Finanzen Haus und Garten

Wohnst du noch…?

Wer keine Miete zahlt, fliegt raus. Also zumindest bei uns zu Hause. Das heißt, dass alles, was mehr als zwei Beine hat, wieder vor die Türe gesetzt wird. Und auch, wenn ich nicht wirklich an Karma glaube (aber die Idee schön finde), findet sich der ungebetene Besuch zwar unfreiwillig, aber doch unversehrt im Garten wieder.

Dabei hätten wir genug Wohnraum, es ist geradezu luftig hier. Zumindest im Vergleich zu den engen Röhren in den Insektenhotels. Angesichts des akuten Mangels an bezahlbarem Wohnraum wäre manch einer womöglich schon eine ähnlich kleine Behausung heilfroh. In vielen Städten gehen Grundstücks- wie Mietpreise durch die Decke und wer nicht raus aufs Land will oder kann, konkurriert mit vielen anderen um wenige Ressourcen.

Ja, mein Mann und ich wohnen gerne am A… Ende der Welt. Es ist ein für uns funktionierender Kompromiss aus suboptimaler Verkehrsanbindung und bezahlbarem Grund und Boden. Die Nähe zum Wald hätte es auch näher an der Großstadt gegeben. Freundeskreis, Familie, kulturelle Aktivitäten sind weiter weggerückt. Man muss mehr planen und bei den Tickets für den Nahverkehr schlackern mir die Ohren – bei zwei Personen ist das Auto oft günstiger, wenn man nicht in ein innerstädtisches Parkhaus möchte. Hätte man mich aber mit Anfang 20 gefragt, ob ich so wohnen wollte, ich hätte demjenigen einen Vogel gezeigt. Denselben Vogel bekommt hingegen heute derjenige gezeigt, der mich fragt, ob ich wieder freiwillig in eine WG ziehen würde…

Apropos Vogel – während wir hierzulande die Käfighaltung am liebsten ganz und gar verbieten würden, ist man anderswo sogar froh um wenige Quadratzentimeter halbwegs sicheren persönlichen Raumes. Die sogenannten Käfigmenschen der Sieben-Millionen-Einwohner Stadt Hongkong können über die Diskussionen hierzulande wohl höchstens müde lächeln. Die Stadt, in der beeindruckende 40 % der Fläche unter Naturschutz stehen und ein Großteil der Hügellandschaft nicht bebaubar ist, leidet an akuter Platznot.

Über 100.000 teilen sich hier einen Quadratkilometer Fläche zum Wohnen – in Deutschland sind es durchschnittlich 226 Menschen.

Wohnungsnot in Hongkong – Leben wie in Käfighaltung

Jeder neue Quadratmeter Bauland bedeutet auch hier ein Quadratmeter weniger potenzielle Fläche für Natur. Andererseits ist Baufläche heiß begehrt und wird teilweise nur durch strenge Vergaberichtlinien zugewiesen. Den Zuschlag bekommen verständlicherweise Familien mit vielen Kindern – oder viel Geld. Selbst Grundstücke mit abrissreifen Gebäuden sind erstaunlicherweise oft schnell wieder vom Markt, auch wenn so ein Abriss nicht gerade ein Schnäppchen ist. Ein als ungepflegtes Hühnergehege getarntes Restegrundstück zu ergattern, ist quasi der Sechser im Wohnungslotto!

Wer „es geschafft hat“, dem ist zumindest eines sicher – die Missgunst all derer, die eben kein Stück vom Kuchen auf dem heiß umkämpften Markt abbekommen haben. Und wehe, man kann statt schnöden Kuchen sogar ein ansehnliches Stück Torte sein Eigen nennen (natürlich im übertragenen Sinne). Schon gilt man als neues Feindbild, das hervorragend vom eigentlichen Problem ablenkt. In diesem Fall sind es die Senioren, die in viel zu großen Häusern und Wohnungen leben und doch eigentlich für Familien Platz machen sollten. So einfach kann man sich die Welt machen.

Aber so einfach ist es nun mal nicht. Mal abgesehen davon, dass dieser Wohnungsneid ganz schöne Gräben zwischen den Generationen aufwirft, hat auch niemand das Recht, anderen ihr Recht abzusprechen.

