Finanzen

Wir müssen reden – über Geld in der Partnerschaft

Irgendwie ist es ja seltsam. Einerseits sind die Menschen, vor allem die Frauen, unabhängig wie noch nie in unserer heutigen Zeitzählung. Andererseits hört man immer wieder davon, dass man sich ja nicht trennen könne, weil ja damit die eigene finanzielle Absicherung nicht mehr gewährleistet wäre.

Ganz ehrlich, wenn mein Partner sich nicht um seine finanzielle Eigenständigkeit kümmern würde und sich für seine Altersvorsorge komplett auf mich verlassen würde – ich wäre nicht gerade begeistert. Im Gegenteil, jemanden zu respektieren, der sich freiwillig und aus Bequemlichkeit in eine Abhängigkeit begibt, fällt mir schwer. Ich wurde schon früh in ein selbstständiges aber eben auch selbstbestimmtes Leben geschubst und auch wenn Eltern bestimmt nicht immer alles richtig machen, das hat mir wirklich nicht geschadet.

Prassen oder knausern

Bei aller Unabhängigkeit muss man sich aber nicht völlig abkapseln. In einer Partnerschaft hat man ja auch oft gemeinsame Ziele und die erreicht man in der Regel halt auch nur, wenn beide zusammen darauf hin arbeiten. Dabei geht es nicht selten um viel Geld, sei es ein gemeinsamer Urlaub oder – um mal ein bisschen größer zu denken – das eigene Haus. Und auch Nachwuchs gehört zu den finanziellen Großprojekten. Ich weiß, sie geben einem ja soooo viel zurück…

Wenn man also in der Anfangsphase die gegenseitige Lebensplanung abklopft, sollte auch die Einstellung zu Geld unbedingt ehrlich diskutiert werden. Denn nur, wenn man von Anfang an über Geld redet, erspart man sich später böse Überraschungen.

Es ist wie mit Kindern. Wenn einer unbedingt will und der andere überhaupt nicht, wird einer von Beiden womöglich nie glücklich. Und wenn einer sein Geld immer nur auf den Kopf haut und für gemeinsame Investitionen nichts übrig hat, führt das auch ganz schnell zu Missmut. So ein Ungleichgewicht ist auf Dauer belastend.

Lieber (un-)abhängig!?

Doch bei aller Verliebtheit sollte man eben auch immer ein Stück eigenständig bleiben. Wer sich komplett aufopfert oder dem anderen die Führung überlässt, muss sich nicht wundern, wenn er oder sie irgendwann vor einem Scherbenhaufen steht. Eine Garantie auf lebenslanges Liebesglück gibt es nicht und nicht wenige Partnerschaften scheitern irgendwann. Und so vielfältig die Gründe dafür auch sind, am Ende sollte man nicht „draufzahlen“ oder völlig mittellos dastehen.

Das immer noch oft Frauen ziemlich schlecht gestellt sind, in einer angeblich gleichberechtigen Gesellschaft, ist aber leider die unbequeme Realität. Wenige trauen sich, für ihre finanziellen Rechte einzustehen, wenn es um Auszeiten für Kinderbetreuung geht. Da geht man ganz selbstverständlich in Teilzeit oder hört ganz auf zu arbeiten um sich liebevoll für Kinder, Haus und den treusorgenden Ehemann aufzuopfern. Wer da nicht einen monetären Ausgleich einfordert, steht am Ende blöd da, das ist auch nicht schönzureden.

Und was stimmt mit den Partnern nicht? Haben die so ein beschädigtes Selbstwertgefühl, dass sie gerne eine finanziell abhängige Partnerin haben? Haben sie Angst, verlassen zu werden, wenn sie für die Rolle des Versorgers nicht benötigt werden? Es ist erschrecken, wenn man darüber nachdenkt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass eine Ehefrau ohne Erlaubnis des Gatten nicht arbeiten durfte, von einem eigenen Konto gar nicht zu reden.

In einer Beziehung auf Augenhöhe muss keiner künstlich klein gehalten werden. Da wird offen und ehrlich kommuniziert, auch über die finanziellen Aspekte. Und man lernt voneinander und wächst im Idealfall miteinander. Zusammen traut man sich vielleicht sogar an Projekte, die man sich alleine nie zugetraut hätte.

Und sie lebten glücklich, bis an ihr Ende…

So groß und schwerwiegend die gemeinsamen Sparanstrengungen oder Ausgaben auch sein mögen – wenn möglich sollte man sich auch immer ein eigenes Budget zur Seite legen. Geld, mit dem man machen kann, was man möchte. Sei es eine Tortenschlacht mit den Lieblingsmenschen oder eine Investition in Aktien. Was auch immer man mit dem eigenen Geld unternimmt, man muss sich nicht dafür rechtfertigen. Und auch dem Partner darf man im Gegenzug nicht in Gewissen reden, wenn er mit seinem Budget nicht die Welt rettet.

Als simple Lösung bietet sich ein 3-Konten-Modell an. Jeder hat ein eigenes Konto, Geldeingänge gehen dort drauf. Und dann hat man ein gemeinsames Konto, auf das jeder einen festgelegten Betrag einzahlt und von dem alle gemeinsamen Ausgaben getragen werden. Gemeinschaftskonten sind ebenso kostenlos zu bekommen, wie „normale“ Girokonten.

