Mindset

Fragen über Fragen

Lesen bildet, sagt man zumindest. Neben all der Bildung kann es auch ganz schön zum Nachdenken anregen. Es gibt Bücher, für die brauche ich ewig. Da finde ich mich immer wieder denkend auf dem Lesesessel wieder. Mittlerweile liegt ja sogar immer ein Block bereit, damit ich besonders kluge oder schöne Worte notieren kann. Weil ich mich sonst vor lauter Begeisterung (oder Träumen, oder Nachdenken,…) gar nicht mehr auf die darauf folgenden Worte konzentrieren kann.

Was mich gerade nachhaltig vom Lesen abhält, ist die folgende Frage: Was würden Sie fragen, wenn die Antwort „ja“ wäre? Wer jetzt wissen will, wo ich das aufgeschnappt habe – das kommt aus einem Buch über Systemische Fragetechniken und da ich noch ganz am Anfang bin, kann ich darüber sonst so gar nichts berichten – also auch keine (unbezahlte) Werbung. Aber wie wir schon in der Schule lernen, muss ja eine Quellenangabe her.

Was würde ich fragen, wenn die Antwort „ja“ wäre? (Nicht 42.) Meine erste Reaktion ist, wen ich denn frage. Ist das wichtig? Kommt natürlich auf die Frage an, ob die Zielperson da eine Rolle spielt. Und dann ist natürlich auch die Konsequenz alles andere als nebensächlich. Also folgt auf das „ja“ dann auch die entsprechende Handlung?

Ich kann jemanden fragen, ob er mir zehn Millionen Euro gibt – und derjenige kann ja sagen aber mir trotzdem keinen einzigen Cent geben. Was natürlich schade wäre, immerhin haben wir ja einen Hauskredit abzubezahlen. Ich habe mir sogar ja schon überlegt, was ich mit einer Million Euro anfangen würde. Und dann wäre noch reichlich übrig, um diverse Organisationen zu unterstützen, z.B. zum Schutz unserer Ozeane.

Aber wenn das „ja“ tatsächlich auch bedeutet, dass das, wonach ich frage auch eintritt, warum dann tiefstapeln. Dann geben wir uns doch nicht mit ein paar Milliönchen zufrieden. Da muss es mindestens der Weltfrieden sein!

Allerdings muss die Frage präzise gestellt sein. Das ist ein bisschen, wie der Prompt bei KI-Tools. Auf blöde Fragen gibt’s blöde Antworten und wenn man nicht genau beschrieben hat, was man wissen will, braucht es einige Anläufe und Schleifen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu generieren.

Wir haben aber nur eine Frage. Also auch nicht wie im Märchen mit dem Dschinn, bei dem man drei Wünsche hat. Da der Dschinn ein ganz klein bisschen hinterhältig ist, hat die Wunscherfüllung ein paar unerwünschte Nebenwirkungen. Die Folgewünsche dienen also der Schadensbegrenzung, womit die Sache aber nur noch schlimmer wird.

Wir müssen die Frage als zeitlich eingrenzen. Wir wollen ja nicht noch ewig warten, sondern lieber gestern als heute mal wieder Nachrichten ohne Terror und Zerstörung sehen (btw auch ohne ein paar andere nervige Sachen…). Also Weltfrieden ab sofort!

Und natürlich wollen wir ihn auch erleben. Denn was bringt der Weltfrieden, wenn er mit dem Aussterben der Menschheit eintreten würde. So langsam bekomme ich ein Knäul im Hirn. Was so eine einfache Frage anrichten kann! Und überhaupt, ist die Frage nach etwas nun eine „erlaubte“ Frage oder nur ein Wunsch ohne Erfüllgarantie. Gilt das jetzt auch? Kann mir mal bitte jemand die Regeln erklären?

Fragen über Fragen aber die EINE bekomme ich nicht auf die Kette. Was würdet ihr fragen, wenn die Antwort „ja“ wäre?

48 thoughts on “Fragen über Fragen

  1. Puuh ! Das ist aber wirklich eine ganz besondere, aber auch eine ganz besonders schwierige Frage. Spontan hätte ich auch die Frage nach dem Weltfrieden gestellt. Aber Du hast Recht, die könnte ja auch mit dem Aussterben der Menschheit beantwortet werden. Ich nehm mir die Frage mal mit und denk da drüber nach.