Erschwinglicher Wohnraum wird von Alten besetzt – wo soll denn bitte so eine Aussage hin führen?! Solche reißerischen Überschriften sind schon bedenklich. Wollen wir jetzt bald Menschen enteignen? Und wer entscheidet, ob sich jemand sein Häuschen verdient hat, wer wie viel Platz zugesprochen bekommt und wer bitteschön zu weichen hat. Denn es sind ja nicht nur die älteren Menschen, die vielleicht ein mittlerweile leeres Nest bewohnen. Von Megastar über Multimillionär bis Mafiaboss, es gibt genug Menschen, die verdammt viele Quadratmeter für verdammt wenig Mensch beanspruchen. Aber der ewige Generationenkonflikt Alt gegen Jung verkauft sich einfach besser.

Hier werden verschiedene Bevölkerungsgruppen fies gegeneinander ausgespielt, es geht um Wähler, Klicks und stupiden Populismus. Mal abgesehen davon ist das mit dem Verkleinern auch gar nicht so einfach, wie mancher sich das ausmalt. Im Gegenteil, mit all den Kosten, die Umzug, Ver- und eventuell Neukauf oder höhere Mietkosten, wenn die alte Wohnung noch unter dem aktuellen Durchschnittspreis liegt, mit sich bringen, muss man sich weniger Quadratmeter erst mal leisten können.

Ja, Familien brauchen Platz. Nur auf wessen Kosten wollen wir so eine Diskussion austragen? Wer macht denn die Vorgaben und Gesetze fürs Bauen und auch fürs Renovieren, Investieren und eben auch fürs Spekulieren? Da stehen in den Innenstädten prestigeträchtige Büroräume leer, weil Wohnungen nicht so rentabel sind.

Ganz nebenbei verändert sich auch die Gesellschaft und mit ihr die Anforderungen an Wohnraum. Denn es werden aber nicht nur größere Wohnungen und Häuser gebraucht. Es gibt auch immer mehr Einpersonenhaushalte. Kleine, feine Wohnungen sind aber gar nicht so leicht zu finden, wie soll eine allein lebende Person eine 120-Quadratmeter-Wohnung mit Leben füllen? Mal abgesehen davon, dass man sich so viel Platz auch erst mal leisten können muss.

Sehr spannend ist auch die Frage nach dem individuellen Platzbedarf. Was manch einer als kleines TinyHouse bezeichnet, ist für andere schon eine halbe Villa – zumindest empfinde ich es als kurios, dass unsere 85 qm Bleibe von vielen als klein bezeichnet wird. Auch die Bezeichnung Tiny House ist in dem Zusammenhang schon gefallen, ich hätte mich vor Lachen fast verschluckt! Mit ca. 40 Quadratmetern pro Nase sind wir für unsere Altersgruppe (man ist ja so alt, wie man sich fühlt!) ziemlich durchschnittlich. Vergleicht man das aber beispielsweise mit Städten wie Tokio, leben wir geradezu in einem Schloss. Dort liegt die durchschnittliche Quadratmeterzahl pro Kopf gerade mal bei der Hälfte.

Das klingt schon mehr nach Tiny House und diese Wohnform findet durchaus viele Anhänger. So ein schnuckeliges Nest können sich viele für sich vorstellen und ich finde die vielen unterschiedlichen Varianten wirklich spannend. Nur wohin mit dem Minihaus? Den so idyllisch das kleine Wohnen klingt, man will ja gerade mit so wenig Knautschzone um sich herum nicht gerade im engen Hinterhof stehen. Mehr Privatsphäre können da sogenannte TinyHouse-Parks wie Minitopia bieten.

Solche Konzepte sind einerseits ziemlich cool, andererseits lösen sie sicher nicht das innerstädtische Platzproblem. Da zeigt schon ein Spaziergang durch die Fußgängerzonen oft, dass hier für Normalsterbliche kein (Wohn-)Raum mehr ist. Die zentrale Lage ist geprägt von schicken Büroflächen und gähnendem Leerstand. In Zeiten, in denen der Onlinehandel großen Kaufhäusern die Daseinsberechtigung streitig macht, mehren sich die ungenutzten Flächen in bester Lage.

Da ließe sich sicher was Sinnvolles draus machen und wenn man sich die Mietpreise für Stadtwohnungen anschaut, könnte sich das auch wirtschaftlich lohnen. Auch alternative Konzepte wie ein Platz für Kunst und Kultur (z.B. in Fulda, München, Stuttgart) würden die Innenstädte wieder mehr beleben.

