Haus und Garten Mindset Minimalismus Tauchen

Meine ‚Fuck it List‘

Auf Anregung von Christof von einfach bewusst habe ich es mir mal so richtig gemütlich gemacht und alles aufgeschrieben, was ich auf gar keinen Fall (wieder) in meinem Leben machen möchte. Draußen liegt dick Schnee und bei Kaffee und gemütlichem Kerzenlicht lässt es sich so richtig schön gedanklich austoben (der Schnee kann noch ein bisschen warten).

1. Also starten wir mit meiner absoluten Nummer 1 – was ich nie wieder machen würde, obwohl ich es überhaupt nicht bereue, ist ein Haus zu bauen. Wenn ich vorher gewusst hätte, was das am Ende wirklich kostet, nicht nur geldmäßig, sondern auch hinsichtlich Stress und Nerven, hätte ich wohl nicht den Mut gehabt. Nun wird ein kleines „Restegrundstück“ zu unserem neuen zu Hause und wenn der Außenbereich nicht mehr wie ein Schlammloch aussieht, hoffentlich auch für viele Bienen und andere Tierchen wieder eine Heimat. Vielleicht zeige ich mal ein Vorher-Nachher-Bild mit der halbtoten Brombeer-Hölle, die wir mit viel Energie und Ausdauer besiegt haben.

2. Schlechte Bücher bis zum Ende lesen – keine Ahnung, wieso ich mir das früher angetan habe. Vielleicht, weil man angefangenes zu Ende bringen will. Mittlerweile ist mir meine Zeit zu schade und wenn ich ein Buch nicht mag, lege ich es weg. Digitale Bücher kann man im Übrigen auch problemlos zurückgeben. Bevor ich mich also über Schreibfehler oder schlechten Stil ärgere, suche ich mir lieber neuen Lesestoff.

3. Bei Graupel und Eisregen tauchen gehen und sich den A… abfrieren – zu Anfang unserer Tauchkarriere haben wir uns nicht einen einzigen Tauchgang entgehen lassen. Nicht selten bei schlechter Sicht, über wie unter Wasser. Und nicht selten nachhaltig durchgefrostet, so dass es Unmengen an Tee und Kakao brauchte, um uns wieder aufzutauen. Mal abgesehen davon, dass wir allein aufgrund der Entfernung zu betauchbaren Gewässern auch immer viel Geld ausgegeben müssen, sind wir mittlerweile einfach anspruchsvoll geworden. Wenn ich schon Zeit und Geld investiere, möchte ich wenigsten auch richtig gute Tauchgänge in Aussicht haben.

4. Austern und Kaviar essen – es gibt Dinge, die muss ich nicht probiert haben. Warum jemand viel Geld ausgibt, um glibberige noch lebende Tiere zu schlürfen, verstehe ich überhaut nicht. Überhaut ist mir ein einfaches aber gutes Essen um Längen lieber, als ein schickes 11-Gänge-Menü, bei dem ich hinterher hungrig den Kühlschrank ausräume. Beim Essen mag ich es bodenständig und wenn schon Fleisch, dann wenigstens Bio. Essen wegwerfen geht gar nicht. Ich bin weit weg von einer perfekten, umweltfreundlichen und immer gesunden Ernährung und definitiv kein Moralapostel, aber ich gebe mir Mühe.

5. Einkaufen aus Langeweile – lange Shoppingtouren sind mir mittlerweile zu wieder. Früher war das anders, volle Tüten und ein voller Schrank waren für mich völlig normal. Da hat man sich mit Freunden in der Stadt getroffen oder ist alleine durch die Läden gezogen und hat einfach gekauft, was einem gerade untergekommen ist. Heute ist das anders, Neues kommt nur nach kritischem Hinterfragen ins Haus. Egal ob Kleidung, Bücher oder Dinge für die Küche – meist haben wir doch eigentlich mehr als genug.  

6. Dinge behalten, die ich nicht brauche – jetzt geht’s ans Eingemachte. Lange wurde mein Haushalt quasi als Ablageort für aussortierte und abgelegte Dinge betrachtet. Das fing damit an, dass meine Eltern bei ihrer Auswanderung einen Teil ihres Hausstandes bei mir abgegeben haben und auch später  „durfte“ ich einen Teil ihrer Möbel nutzen, der nicht in ihre kleinere Wohnung passte. Der Trennungsprozess war schmerzhaft, da ging es nicht nur um Dinge. Danach die Wohnung leer und die Seele traurig aber erleichtert. Was bei mir hängen geblieben ist, ist dass ich nichts „aufs Auge gedrückt bekommen“ möchte. Und daher auch niemals Deko oder unerwünschte Dinge verschenken würde.

7. Einen Steingarten anlegen – bei unseren vielen Inspirations-Spaziergängen sehe ich immer wieder, wie Menschen ihren Vorgarten in eine pflegeleichte Steinwüste verwandeln. Nicht nur visuell eine Katastrophe, die Fläche gleicht einer todbringenden Wüste für alle Kleinstlebewesen. Dazu kommt noch, dass sich die Fläche im Sommer übermäßig aufheizt und so auch über Nacht das Haus auch in tropischen Sommernächten kuschlig warm hält. Es gibt genug pflegeleichte UND insektenfreundliche Pflanzen für den Garten. Und das ist allemal schöner als eine sterile Schotterfläche.

8. Ins All fliegen – mal abgesehen davon, dass ich mir das gar nicht leisten könnte. Wenn ich mir vorstelle, welche Unmengen an Ressourcen für einen Weltraumflug benötigt werden und was man mit dem benötigten Geld statt dessen Gutes bewirken könnte… So faszinierend die Aussicht von oben bestimmt ist, so schön und schützenswert ist unser Planet doch auch von unten. Wobei von unten auch unter Wasser einschließt, einen Großteil kennen wir noch nicht einmal.