    Ich finde allerdings, dass die Frage gar nicht schlecht ist, um sie sich selbst zu stellen, wenn man in einem Entscheidungsfindungs-Prozess ist.
    Liebe Grüße
    Britta

    1. Ich hab mir das auch schon mitgenommen und frag im Freundeskreis gerade durch. Echt spannend und sehr lustig, was da manchmal kommt 😄.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  2. Liebe Vanessa,
    sehr spannend das Thema …

    Fasziniert beobachte ich die Eltern in der Kita, die ihren Kinder beim Abholen (am Ende der Buchungszeit) folgende Frage stellen:

    „Wollen wir jetzt gehen?“ nachdem sie schon 5 Minuten warten, während ihr Nachwuchs sie ignoriert.
    Was erwarten die Eltern mit dieser Frage?
    Es ist doch offensichtlich, dass die Kinder noch nicht bereit sind zugehen.
    Doch die Eltern haben einen bindende Vertrag.
    Sie sind verpflichtet die Kita pünktlich zu verlassen.
    Wo sind die klaren Ansagen?
    Fragen sind also nicht zu jedem Zeitpunkt das Mittel der Wahl.

    Herzliche Grüße
    Jutta

    1. Liebe Jutta,
      ich glaube, da frag ich lieber nach dem Weltfrieden, als mich mit Kindern anzulegen 😉. Die können ziemlich taffe Diskussionspartner sein und in der Hinsicht beneide ich Eltern gar nicht. Manchmal wundere ich mich aber sehr, was die ihren lieben Kleinen so alles durchgehen lassen. Kein Wunder, dass die ihnen auf der Nase herumtanzen.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  3. Interessante Frage. Ich würde eine stellen, die in meinem Mikrokosmos wirkt und nicht für die ganze Welt. Dabei würde es mir darum gehen, dass sich für meinen Mann ein Wunsch erfüllt.

    Einen positiv-nachdenklichen Abend wünscht Dir Ines, den Du bestimmt beim Lesen der Kommentare bekommst.

    1. Liebe Ines,
      da wünsche ich euch glatt, dass sich der Wunsch auch so erfüllt! Umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr mögliche (und unmögliche) Fragen fallen mir da ein. Wird wohl noch eine Weile nachdenklich bleiben 😄.
      Liebe Grüße!

  4. Werde ich immer eine Antwort auf meine Fragen bekommen?
    Das heißt natürlich nicht, dass mir die Antworten gefallen werden. Aber statt nur eine Frage kann ich so viele Fragen stellen, wie ich möchte 😉. Ungewissheit ist doof.
    42 ist trotzdem die bessere Antwort 😄😉.

  5. Die Frage bzw. den Wunsch richtig zu formulieren, forderte auch immer Herrn Taschenbier heraus. Zwar hat ein Sams sehr viele Wunschpunkte, zumindest anfänglich, aber die Konsequenzen, die ein nicht ganz korrekt formulierter Wunsch mitunter nach sich zog, war immer sehr unterhaltsam.
    Deine ursprüngliche Frage hat also in mir sofort die Assoziation zu den wundervollen Sams-Büchern, die ich meinen Töchtern nur allzu gern vorgelesen habe, ausgelöst. Vielen Dank 🙂

  6. Da ich gern Ruhe im Hirn habe, würde ich fragen: Soll ich Dir einen Kaffee machen? 😁
    Liebe Grüße aus Ban Krut, Tina

  7. Wenn die Antwort von vorneherein feststeht, erübrigt sich ja die Frage, oder? Ist es nicht so, dass, wenn die Frage falsch gestellt wird, die Antwort meist unbefriedigend ist?
    Kann ich bei drei Mal Ja was gewinnen? 🙂

    1. Unbefriedigende Antworten auf falsch gestellte Fragen? Ja definitiv! Heißt ja nicht umsonst „Wer blöd fragt, bekommt blöde Antworten“ 😄.
      Nee, zu gewinnen gibt´s nichts. Ist das jetzt eine unbefriedigende Antwort?

  8. Boah, da hast du aber ein Fass geöffnet. Eine solche Frage zu finden, ist bei Schwerentscheiderinnen nicht so einfach. Ich mag es auch, wenn die Antwort länger wird. Und viele der Fragen, die ich stellen würde, habe ich auch schon gestellt, die gelten dann vermutlich nicht mehr, oder?
    Also, ich denke mal nach.
    Übrigens habe ich dieses Buch geht nicht zu Ende gerade hinter mir, haha. Es war ein gutes Buch, aber es hat mich nicht zum Stets-Dranbleiben gefesselt.