Andere Ideen, wie eine Flüchtlingsunterkunft in der benachbarten Kleinstadt stoßen erwartungsgemäß auf weniger Gegenliebe. Das würde ja das ganze Stadtbild zerstören und wer wüsste schon, was bzw. wen man sich damit einhandeln würde. Der Blumenstrauß an Vorurteilen ist riesig also schaut man lieber weiter auf einen Bretterzaun. Dass sich daran bald etwas ändert, ist unwahrscheinlich, Immobilien sind als Spekulationsobjekt und Anlageprodukt gefragt. Und Büroflächen ebenso wie Luxuslofts sind lukrativer als bezahlbarer Wohnraum – offenbar selbst dann, wenn sie leer stehen.

Egal ob Wohnung oder Haus, gemietet oder gekauft – wenn wir also ein Fleckchen Erde zum Glücklichsein gefunden haben, sollten uns hin und wieder mal vor Augen halten, wie gut es uns doch geht.

38 thoughts on “Wohnst du noch…?

  1. Neben unserem jetzigen Haus und dem Wohnort, in dem es steht, war ich am glücklichsten in meiner ersten eigenen Mietwohnung mit 30 qm und einfachster Ausstattung. Im Bad gab es am Waschbecken zum Beispiel nur kaltes Wasser. Egal. Lage und Freiheit gepaart mit Licht in der Wohnung waren das, was es für mich ausgemacht hat. Das Licht und die Lage lassen mich jetzt mein Wohnzimmer mit 30 qm lieben und ich mir dieses Luxus‘ sehr bewusst.

    Dass mir die Heidenähe mal wichtiger als die S-Bahn in der Nähe wäre, war mir beim Kauf nicht klar.

    Weiter viel Freude am Wohnen in Eurem Haus wünscht Euch
    Ines

    1. Manchmal merkt man erst, wie schön etwas ist, wenn man es mal live erlebt. Ich würde die Nähe zum Wald auch nicht mehr eintauschen wollen. Die Heide ist bestimmt auch wunderschön, gerade im Frühling. Und wenn´s mal regnet, ist so ein gemütliches aber geräumiges Wohnzimmer ein umso größerer Luxus. Das merkt man schnell, wenn man im Urlaub bei Regen und Sturm mal im winzigen Hotelzimmer gestrandet ist 😄.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  2. Wohnen im Alter wird bei uns aktuell auch immer mehr zum Thema. Natürlich möchte man auch im Alter in einem schönen Umfeld wohnen, mit vernünftiger Infrastruktur ohne Angst haben zu müssen, in der Bude zu verrotten, wenn man nicht mehr kann. Und bezahlbar muss der ganze Rummel auch noch sein. Sehr schwieriges Thema. Bis jetzt haben wir noch keine Idee, wie das mal sein könnte.

    1. Der Punkt „bezahlbar“ ist wohl die größte Herausforderung. Wir hätten auch gerne altersgerecht gebaut, am liebsten ein Bungalow, nur Erdgeschoss ohne Treppen. Das hätten wir uns aber niemals leisten können. Jetzt ist es immerhin so durchdacht, dass man im Erdgeschoss leben kann und das Obergeschoss vielleicht mal trennen kann. Funktioniert gut, mein Mann hat das mit gebrochenem Fuß vor zwei Jahren schon erprobt.

  3. Ich fand die Idee mit dem Tiny House auch mal ganz charmant. Aber als ich mich näher damit beschäftigt habe, habe ich für mich entschieden: Charmant ist es aber auch schon.
    Ansonsten bleibt das Wohn-Thema ein schwieriges. Wir hätten uns auch gerne räumlich verändert, um uns zu verkleinern. Aber bei der Marktlage ergibt das einfach keinen Sinn. Verkleinern heißt im Moment meistens verteuern und zwar erheblich.
    Diese Artikel halte ich übrigens auch für ziemlichen Clickbait. Aber das hat ja heute System. Polarisieren verkauft anscheinend gut.
    Euch weiter viel Freude in Eurem sorgfältig gestalteten Heim
    Liebe Grüße
    Britta

    1. Das stimmt, „schöne heile Welt“ klickt keiner an. Dabei wünscht sich jeder, in genau so einer zu leben – lässt sich aber zu leicht auf diese Polarisierung ein. Meine Schwiegermama hat sich auch schon anhören „dürfen“, dass ihre Wohnung doch viel zu groß für sie wäre. Welche Konsequenzen eine Verkleinerung hätte, ist den meisten gar nicht bewusst.
      Wir genießen derweil umso mehr unser Heim und das hoffentlich noch sehr lange!
      Liebe Grüße
      Vanessa

