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Was kostet Kein Kind

Oft werden die Kosten kalkuliert, die man veranschlagen muss, wenn man ein Kind versorgen muss (ich staune bei Bekannten schon über die Kosten, die entstehen, bevor das Baby überhaupt auf der Welt ist). Wir können aber zum Glück selbst entscheiden ob und wie viele Kinder wir überhaupt haben wollen und müssen nicht so viele Nachkommen wie möglich als potentielle Altersvorsorge in die Welt setzen. Doch was kostet es eigentlich, wenn man keine Kinder bekommen möchte?

Für den Normalverdiener ist das womöglich nicht mal einer Überlegung wert. Wir sehen es als Selbstverständlichkeit an, dass wir uns Verhütung leisten können. Doch gerade wenn man nur sehr wenig Geld zur Verfügung hat, ist das ein ganz anderes Thema. Zwar gibt es in einigen Fällen finanzielle Unterstützung, doch dafür muss man dann sein Privatleben preisgeben. Für manch einen mag das Thema zu schambehaftet sein, als das der- oder diejenige sich traut, um Geld zu fragen.

Ich will und kann hier weder eine individuelle Empfehlung geben noch eine ärztliche Beratung ersetzten oder irgendetwas bewerben. Mir geht es vielmehr darum, dass wir uns um den Luxus der „schönsten Nebensache der Welt“ einmal bewusst werden und dass es eben nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit ist, sich darüber überhaupt keine Gedanken machen zu müssen. Daher schneide ich auch nur die bekanntesten Punkte aus Kostenperspektive an.

Darf es ein Luxus sein, geschützten Sex zu haben? Und was passiert, wenn das mal schief geht? Wie ist das mit der Kostenübernahme?

Antibabypille

Je nach Art und Hersteller der rezeptpflichtigen Pille kostet die Monatspackung zwischen 7,- bis 20,- € pro Monat. In Summe belaufen sich die jährlichen Kosten also auf circa 84,- bis 249,- €. Diese Kosten werden normalerweise nicht von der Krankenkasse übernommen.

Ausnahmefälle sind beispielsweise eine medizinische Indikation oder das Alter der Frau. Bis zum 18. Geburtstag trägt die Krankenkasse die Kosten, bis zum 22. Geburtstag übernimmt sie die Kosten zumindest noch anteilig. Sofern vom Arzt verordnet, kommt es abhängig von Kommune / Bundesland vor, dass auch das zuständige Amt die Kosten für die Verhütung für Bezieher von Leistungen (z.B. Sozialgeld, Arbeitslosengeld II) übernimmt. Allerdings muss man sich aktiv informieren sowie die Unterstützung aktiv beantragen.

Kupfer- oder Hormonspirale

Die Spirale ist eine häufig genutzte Alternative zur Antibabypille. Die einmaligen Kosten für das Einsetzen liegen je nach Arzt etwa zwischen 160,- bis 500,- €. Hinzu kommen die Kosten für die Spirale selbst, welche aktuell bei circa 120,- € beginnen und bis 350,- € betragen können. Dabei muss allerdings auch die Wirkungsdauer mit einkalkuliert werden, die je nach Modell zwischen 3 und 5 Jahren liegt. Die Kosten für Spirale sowie die separaten Kosten für Einsetzen und Wechsel/Entfernen müssen ebenso wie die Kosten für die Pille selbst getragen werden.

Die Kosten für zusätzlich empfohlene Nach- und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind ebenfalls aus eigener Tasche zu zahlen und liegen im Schnitt zwischen 20,- und 40,- €, wobei der Preis auch vom Arzt abhängig ist.

Kondome 

Die „Verhüterli“ dienen ja (hoffentlich bekanntermaßen) ebenso dem Schutz vor Krankheiten und sind eigentlich für jeden frei zugänglich. Die Stückpreise liegen zwischen 0,20 bis 1,25 € pro Stück und sollten damit eigentlich für jeden erschwinglich sein. Aber als Durchschnittsverdiener kann man sich auch nicht vorstellen, wie es ist, wenn man sich am Monatsende kein Brot mehr kaufen kann. Es ist dann vom Geldbeutel abhängig, ob man sich gerade geschützten Sex leisten kann oder eben nicht. Aber die Lust richtet sich nun mal nicht nach dem Geldbeutel und so werden manche womöglich leichtsinnig. Das Verhütung auf dem Prinzip Hoffnung eine ganz schlechte Idee ist, ist den meisten Menschen sicher klar. Das kann dann um Längen teurer werden, egal wie man sich entscheidet.

Wer die Familienplanung bereits abgeschlossen hat, kann sich auch für (fast) die endgültige Variante entscheiden.

Vasektomie

In der Regel handelt es sich um eine Wunschleistung ohne medizinische Notwendigkeit weshalb die Krankenkassen die Kosten für eine Vasektomie auch nicht übernehmen. Die Gesamtkosten von etwas 400,- bis 600,- € setzen sich zusammen aus Beratungsgespräch, Untersuchung, dem operativem Eingriff selbst und der Nachkontrolle.