Um höhere Rücklagen zu bilden, kann man auch gemeinschaftliche Tagesgeldkonten besparen. Dann bleibt man auch bei einer kaputten Waschmaschine entspannt oder man kann sich gemeinschaftlich an entfernte Orte träumen. Wichtig ist nur, dass über den Verwendungszweck keine Unstimmigkeit herrscht. Denn für die persönlichen Ziele hat man ja sein eigenes Budget.

Und auch beim Thema Altersvorsorge und Finanzen ist es keine sinnvolle Option, sich komplett auf den Partner zu verlassen. Denn ein Mann ist keine Altersvorsorge, selbst wenn die Ehe glücklich ist. Viele Studien zum Thema Altersarmut zeigen, wie wichtig es ist, sich damit frühzeitig auseinanderzusetzen. Abgesichert mit einer soliden Altersvorsorge ist man unabhängig vom Ehepartner. Und wenn man dann zusammen glücklich ist, ist das doch viel romantischer, als wenn man nur zusammenbleibt, weil man sonst am Hungertuch zu nagen hätte!

10 thoughts on “Wir müssen reden – über Geld in der Partnerschaft

  1. Liebe Vanessa,
    du sprichst hier ein sehr wichtiges Thema an. Es gibt viel zu viele Frauen, die einfach denken ihr Mann wird das schon richten, wie es vor Generationen der Fall war. Klar definieren sich Männer tendenziell mehr über ihren Job und Frauen mehr über Soziales, aber das heißt ja nicht automatisch, dass man sich keine Gedanken über Geld und Altersvorsorge machen braucht. Ich denke auch es empfehlt sich das Thema gegenüber dem Partner füh anzusprechen, um die Einstellung des anderen gegenüber Geld zu kennen und gegebenenfalls mit der Zeit einen Kompromiss zu finden.

    viele Grüße,
    Hanna

    1. Liebe Hanna, ich hoffe einfach, dass wir bei diesem Thema endlich gleichberechtigter denken. Dazu gehört für mich auch, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Und das nötige Wissen kann man sich ja heutzutage ohne große Hindernisse leicht besorgen, z.B. auf so klugen und informativen Blogs wie deinem (oje, Schleimspur… aber ich lese wirklich gerne bei dir).
      LG
      Vanessa

  2. Hallo Vanessa,
    Der letzte Satz in deinem Blogbeitrag trifft den Nagel auf den Kopf. Unabhängigkeit finde ich auch in einer Partnerschaft wichtig und attraktiv! Ich will keine Freundin die von mir abhängig ist, gleichzeitig möchte ich nicht von jemandem abhängig sein.
    Ich kenne in meinem weiteren Umfeld Personen die „nur noch“ zusammen leben aber von einer erfüllten Partnerschaft/Beziehung kann nicht mehr die Rede sein. Ich finde das bedenklich…
    Liebe Grüsse
    Schweizer-Minimalist

  3. Ein wichtiges Thema! Der Artikel zur fairen Verteilung von Kosten in der Beziehung ist seit seinem Erscheinen dauerhaft der beliebteste auf meinem Blog. Das Thema beschäftigt viele Menschen sehr.
    viele Grüße
    Jenni

    1. Liebe Jenni,
      neben den fair verteilten Kosten ist wahrscheinlich nur noch die (nicht immer ganz so) faire Verteilung der Hausarbeit eines der größten Streitthemen. Wobei sich die Kosten definitiv besser messen lassen.
      Grüße
      Vanessa

  4. Cool geschrieben und ich bin ganz Deiner Meinung. Was ich überhaupt nicht verstehen kann, dass sich viele Frauen überhaupt nicht ums Thema Geld kümmern und es komplett den Männern überlassen. Für mich unverständlich, aber meine Mutter und Schwiegermutter sind beide Unternehmerinnen, die sich um Geld, Versicherungen & Co. gekümmert haben. An der Stelle verstehe ich meinen Vater/Schwiegervater nicht. Für mich ist es ganz normal, mich darum zu kümmern und die VERANTWORTUNG dafür zu übernehmen. Dass wir Frauen uns immer noch mit schlechtbezahlten Teilzeitjobs zufrieden geben und dieses kleine Geld lieber fürs Shopping als für eine Versicherung (oder was anderes) ausgeben, hab ich vor 20 Jahren nicht verstanden und verstehe es heute immer noch nicht. Ich höre jetzt auf, sonst sprenge ich den Rahmen 😉

    1. Ich habe in der nahen Verwandtschaft schon erlebt, dass die Witwe nach dem Tod ihres Mannes hungern musste, weil sie nicht mal wusste, wie man Geld abhebt. Das war unfassbar für mich.
      Andererseits hat meine Oma früher meinem Opa jeden Abend die Kleidung für den nächsten Tag hingelegt, inklusive Unterhosen! Nicht auszudenken, wie er das Haus verlassen hätte, wenn sie mal nicht da gewesen wäre 😉

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