  4. Ich wäre sogar bereit mich zu verkleinern, wenn ich eine preislich vergleichbare Bleibe finden würde. Die Krux ist, dass kleinere Eigentumswohnungen zum Teil wesentlich teurer sind als manches Reihenhaus. Zumindest in den größeren Städten. Mieten möchte ich nach Möglichkeit nicht. Die Mietpreise sind sowas von explodiert. Dafür kann man Eigentum finanzieren.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Die kleinen Wohnungen und Häuser sind erstaunlich schnell vom Markt – der Bedarf scheint also sehr groß. Die Preise dafür sind fast so gesalzen, wie die Mieten für solche Objekte. Da frage ich mich schon, warum nicht mehr solcher Wohnungen gebaut werden. Das müsste doch für jeden Investor eine Goldgrube sein 🤔.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  5. Ich finde, jeder darf so wohnen wie und wo er mag und möchte und kann. Für mich gab es zu jeder Zeit immer Kriterien, wie ich es schön finde. Und natürlich war das Sich-Leisten-Können auch immer eine zu beantwortende Frage dabei.
    Meiner Meinung nach darf Wohnen gern eigene Bedürfnisse erfüllen. Und die sind eben unterschiedlich, darüber soll sich niemand ein Urteil erlauben. Weder über Größe noch Wohnort.
    Ich mochte alles, wo wir bisher gewohnt haben. Und manches hatte eben seine Zeit. Es wird sich gern erinnert, manchmal kurz vermisst und dennoch freue ich mich über das jeweilige Zuhause.
    Und genau das ist der Punkt: Wohnen und Leben.
    Ich bin sicher, ihr habt das wunderbar hinbekommen.

    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Das „sich leisten können“ ist etwas, dass leider immer schwieriger wird. Und das betrifft ja nicht nur die Wohnsituation – das sagt man ja auch zur Familienplanung, dass man sich Kinder leisten können muss. Und die Diskussion zu Miete oder Eigenheim ist ja auch sehr kontrovers. Für uns war´s die richtige Entscheidung, ins eigene Häuschen zu ziehen. Das teilweise nur noch Mehrfamilienhäuser gebaut werden sollen, kann ich zwar nachvollziehen aber ich bin ganz dankbar, dass hier nur ein kleines Einfamilienhaus drauf gepasst hat. So ein Baufenster hat durchaus auch Vorteile 😄.
      Liebe Grüße
      Vanessa
      PS: „Wohnen und Leben“ oder „wohnen und wohnen lassen“? – Letzteres hätte auch gut gepasst und kam mir gleich in den Sinn, als ich deine Formulierung gelesen habe.

  6. ganz schöner rundumschlag 😀
    fehlen eigentlich nurnoch die siedlungen aus den 60ern, gebaut in einer boomperiode der alten BRD, aus denen seit jahren die besitzer raussterben und keiner will die hütten haben weil der boom (die betriebe) ist weg und die billigbauten lassen sich nochnichtmal sanieren. neulich ´ne doku gesehen…..
    mit meinem gefühlt 20 gemieteten buden in B hatte ich in den 22 jahren dort immer nur extremes pech – plötzliche kündigungen, luxussanierung, fingierte rechnungen wg. angeblicher schäden…. ohne mieterverein wäre man durchgedreht. und zum schluss haben wir zu zweit auf 47m2 gewohnt…..
    unsere 130 eigentum sind zwar renovierungsbedürftig an einigen stellen – aber sie fühlen sich tatsächlich wie ein schloss an. und marienkäfer, schmetterlinge, wespen, hornissen, fledermäuse und siebenschläfer dürfen hier gern überwintern bzw. ihren nachwuchs grossziehen – der dachboden wird niemalsnich ausgebaut.
    xxx

    1. Unter Mietern wie Vermietern gibt es einfach viele schwarze Schafe. Ich hatte immer einigermaßen Glück und bin nie an wirklich schlimme Vermieter geraten. Die zu WG-Zeiten waren zwar etwas schrullig aber ansonsten fair.
      Eure Untermieter klingen sympathisch, ich bin da nicht so entspannt unterwegs. Hier verirren sich hauptsächlich Gartenwanzen ins Haus und die setze ich ganz schnell wieder raus – wenn sie mir nicht ebenso schnell davon flitzen. Die Fledermäuse hier wohnen wahrscheinlich ein einer baufälligen Hütte in der Nachbarschaft, die kommen nur zum Abendessen vorbei. Und ein Dachs (wahrscheinlich) hat mal nach Öl gegraben. Das fand ich allerdings nicht so prickelnd also hab ich Chilipulver verteilt. Davon hab ich ja genug und so muss ich meinen Garten jetzt nicht mehr mit vierbeinigen Landschaftsgärtnern teilen. Angeblich gibt es auch Waschbären – ich liebäugle schon mit einer Wildtierkamera. Wäre schon spannend, mal zu sehen, was hier mitten im Wohngebiet so alles zu Besuch kommt.
      Liebe Grüße!

