echt unruhig wird. Kenn ich auch und da ist ein Spaziergang entspannender als jede Entspannungsübung. Das mit dem Atmen funktioniert aber überraschend gut – vergisst man im Alltag nur leider zu oft.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  17. Hey,
    mein fast Fachgebiet :).
    Ich selber kann gute Tipps gehen, heisst aber noch lange nicht, dass ich alle selber nutze. Ich denke auch, jeder findet seine eigene Art der Entspannung und kann viele Methoden ausprobieren. Das richtige Atmen nutze ich sehr gerne. Yoga geht gar nicht für mich, genauso wie Traumreisen. Die mache ich zwar selber, mich selber darauf einzulassen fällt mir schwer. Dafür ist meine Meditation die Natur und hier kann ich wirklich super loslassen.
    Liebe Grüße!

    1. Naja, sagt ja keiner, dass man immer bei der Reisegruppe bleiben muss und nicht mal eine andere Abzweigung nehmen kann 😉. Ich tue mich da auch schwer, habe meist ein ganz anderes Reiseziel und finde mich dann eher in einem trubeligen Hauptbahnhof wieder als am einsamen Traumstrand… – dann lieber direkt in die Natur 😄
      Liebe Grüße!

  18. Entspannung ist so wichtig. Autogenestraining hat bei mir bisher aber nicht funktioniert. Seit knapp einem halben Jahr mache ich aber regelmäßig Yoga und das tut mir richtig gut. Ich kann es nur jedem empfehlen! Schaffe ich es eine Woche nicht zum Yoga fehlt mir richtig was. Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich das so fest in mein Leben etabliert.
    Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntagnachmittag!
    Liebe Grüße, Saskia Katharina

    1. Glückwunsch! Wenn man was gefunden hat, dass einem richtig gut tut und Spaß macht, bleibt man auch gerne dran. Ich hab schon so einige Sachen ausprobiert und weiß, wie gut man sich Ausreden zurechtlegen kann. Bei Mannschaftssportarten war ich immer am schnellsten raus, Fitnessstudios nerven mich auch und beim Jazztanz in der Schule musste ich immer ganz hinten stehen, weil ich so unbeweglich bin. Beim Yoga bin ich bis heute geblieben, selbst wenn ich gerade keinen Kurs mache. Jetzt wo ich so drüber nachdenke, hätte ich mal wieder Lust auf einen 😊.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  19. Hahaha, dein Artikel erinnert mich sehr daran, wie ich einmal Meditation ausprobieren wollte und dafür sogar extra einen Kurs besucht habe. Der Lehrer war männlich und die meisten Teilnehmerinnen waren mehr damit beschäftigt, ihn anzuhimmeln und sich gegenseitig damit zu übertreffen, wie toll sie doch ihre Gedanken loslassen können. Bei mir hat das leider eher das Gegenteil ausgelöst und ich war nach der Meditation eher weniger gelassen und entspannt, sondern genervt und gereizt. Long Story short, ich bin dann einfach nicht mehr hingegangen und gehe heute lieber in den Wald zum laufen 😝
    GLG
    Miriam

    1. Auweia, das klingt eher nach peinlicher Seifenoper als nach echter Entspannung. Erinnert mich ein bisschen an den Yoga-Trainer im Urlaub. Ich bin ja für Animation so gar nicht zu haben aber als unbeteiligter Beobachter wars lustig. Ein hübscher Kerl aber leider wenig begabt. Hat aber ausgereicht, um einen ganzen Haufen Damen zur Yoga-Stunde am Strand zu animieren. Bin dann auch lieber abgetaucht für nachhaltige Tiefenentspannung 😉
      LG
      Vanessa

  20. Der Blogtitel hat bei mir einen – sehr entspannenden – Lachanfall ausgelöst, erinnerte ich mich doch an ein Ereignis in meiner Anfangszeit als Lehrerin, als einer der damaligen AT-Päpstinnen, Gisela Eberlein, in meiner Schule entsprechende Sitzungen angeboten hat. Meine Schüler sind dabei sofort eingeschlafen, während bei mir das parallele Denken eingesetzt und sich der gewünschte Effekt ad absurdum geführt hat.
    Diese NS- Verwandtschaft im Denken gibt es ja doch bei vielen esoterischen Lebenshilfen. Ich habe in den 1980er Jahren versucht, die Ernährungsgebote von Max Otto Bruker einzuhalten. Der hatte sich schon zu diesem Zeitpunkt rechten Ideologien verschrieben, aber auch noch für eine NPD-Grüne Liste kandidiert. Alles nicht verwunderlich, war er doch Bircher Adept.
    Übrigens gehöre ich auch zu denen, die keinen Stress empfinden, wenn sie rotieren, vor allem für eine Sache, hinter der ich stehe und die mich fasziniert. Da ist mir nichts zu viel, zu schwer. Gestresst fühle ich mich eher in Lebenslagen, in denen mir klar ist, ich kann nichts tun oder wenn die Ansprüche von außen gestellt werden und nicht unbedingt meine Sache sind.
    Wie ich entspanne? Weiß ich nicht wirklich. ich tu’s halt.
    LG
    Astrid

    1. Oje, Ernährungsgebote würden mich ganz schön stressen. Kein Wunder, dass du nach so einem Training nicht so anfällig für Stress bist 😉. Das Bild eines Raumes voller schlafender Schüler mit einer (wahrscheinlich leicht gestressten) AT-Trainerin stelle ich mir sehr lustig vor. Dabei ist gesunder Schlaf ja sooo wichtig! Ausgeschlafen entspannt es sich einfach besser.
      Manche Lebenslagen können auch mal ganz schön anstrengen sein. Ungerechtigkeit stresst mich auch, Ansprüche von außen hängt vom Anspruch ab. Ich glaub aber auch, dass man normalerweise ganz von selbst eine gute Balance haben kann. Der Höhlenmensch konnte ja auch nicht nach jeder Flucht vorm Säbelzahntiger erst mal eine Meditation einlegen. Der hat wahrscheinlich einmal tief durchgeschnauft und gut wars.
      LG
      Vanessa

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