    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Ich fand das Buch gar nicht so gut und hab es zwischenzeitlich wieder abgegeben. Da bin ich mittlerweile rigoros, meine Lesezeit ist mir zu schade. Aber immerhin diese Denkanregung hab ich für mich mitgenommen.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  9. …und weil ich so ein bescheidener Mensch bin würde meine Frage lauten: „Sorgst du bitte dafür, dass sich all meine Wünsche erfüllen?“
    Ha!
    Aber, und das muss ich unbedingt noch anfügen: das wären nicht Wünsche wie „Ich wünsch mir eine Million“ oder „Ich wünsche mir ein neues Auto“. Ich hätte grossen Spass daran, wenn ich per Wunsch dafür sorgen könnte, dass mein Stall gemacht und die Tiere versorgt wären, damit ich mal ausschlafen kann. Das wie von Zauberhand das Unkraut aus dem Reitplatz verschwinden oder der umgetrampelte Zaun wieder errichtet würde. Ohne mein Zutun. Ich liesse mir also Wünsche erfüllen, die schlussendlich für mehr Zeit und Musse sorgen würden und somit (wahrscheinlich) ganz unverfänglich und ohne negative Konsequenzen für mich wären. Glaube ich zumindest.
    Herzliche Grüsse!
    ….najaaa….vielleicht würde ich mir auch mal wünschen, dass meine Steuern schon bezahlt wären. Aber das ist ja nun auch kein unverschämt anspruchsvoller Wunsch. Oder?

    1. Wie kannst du dir nur das meditative Unkraut rupfen wegwünschen 😉. Ich finde, es sollte eine „Ungefährlichkeits-Klausel“ für nichtmaterielle oder selbstlose Wünsche geben. Wenn es nur ums Erledigen von Aufgaben geht, bräuchtest du wohl eher Heinzelmännchen als einen Dschinn.
      Bezahlte Steuern? – Wenn ich mir so anschaue, wie viel der Staat da insgesamt einsammelt, wäre das ein ganz schön teurer Wunsch 😁. Der könnte nur wahr werden, wenn es nicht so viele Schlupflöcher gäbe. Dann müssten die „kleinen Leute“ das nicht kompensieren. 💰💰💰

  10. Nö. Nö, ich glaube, ich möchte niemandem eine Frage stellen, wenn ich die Antwort schon weiß. Weil dann muss ich ja nicht fragen. Ich lasse mich viel lieber überraschen – auch wenn es ein „Nein“ wird 🙂 Und Dinge, die ich mir wünsche (weil das wäre ja etwas, worum ich bitten könnte, wenn ich weiß, dass die Antwort „Ja“ lautet), die finde ich schon irgendwann im Laufe meines Weges. Oder eben nicht. Aber dann hab ich sie auch nicht so wirklich dringend gebraucht. Oder so. Diese Frage macht mich noch völlig wuschig 😉
    Liebe Grüße
    Fran

    1. Hihi, bei mir hat es auch ganz unschuldig angefangen. Beim Lesen irgendwann 2-3 Absätze später gemerkt, dass die Gedanken noch festhängen. „Brauchen“ ist auch so ein inflationäres Wort. Eigentlich braucht man ja recht wenig, daher gefällt mir der Ansatz, dass man Dinge, die eben nicht den Weg zu einem finden, auch nicht braucht. Das kann ich aber auch nur aus meiner luxuriösen Lebenssituation heraus sagen, da die Grundbedürfnisse befriedigt sind und ich relativ sorgenfrei leben kann. Andere würden das so wahrscheinlich nicht unterschreiben.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  11. Ist die Antwort ja, ganz klar: „Wird alles gut?“. Ist die Antwort 42 logischerweise „Was ist der Sinn des systemischen Fragens?“ Ich glaube, der Mensch braucht keine konkreten Antworten. Nur Hoffnung.
    Systemische Fragetechniken sind spannend, können aber auch ganz schön verwirrend bis total nervig werden, wenn man sich verzettelt (Was würden Sie antworten, wenn sie es wüssten? Angenommen, ihre Waschmaschine könnte sprechen, was würde sie dem Bruder ihrer Mutter antworten, wenn sie… äh, jetzt hab ich den Faden verloren…) Also, so in etwa. Hab das systemische Fragen ja schließlich mal gelernt :-))) aber sehr selten praktisch angewandt, weil toll für das akademische Klientel, alle anderen verstehen meistens nur Bahnhof (vor allem die, die der Sprache kaum mächtig sind!). Daher bin ich inzwischen sehr offen für alles, was man ohne viel Worte fragen kann.
    Und mir fällt immer auf, dass alle Fragetechniken nix nützen, wenn man kein wirkliches Interesse am Gegenüber hat. Gibt’s leider auch sehr oft… so von wegen: „Schön, dass ich darüber gesprochen habe!“.
    War mal wieder äußerst lohnenswert, bei dir vorbeizuschauen, Danke! :-))) und liebe Grüße!