      1. hihi – was wollte der dachs mit dem erdöl? das struppige fell pomadieren?? ;-D
        ich will auch eine wildtierkamera – aber der BW fürchtet sich vor dem, was er da zu sehen bekäme – hier mitten in der wildnis 😀 😀
        xxx

        1. Mitten in der Wildnis wäre das doch besonders spannend. Bei meinem Ex-Chef hat ein Marder die Gartenstühle terrorisiert – da sind so ein paar Verbrecherfotos schon aufschlussreich 😄.
          Liebe Grüße!

  7. Ich denke bei der wachsenden Bevölkerung und vor allem bei den inzwischen fast unbezahlbaren Preisen für ein Eigenheim wird es unweigerlich auf die Idee des Mehrgenerationenhauses hinauslaufen. Das war früher normal, ich kenne das auch noch mit der Oma im Haus. Vorteil ist, neben bezahlbaren Wohnraum, die gegenseitige Hilfestellung bei den Kindern, im Haushalt und später bei den Alten. Das muss man natürlich mögen und vor allem bereit sein, viele Kompromisse zu schließen. Wenn ich mir aber überlege, dass ein Haus selbst hier auf dem Ländlichen, im Neubaus leicht über eine halbe Million Euro kostet, dann ist der Weg ziemlich vorgezeichnet.

    1. Einerseits finde ich das Konzept Mehrgenerationenhaus richtig schön. Andererseits ist es genau das, was uns (mitunter) dazu gebracht hat, uns in ein kleines, freistehendes Haus zurückzuziehen. Kompromisse sind ja ok aber ich bin mittlerweile echt allergisch gegen unausgesprochene Erwartungshaltungen und dieser Blockade gegen jegliche Veränderung. Das hat dann mit Kompromiss nichts mehr zu tun, wenn den immer nur der andere machen soll. Dann lieber eine bunte WG bei der man sich seine Mitbewohner immerhin noch eher aussuchen kann, als Familienmitglieder 😉.

  8. Liebe Queen All,

    dein Artikel brachte mich zum Schmunzeln – besonders die Stelle mit den „ungebetenen Besuchern“ mit mehr als zwei Beinen! Ich stelle mir gerade vor, wie du eine Ameisen-WG vor die Tür setzt, während nebenan im Insektenhotel „No Vacancy“ leuchtet.

    Viele Grüße und weiterhin viel Spaß beim „Wohnen und Rauswerfen“,
    Ron
    https://www.ron-vollandt.de

    P.S.: Vielleicht solltest du den Insekten eine Mietpreisbremse vorschlagen? 😄

  9. Wir waren bis vor 2 Jahren 3 Generationen im Haus. Jeder hilft jedem, wenn es passt. Jetzt sind wir 2 Generationen und das bleibt hoffentlich lange so. Hier wird auf ein Grundstück, welches früher für 1 Haus war 2 Doppelhauser mit Garagen oder Stellplatz gebaut. Garten in Briefmarkengröße . Hauptsache man wohnt in Ma-Gartenstadt 😵‍💫 699 tausend kostet dann so ein Hasenstall. Ich hoffe die bekommen die verkauft, denn leer stehend als Bauruine fände ich dann auch suboptimal.
    Ich kann eure Entscheidung für Eigenheim außerhalb nachvollziehen.
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße Tina