Wenn man das gegen einen frei gewählten Durchschnittspreis von 0,60 € pro Kondom gegenrechnet, kommt man auf unglaubliche 1000 Stück. Das klingt erst mal ganz schön viel, ist aber über einen langen Zeitraum von 10 Jahren mit gerade mal 2 Stück pro Woche gar nicht mehr so üppig. Kann man sich also ausrechnen, ob sich das für einen selbst lohnt. Langfristig gesehen gehört die Vasektomie im Vergleich mit anderen Verhütungsmitteln aber sicher zu den günstigsten. Und die Umwelt freut´s auch (hinsichtlich Hormone im Abwasser / Müllvermeidung).

Der „gleiche“ Eingriff ist bei Frauen im Übrigen wesentlich komplizierter und mit 600,- bis 1000,- € meist auch ein ganzes Stück teurer. Auch die Risiken und Nebenwirkungen unterscheiden sich grundlegend und es gibt nur wenige Ärzte, die eine Sterilisation bei Frauen ohne medizinische Notwendigkeit anbieten.

Und auch wenn Mann dem Thema skeptisch gegenübersteht, gibt es nicht nur finanzielle Vorteile. Aber darum geht es an dieser Stelle nicht und das muss auch jeder sehr individuell und für sich persönlich entscheiden.   

Abtreibung

Egal aus welchen Gründen eine ungewollte Schwangerschaft vorliegt, wenn es erst mal soweit ist, bleiben einem nicht viele Optionen.

Glücklicherweise ist Aufklärung zu Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland mittlerweile nicht mehr strafbar. Auch wenn immer noch viele Politiker/innen meinen, über den Körper einer Frau bestimmen zu müssen. Viel schlimmer steht es in anderen Ländern, in denen man sich teilweise zurück in die Steinzeit entwickelt. Da ist Abtreibung [wieder] strafbar, teilweiße sogar ohne jegliche Ausnahme. Das ist nebenbei auch ein sehr gutes Beispiel dafür, warum man wählen gehen sollte und warum man sich generell zumindest ein bisschen mit den Parteiprogrammen beschäftigen muss. Doch ich schweife ab…

In so einer Ausnahmesituation steht man nun nicht nur zeitlich sondern auch finanziell unter Druck. Denn neben den biologischen Fristen muss man sich auch damit auseinandersetzen, dass es sich bei einer Abtreibung nicht um eine selbstverständliche Kassenleistung handelt. D.h. die Kosten muss man selbst übernehmen.

Ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch kostet zwischen 350,- und 500,- €, während der operative Abbruch zwischen 500,- und 700,- € kostet. „Der genaue Preis hängt von der Methode, der Schwangerschaftswoche und auch dem Arzt ab.“( www.profemina.org)

Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die Krankenkasse die Kosten ganz (z.B. wenn die Frau weniger als 1258,- € pro Monat verdient) oder teilweise. Auch bei einer medizinischen oder kriminologischen Indikation, wenn der Schwangerschaftsabbruch also nicht gesetzlich rechtswidrig ist, gilt die Abtreibung als Kassenleistung. Allerdings greift diese Regelung in vergleichsweise wenigen Fällen und über diese Rechtslage lässt sich vorzüglich streiten.

Fazit

Die Konsequenzen tragen oft nur die Frauen. Oft sind sie auch diejenigen, die sich überhaupt um das Thema Verhütung kümmern müssen. Aber so ist nun mal die Natur und da hilft alles Jammern und für  Gleichberechtigung kämpfen nicht. Im Zweifelsfall ist Mann verschwunden und Frau bleibt mit dem Resultat zurück. Da hilft es nur, Verantwortung zu übernehmen und in einer Partnerschaft offen über das Thema zu reden. Denn nicht in allen Fällen ist das Thema Verhütung ein partnerschaftliches und das obwohl wir im 21 Jahrhundert leben.

Die Kosten für Verhütung sollten gemeinschaftlich getragen werden. Das Thema selbst sollte offen geklärt und die Verantwortung bei allen Beteiligten liegen. Es kann nicht sein, dass Mann stillschweigend davon ausgeht, dass Frau schon regelmäßig die Pille schluckt und die Kosten dafür auch noch selbst trägt. Liebe Damen, solltet ihr so einen Höhlenmenschen erwischt haben, bratet ihm eins mit der Keule über und jagt ihn zum Teufel!

Doch ganz egal, wie jemand lebt, ob kinderreiche Familie oder eben nicht, geht uns die Lebensplanung anderer Menschen nichts an. Im besten Fall hält man sich einfach raus, wenn man nicht gerade um seine persönliche Meinung gebeten wird. Und genau das ist es am Ende, eine persönliche Meinung, die nur für die eigene Situation zählt und nicht für irgendjemand anderen.