9. Wilde Tiere anfassen – bleiben wir doch gleich mal unter Wasser. Wenn wir diese Welt als Fremdlinge schon betreten, sollten wir uns auch wie anständige Gäste verhalten. Anfassen oder gar Bedrängen von Tieren ist absolut daneben. Und Taucher, die nicht tarieren können, haben im Korallenriff nichts zu suchen. Stattdessen sollte man die Umwelt achten und schützen und gerne auch mal die eine oder andere verirrte Plastiktüte einsammeln (dafür liebe ich meinen Mann und Tauchbuddy umso mehr).

Eine einzige Ausnahme war übrigens Erwin – ein zutraulicher Zackenbarsch auf Madeira, der sich von den Tauchern gerne die Parasiten von den Schuppen streicheln ließ. Ich hatte einen ganz schönen Schreck bekommen, als er auf Kuschelkurs auf mich zu gestürmt ist – und ein richtig schlechtes Gewissen, als der Luftvorrat den Rückzug einläutete und Erwin uns sehnsüchtig nachgeschaut hat.

10. Und zu guter Letzt: Rote Bete Schnaps trinken – wer auf muffigen Keller im Glas steht, sollte das unbedingt mal probieren!

Die Liste ist gar nicht so lang geworden, wie erwartet. Bei näherer Betrachtung würde ich vieles doch wieder tun, aber mit dem heutigen Wissen anders angehen. Und auch Dinge, die ich niemals machen würde, gibt es wenige. Der Mensch ist ja von Natur aus neugierig und ich bin da keine Ausnahme. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, den eigenen Horizont zu erweitern, würde ich wahrscheinlich nicht nein sagen. Auch wenn es Überwindung kostet, beispielsweise, weil man irgendwo runter springen muss (mein Mann träumt von Canyoning und ich bin ein kleiner Angsthase). Neues zu wagen lässt uns wachsen und letztendlich haben all unsere vergangenen Entscheidungen und zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind.

6 thoughts on “Meine ‚Fuck it List‘

  1. Liebe Vanessa,
    habe Deine Liste schmunzelnd gelesen und mich in einigen Punkten wiedererkannt. Shopping aus Langeweile und schlechte Bücher zu Ende lesen spare ich mir inzwischen auch. Wahrscheinlich muss man viele Dinge erst einmal ausprobiert haben, um zu erkennen, dass man sie nicht (mehr) braucht. Auf was ich inzwischen auch noch liebend gerne verzichte: Kleidung kaufen, die zwar reduziert ist, aber mir gar nicht richtig passt. Habe ich früher leider öfter gemacht und dabei letztlich viel Geld verschwendet. Heute kaufe ich nur noch Kleidungsstücke, die direkt gut sitzen und in denen ich mich wohl fühle.
    Herzliche Grüße
    Rebecca

    1. Liebe Rebecca,
      ja da hast du Recht, Kleidung, die nicht passt, geht gar nicht. Wenn man sich nicht richtig darin wohlfühlt, zieht man die Sachen auch nicht an. So hat man am Ende auch nichts gespart. Dann lieber etwas mehr ausgeben für hochwertige Kleidungsstücke, an denen man lange Freude hat, statt sich den Schrank wahllos vollzustopfen.
      LG
      Vanessa

  2. Liebe Vanessa,
    bei vielen deiner Punkte könnte ich direkt zustimmen, die Idee sich einen Steingarten anzulegen, habe ich zum Beispiel auch noch nie verstanden. Dass ein Haus zu bauen so ein riesiges Projekt ist, unterschätzen viele. Ich hoffe aber, der ganze Stress hat sich sehr füch euch ausgezahlt und Du möchtest nach dem Umzug nie mehr wonders wohnen 🙂

    viele Grüße,
    Hanna

    1. Liebe Hanna, selbst, wenn mich irgendwann mal das Fernweh oder nur die Lust auf Veränderung packt – für das hier und jetzt wird es wunderbar. Da hat sich jedes graue Haar gelohnt!
      LG
      Vanessa

  3. Liebe Vanessa,

    ganz lieben Dank für Deinen wunderbaren Kommentar! Ich liebe ihn. Du bist ja eine mega fleißige Schreiberin – Chapeau. Die „Fuck it list“ klaue ich mir. Wenn ich schon keine Bucket List hinbekomme, dann vielleicht die hier. Die Idee hat mich SOFORT angesprochen. Wenn ich sie fertig habe, verlinke ich Dich, das ist Ehrensache.

    Wir haben zwar kein Haus gebaut, aber meine Eltern, als ich schon 20 war. Bis dahin war es immer mein Traum zu bauen und obwohl das Haus meiner Eltern nach 6 Monaten bezugsfertig war, hatte ich danach keine Lust mehr auf ein Haus. Sie haben ein wunderschönes Haus, das sie sehr genießen, aber meine Mutter sagt: „Ein Haus ist eine Spardose“ und vermutlich hat sie recht. Genieße Euer Haus. Trotzdem 😉

    Liebe Grüße, Marita

    1. Liebe Marita,
      danke für Deinen Kommentar. Da bin ich ja mal sehr gespannt auf Deine Liste!
      Das mit der Spardose ist untertrieben, ich würde es eher als großes schwarzes Loch bezeichnen 🙂
      Aber das ist ok, wir freuen uns darauf.
      LG
      Vanessa

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