    1. In den Neubaugebieten geht es teilweise wirklich eng zu. Da sitzt man seinem Nachbarn förmlich auf dem Schoß. Dafür sind die Preise wirklich extrem und man hat ja auch noch alles „von der Stange“. Unser Landschaftsgärtner hatte uns auch von so einem Projekt erzählt, schicke Doppelhaushälften mit Stellplatz. Da durfte er überall Rasen und Hecken pflanzen, nur damit die Käufer das dann hinterher wieder rausreisen und umgestalten – und das für läppische 1,2 Millionen. Ich fürchte, die Häuser stehen immer noch leer.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  10. Zu diesem Thema hab ich mir auch schon oft so meine Gedanken gemacht. Wir leben hier zu Zweien (die Mietzen zählen nicht, oder? 😁) in einer recht geräumigen 4 1/2-ZiWo, wobei einer der Räume wirklich winzig ist- und das Bad auch. Wenn der eine auf’m Thron sitzt und der andere mit Elan die Tür aufschwingt läuft man Gefahr, erschlagen zu werden…. Das Ganze auf ca. 3 m2.
    Eigentlich würde uns aber eine 2 1/2 ZiWo längst reichen, oder eben ein Tiny-House (du weisst ja, ich träume!). Leider ist das in der Schweiz ganz schwierig umzusetzen- die kleinen Häuschen (auch wenn sie fahrbar sind!) werden behandelt wie „richtige“ Häuser. Mit Baugenehmigung und allem PiPaPo. Leider.
    Allerdings werden wir uns hüten, uns was anderes zu suchen, denn es ist wie überall: kaum noch zu bezahlen, und verschwindend wenig im Angebot. Der Wohnungsleerstand hier im Kanton liegt bei 0,44%- das ist der 2. Platz schweizweit! Und wenn neu gebaut wird dann so teuer, dass man sich diese Wohnungen sowieso kaum noch leisten kann. Ich frage mich immer, wie das junge Familien so stemmen… vor allem beim Erwerb von Eigentum. Unter 1 Mio. bekommst du hier kaum noch was. Hab letzthin diese Geschichte zu Ohren bekommen: ein Haus in der Nachbarschaft meiner Schwester, 70er-Jahre Pavillon, Beton rustikal und wirklich, wirklich nichts Schönes. Ein paar m2 Land rundrum. Und das ganze für schlappe 3 Mio. Natürlich ohne zwingend nötige Renovationen, notabene. Da fällt einem doch alles aus dem Gesicht, oder? Ich fürchte ja, dass wir hier in die genau gleiche Immo-Blase reinrennen wie andernorts. Grade sind die Hypozinsen vergleichsweise tief. Aber sobald die auch nur 1% steigen (unweigerlich, irgendwann!), werden mit Sicherheit ganz viele Neu-Eigentümer ihre Kredite nicht mehr bedienen können. Viel zuviele rechnen wohl jetzt schon mit dem letzten Fränkli….
    Da versteh ich dann auch, wenn Senioren weiter in ihren Wohnungen oder Häusern sitzen bleiben. Was man hat, das hat man.
    Wo das noch hinführt? Keine Ahnung. Vielleicht gründen wir mit meinen Schwestern und Schwagern mal eine Alten-WG. Könnt ich mir gut vorstellen. Oder wir kaufen uns ab Rente ein Wohnmobil und parkieren einfach jede Nacht woanders. In der CH darf man sozusagen „wild campen“, aber nur für eine Nacht. Dann muss man den Stellplatz wechseln. Ja nun, wenn das die grösste Mühe ist, gell?
    Mal schaun. Es kommt ja bekanntlich 1. alles anders und 2. als man denkt….
    Liebe Grüsse!

    1. Ich kann mir gut vorstellen, dass freistehende Häuser zukünftig heiß begehrt und damit noch teurer werden. Wegen des Platzmangels sollen ja mancherorts nur noch Mehrfamilienhäuser gebaut werden dürfen. Die Preise sind heute schon verrückt. Das mit den jungen Familien denke ich auch oft. Ein Gehalt, zwei Kinder – wie bekommen die das überhaupt hin?! Das war früher noch eine Selbstverständlichkeit, ging ja mit der Frau am Herd auch nicht anders. Da könnte man sich schon denken, dass die Gleichberechtigung in mancher Hinsicht nicht ganz freiwillig läuft. Wenn das so weitergeht, müssen wir noch zurück zur Kinderarbeit 😉.
      Ob ich mir jede Nacht einen neuen Stellplatz suchen wöllte – ich weiß nicht. Aber man könnte ja zwischen ein paar Lieblingsplätzen pendeln. Wobei ich da dann doch eher die Alten-WG nehmen würde. Das könnte ja sogar ganz lustig werden – immerhin hab ich meine beste Freundin in einer WG gefunden 😊.
      Liebe Grüße!