7 thoughts on “Was kostet Kein Kind

  1. Ich feiere dich für den Titel. 🙂 Ist ein wichtiges Thema. Kenne tatsächlich Personen, die sagen, dass sie sich Verhütung nicht leisten können.

    Als Alternative fällt mir noch ein:
    – Temperaturmessung. Aber die einzige Freundin bei der ich weiß, dass sie so verhütet, ist 2x in kurzer Zeit schwanger geworden.
    – Hormonstäbchen (ca 400€ für 3 Jahre)
    – Diaphragma (muss im Kühlschrank gelagert werden)

    Wegen erhöhter Thrombose-Gefahr haben hormonelle Verhütungsmittel meines Wissens aber eine Art Altersgrenze. Mit 45/50 muss man sollte man auf hormonfreie Alternativen umsteigen.
    Bei der Spirale habe ich von Freundinnen gehört, dass Frauenärzte diese aufgrund der Schmerzen nicht bei jungen kinderlosen Frauen einsetzen, sondern erst wenn man Kinder hatte. Das hat sich die letzten Jahre vielleicht geändert.

    In meinem Freundeskreis höre ich primar Pille (bessere Haut, weniger Regelschmerzen) und Kondome (am zuverlässigsten & schützt vor Geschlechtskrankheiten) als Verhütungsmittel. Bei letzterem sollte man durch Großpackungen recht überschaubare Kosten haben.

    1. Das mit der Altersgrenze war mir neu, ist ja interessant.
      Und die Temperaturmessung fand ich schon immer suspekt. Ist für mich eher ein Mittel, um den Richtigen Zeitpunkt fürs schwanger werden herauszufinden, statt ein Verhütungsmittel. Deine Aussage bestätigt das ja 😄.

  2. Hallo,

    ein wichtiges Thema. Und ich finde es schlimm, dass darüber diskutiert werden muss.
    Das die Hormone nicht das Beste für den weiblichen Körper sind, spielt in dem Fall wohl eine nebengeordnete Rolle. Egal ob Antibaby-Pille, Hormonspirale oder Hormonstäbchen.
    Meiner Meinung nach sollten Kondome sowie Tampons und Binden für viel mehr Menschen frei zugänglich sein. Nicht nur für Jugendliche unter 18, sondern eben auch für Menschen, die finanziell schwächer gestellt sind.
    Wir leben in einer Zeit, in der keiner ein Kind bekommen muss, wenn er nicht möchte, was ich, gerade für Frauen, als sehr fortschrittlich empfinde. Denn sie sind es, die im Endeffekt damit leben.
    Übrigens fällt mir noch die Freigabe zur Adoption ein, „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“.
    Eine bessere Aufklärung wäre hier auch wichtig. Dieses Thema – Verhütung – ist noch viel zu wenig präsent und so lange es Jugendliche oder sogar erwachsene Menschen gibt, die sagen ‚ich pass auf, da passiert schon nichts‘ haben wir noch nicht genug aufgeklärt.
    Cooles Thema.
    Grüße
    Julia

    1. Hallo Julia,
      ich finde, die gängigsten Menstruationsprodukte sollten generell und überall auf der Welt kostenlos sein. Immerhin wurde die Luxussteuer hierauf abgeschafft.
      Verhütung hingegen ist schon wieder ein anderes Thema, man müsste ja theoretisch keinen Sex haben. Aber wie du sagst, Aufklärung ist enorm wichtig. Und auch hier sollten die wichtigsten Produkte zumindest erschwinglich sein.
      LG
      Vanessa

  3. Hallo Vanessa,
    um mal eine Lanze für die Temperatur-Methode zu brechen. Ich habe damit 4 Jahre erfolgreich verhütet, bis wir auf eine Vasektomie umgestiegen sind, weil uns die Kondome an den fruchtbaren Tagen auf den Keks gingen.
    Natürlich muss man sich mit dieser Methode etwas mehr beschäftigen, es reicht auch nicht nur die Temperatur zu messen, es kommt dazu, dass man seinen Zyklus aufmerksam beobachtet. Das würde ich inzwischen aber allgemein empfehlen, da ich dabei sehr viel über mich selbst gelernt habe.
    Wobei diese Methode meiner Meinung nach nur empfehlenswert ist, wenn man ein relativ geregeltes Leben führt und wenn man allgemein einen regelmäßigen Zyklus hat.
    Liebe Grüße
    Claire

    1. Liebe Claire,
      danke für Deinen Kommentar. Ich muss zugeben, die Temperatur-Methode war mir immer suspekt und eher etwas für Paare, die mit einem „Unfall“ dann auch 18 Jahre leben wollen. In unserem sehr hektischen Alltag ist es auch gar nicht so einfach, sich selbst immer so genau zu beobachten. Am Ende muss die Verhütungsmethode einfach zum Menschen passen.
      Viele Grüße
      Vanessa

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