    1. Das Buch selbst habe ich mittlerweile weggelegt. Da werden nur etliche Fragen aufgelistet und vor lauter Theorie vergisst man dann völlig, worüber eigentlich gerade geredet wird. Als Anregung sicher nicht schlecht aber für mich im Moment einfach nicht nützlich. Und in Mitarbeitergesprächen mangelt es definitiv nicht an Fragen oder Interesse. Ich bin auch der Ansicht, dass einfach mal zuhören und dabei wirklich die Klappe halten am ehesten dazu führen, dass die Menschen einem ganz von selbst erzählen, was ihnen gerade auf der Seele brennt. Das ist dann wirklich schön, wenn man darüber gesprochen hat 😄.
      Liebe Grüße!

  12. Hallo,

    ein interessantes Thema hast du da aufgegriffen. So spontan wüsste ich auf die Frage jetzt auch keine Antwort beziehungsweise müsste es ja dann eher heißen, auf die Fragen keine Frage.

    Du hast aber vollkommen recht. Hinter jeder Frage steht auch eine Absicht. Irgendwie ist das vollkommen klar und denkt man da oft gar nicht drüber nach.

    Sicherlich ein spannendes und interessantes Buch.

    Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
    Liebe Grüße,
    Saskia Katharina

    1. Naja, es war so spannend, dass ich nach den ersten 50 Seiten beschlossen habe, meine kostbare Lesezeit einem andern Buch zu widmen 😉. Das einleitende Kapitel hatte einige interessante Punkte, das spannende Niveau hat sich für mich aber nicht durchgezogen. Egal, zumindest hab ich für mich etwas herausgezogen – einmal, dass mir das systemische Fragen viel zu systemisch ist und dann eben die Frage nach dieser Frage.
      Liebe Grüße
      Vanessa

    1. Sehr klug! Andererseits ist es vielleicht besser, doch einfach nach einem Kaffee zu fragen. Da ist dann das Risiko von potentiellen unerwünschten Nebenwirkungen hoffentlich auch entsprechend kleiner.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  13. Hey,
    die Fragen nutze ich in meiner täglichen Arbeit. Das ist quasi mein Job :). Ich kann dir auch das Buch „Erfolgreiches Life Coaching für Dummies! empfehlen. Basiert allerdings nicht direkt auf Fragestellung, hinterfragt allerdings wichtige Aspekte des Leben.
    Tatsächlich darf man lernen damit umzugehen und auf die Antworten gefasst zu sein. Das bedeutet Übung. Aber es macht absolut Sinn.
    Liebe Grüße!

    1. Vielleicht liegt mir deine Empfehlung mehr, ich werde mal reinlesen. Tatsächlich finde ich es für mich wichtiger, einfach zuzuhören, statt sich mit der „perfekten Fragetechnik“ verrückt zu machen. Wenn das notwendige Vertrauen da ist, kommen die Infos oft von selbst.
      Liebe Grüße!

      1. Hey, ja zuhören ist auch sehr wichtig.
        Es kommt ja auch immer darauf an, was das Gegenüber möchte, Rat oder einen Zuhörer.
        Liebe Grüße!

  14. Das ist wirklich eine schwierige Frage, die wohlüberlegt sein muss.
    Da sollte man mit mehr um die Ecke kommen als mit „Gibst du mir ein Stück Torte aus?“. Man merkt, ich habe Hunger.. 😉
    VG
    Elke

    1. Ach, so falsch finde ich die Frage gar nicht (habe womöglich auch Hunger). Und Torte ist ja nachhaltig, die bleibt einem auf ewig auf den Hüften erhalten 😉.
      LG
      Vanessa

  15. Hmm auf manche Fragen gibt es keine Antworten oder will man auf eine Frage überhaupt Anworten…. Wenn mir das „Universum“ mal Knüppel zwischen die Beine stellt was in letzter Zeit häufiger vorkommt “ was soll das schon wieder oder was willst Du mir damit sagen“ oder was ich gar nicht leiden kann wenn ich was frage und ich bekomme eine Gegenfrage.
    Manchmal geb ich auch auf meine Fragen Anworten vor wie JA oder JA oder JA oder NEIN oder NEIN oder NEIN.
    LG
    Ursula

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