  11. Ich finde diese reißerische Polemik auch furchtbar, aber nicht nur zu diesem Thema. Dass Menschen im Alter nicht gerne umziehen, ist verständlich, und zudem ist es ja, wie oben schon sehr weise bemerkt wurde, keinesfalls günstiger, oft im Gegenteil.
    Und der Witz ist ja außerdem, dass in Städten wie München Senioren – nämlich Mieter! – trotzdem rausgesetzt werde, nämlich indem man ganze Stadtviertel luxussaniert. Was ist mit den ganzen Leerständen bzw. Zweit- und Drittwohnungen wegen Geldwäsche? Diese Besitzer sollte man „enteignen“, da hätte ich keine Skrupel.
    Witzig, dass für jeden 40 qm im Durschnitt zur Verfügung stehen. ich wohne auf genau 40 qm (Hälfte Balkon mit eingerechnet) – zur Miete. Das heißt, muss ich mir schonmal nicht vorwerfen, als „(Wohn-)Single“ Platz zu verschwenden, da ich ja noch im Durchschnitt liege 🙂
    Die Kaufhaus-Leerstände finde ich deprimierend fürs ganze Stadtbild. In München sind es ja gleich zwei riesige Kaufhäuser, die in der Nähe der Baustelle Hauptbahnhof nun (brach-) liegen. Nö, schön ist echt was anderes… klar ist es super, wenn die Leerstände – zumindest am Stachus-Kaufhof – nun ein bisschen belebt werden.
    Woanders ist es wohl noch schlimmer mit den Leerständen. ich denke auch, in der Zukunft muss man da total umdenken.
    Genieß dein Eigenheim am A**** der Welt, auch trotz und mit den Sechs- oder Achtbeinern! :-))))

    1. Immobilien zur Geldwäsche finde ich auch sehr schlimm. Ich wüsste gerne, wie viel Quadratmeter Wohnraum wir eigentlich zur Verfügung hätten, wenn wir alles nutzen würden. Das Problem wäre vielleicht nicht weg aber doch wesentlich kleiner. Auch eine schöne Idee läuft gerade in Frankreich. Da dürfen Obdachlose in Firmen übernachten, da sich dort ja nachts eh sonst keiner aufhält. Natürlich kann da nicht jeder einfach rein sondern nur Menschen, die sich vorher beworben haben. Aber die haben dann ein sicheres Dach über dem Kopf und man hat wohl durchweg positive Erfahrungen mit dem Konzept gemacht.
      Ich richte meiner achtbeinigen Esmeralda schöne Grüße von dir aus – sofern ich sie von all den anderen unterscheiden kann 😉.
      Liebe Grüße!

  12. Ich gebe dir da vollkommen Recht. Wir haben uns damals bewusst für ein Haus auf dem Dorf entschieden, weil die Kinder hier im Einklang mit der Natur aufwachsen. Umgekehrt, wäre ich Single würde ich wohl niemals die Stadt verlassen. LG Romy

  13. Hallo Vanessa,
    die Idee des Tiny-Houses finde ich klasse, da gibt es tolle Modelle. Dauerhaft darin zu wohnen kann ich mir allerdings (noch) nicht vorstellen. Für einen Urlaub mit einer Menge Bücher (soweit sie hineinpassen) stelle ich es mir schön vor; das würde ich gern mal ausprobieren.
    Von Flüchtlingsunterkünften im immer noch üblichen Sinne halte ich nicht viel. Ich habe zwar auch keine Lösung, aber meiner Meinung nach sind solche Ghettos keine Möglichkeit für eine Integration.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Susanna

    1. Urlaub im Tiny House ist bestimmt ein Erlebnis – ich hätte hinterher wahrscheinlich viele blaue Flecken, weil wir uns ständig über den Haufen rennen würden.
      Bei den meisten Flüchtlingsunterkünften kann man von Integration nicht mal ansatzweise sprechen. Manche sind ja auch noch in Industriegebieten – Aus den Augen, aus dem Sinn 🙄.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  14. Auch wenn die Alten nicht enteignet werden, wenn sie allein oder zu zweit in einem großen Haus wohnen, das früher mal Familiendomizil war, zerteilen sie manchmal ihr Grundstück, damit andere auf der anderen Hälfte bauen können. Nachverdichtung. Das geht auch sehr auf Kosten der Stadtnatur, die ja oft als vielfältiger angesehen wird als die in der Agrarlandschaft…
    VG
    Elke

    1. Die Gärten werden heute generell viel kleiner geplant. Gerade in Neubaugebieten sitzt man dann dicht an dicht auf seiner kleinen grünen Briefmarke. Von Natur kann man da kaum noch reden. Andererseits kann sich kaum noch jemand ein Grundstück leisten, so er denn noch ein unbebautes findet. Wir sind einfach zu viele 🙁.
      LG
      Vanessa

  15. Hey,
    ja der Wohnraum ist sehr teuer geworden. Selbst in einer Kleinstadt (viele Dörfer drumherum, aber auch kleine Städte) sind die Mieten ins unermessliche gestiegen und es wird immer mehr bebaut, was meine naturliebenden Seele leid tut.
    In der nächstgelegen Stadt zahlt man selbst im Studentenviertel so viel, dass dort kaum noch Studenten wohnen, da es viel zu teuer geworden ist.
    Liebe Grüße!

    1. Das Studentenleben ist schon ganz schön teuer. Mein damaliges Budget für den gesamten Lebensunterhalt hätte heute nicht mal für die Miete gereicht. Da kann man verstehen, dass viele das elterliche Nest nicht verlassen. Wenigstens das Studentenwohnheim wird der eigentlichen Zielgruppe wohl nicht streitig gemacht werden 😉.
      Liebe Grüße

  16. Liebe Vanessa,
    danke für den tollen Text.

    Gerade dieses Satzteil. „hat auch niemand das Recht, anderen ihr Recht abzusprechen.“ ist so genial.
    Ja … genau so ist es.

    Aber die Menschen haben ja immer was zu reden.
    Als wir uns die Eigentumswohnung in einer wunderschönen historischen Straße in München gekauft haben, sagt die Ersten „Puh … eine Souterrain-Wohnung, ist ja nichts“!
    Dabei war es in einer tollen Reihenhausvilla.
    Nun das Haus wurde entkernt und in 4 Wohnungen aufgeteilt.
    Sündhaft teuer war es als wir es kauften.
    Vor über hundert Jahren beim Erstbesitzer – dem damals das ganze Haus gehört – war dieser Teil vom Haus ein Hühnerstall!
    Wir liebten diesen „Hühnerstall“. Der Wintergarten in der Küche war der WAHNSINN!

    Die Häuser wurden übrigens damals für die Münchner am Stadtrand gebaut, die sich im teuren München kein Haus leisten konnten.
    Unser Haus gehörte zum Gymnasium. Eigentlich sollten dort in den Reihenhäusern die Lehrer wohnen , nur waren die nach Fertigstellung so teuer, dass sich damals auch keine Lehrer so ein Haus leisten konnte.

    Inzwischen wohnen wir 20 km entfernt in Fürstenfeldbruck.
    Der großen Kreisstadt.
    Unser Haus hat eine ähnliche Größe wie deins.

    Wieder ging das Gerede los.
    „Soweit weg aus der Stadt – das würden wir nie wollen“.
    „So ein kleiner Garten“.
    Ach ja … mein bester Freund schoss den Vogel ab.
    Er sagte doch tatsächlich, warum wir uns nicht lieber eine Wohnung gekauft haben, die wäre doch
    „Senioren-freundlicher!“
    Hey wir waren da noch 12 Jahre von der Rente entfernt!!!

    Egal … für uns ist es das „Traumhaus“, in der jetzigen Lebensphase und hoffen, dass wir es noch lange so genießen können.

    Herzliche Grüße
    Jutta

    1. Das erlebe ich auch oft, dass andere einem das schlecht reden – wahrscheinlich spielt da der Neid mit. Und am besten baut man sich schon mit Anfang 20 ein seniorenfreundliches Haus (sofern man im Lotto gewonnen hat 😉) und bleit da bis zum bitteren Ende drin wohnen. Wobei ich mir aktuell schon vorstellen könnte, hier alt zu werden – oder mit dem Wohnmobil auf Tour zu gehen. Wir wissen doch gar nicht, was das Leben noch so mit uns vor hat. Am besten bleibt man einfach flexibel und genießt das was man hat solange es geht.
      Liebe Grüße
      Vanessa

  17. Hallo,

    vielen Dank für deinen wichtigen und gut geschriebenen Beitrag! Du sprichst ein Thema an, das viele betrifft, und zeigst dabei, wie komplex und vielschichtig die Wohnsituation heute ist. Besonders gut gefallen hat mir, dass du nicht in Schwarz-Weiß-Denken verfällst, sondern verschiedene Perspektiven berücksichtigst – ohne dabei den Finger zu heben. Die Sache mit der gegenseitigen Schuldzuweisung zwischen den Generationen hast du sehr treffend auf den Punkt gebracht. Es braucht mehr solcher differenzierten Stimmen in der Diskussion!

    Ich wünsche dir weiterhin viel Freude beim Schreiben und einen schönen Tag!

    Liebe Grüße
    Saskia Katharina

    1. Danke für die Blumen 😊
      Ich versuche schon, immer mehrere Sichtweisen zu verstehen – gelingt aber auch nicht immer. Mein Mann hat mir beigebracht, dass der Schwabe nicht glücklich ist, wenn er nichts zu meckern hat. Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen 😉.
      Liebe Grüße
      Vanessa

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