Finanzen Minimalismus

Bestes Lesefutter zum Nulltarif

Für passionierte Leseratten kann es bisweilen schwer sein, sich von ihren Schätzchen zu trennen. Minimalismus hin oder her, das Bücherregal klein zu halten erfordert viel Konsequenz. Doch die wenigsten Bücher lesen wir ein zweites Mal und noch viel weniger werden nochmal aus dem Regal genommen (außer vielleicht zum Abstauben). Es gibt einfach so viel großartige Literatur, die ebenfalls darauf wartet, dass wir ein bisschen Zeit erübrigen können. Und der Stapel an ungelesenen Büchern wächst beständig.

Manch einer möchte mit dem vollen Bücherregal zeigen, wie belesen er ist bzw. für wie belesen er sich hält. Doch im Grunde interessiert das niemanden. Wie oft steht ihr in einer fremden Wohnung und denkt euch „Hach, der große Brockhaus. Was muss hier doch für ein intelligenter Mensch leben?!“ Nicht wirklich, oder?

Bücher, die vergessen im Regal vor sich hin stauben, sind für mich ein trauriger Anblick. Einmal gelesen haben sie ihr kurzes Leben verwirkt und fristen ihr Dasein als öde Hintergrunddeko. Dabei sollten sie von Hand zu Hand wandern und von so vielen Menschen wie möglich gelesen werden.

Eine genial einfache Methode sind Bücherschränke. Hier wechseln Bücher den Besitzer, ihr könnt jemanden glücklich machen und euch selbst mit frischem Input versorgen. In fast jedem größeren Ort gibt es sie mittlerweile. Oft findet ihr Informationen dazu auf der Homepage der Stadt oder wie fast alles natürlich im Internet. Karten mit genauen Standorten gibt es zum Beispiel unter https://openbookcase.de/map oder https://www.lesestunden.de/karte-oeffentlicher-buecherschraenke/.

Natürlich können wir die ganze Überlegung jetzt einfach sein lassen und argumentieren, dass ein E-Reader an dieser Stelle ja die perfekte Alternative ist. Aber habt ihr schon mal versucht, jemandem ein bereits gelesenes Buch weiterzugeben, während ihr selbst auf dem E-Reader schon das nächste Schätzchen schmökert? Gar nicht so einfach.

Und dann ist da noch der finanzielle Aspekt. Warum immer neue Bücher kaufen, wenn es wunderbare Alternativen gibt. Natürlich soll ein Autor angemessen für seine harte Arbeit entlohnt werden, das stelle ich gar nicht in Frage. Und ich füge gerne immer mal wieder ein neues Buch dem Kreislauf hinzu. Aber gerade wenn man Bücher konsumiert wie die Luft zum Atmen, macht Teilen Sinn.

Klar ist die Auswahl im Bücherschrank eingeschränkt. Wenn ihr also ein ganz bestimmtes Buch sucht, macht es Sinn dieses tatsächlich neu oder, wenn ihr Glück habt, günstig gebraucht zu erwerben. Ansonsten ist es super spannend, einfach mal zu schauen, was gerade im Angebot ist. Etliche Bücher hätte ich sonst nie entdeckt. Und wenn mal gar nichts dabei ist, kommt man ein paar Tage später wieder vorbei oder versucht es in einem anderen Bücherschrank.

Ich habe drei Bücherschränke mehr oder weniger in der Nähe, in denen ich mich bedienen kann. Die größte Herausforderung ist, nicht mehr Bücher mit heim zu nehmen, als man hingetragen hat. Ein Großteil der Bücher sind auch wirklich in gutem Zustand (dann ist es überhaupt nicht unangenehm oder gar eklig, ein gebrauchtes Buch zu lesen). Sie suchen einfach wieder liebevolle Hände, die sie genauso sorgsam behandeln, wie ihr Vorbesitzer.

Und hier noch zwei Hinweise, sozusagen in eigener Sache:

Bitte nutzt den Bücherschrank nicht für euer Altpapier. Der Atlas aus dem letzten Jahrhundert oder das völlig zerlesene Taschenbuch voller klebriger Schokoflecken gehören hier definitiv nicht rein. Würdet ihr das noch haben wollen?! Nein, sicher nicht. Also ab damit ins Altpapier.

Und seid bitte fair. Der Bücherschrank soll der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Sich also kistenweise zu bedienen um dann auf Rebuy, Momox oder anderen Verkaufsplattformen den großen Reibach zu machen, ist ganz mies fürs Karma. Wer also nicht als Grottenolm wiedergeboren werden möchte, trägt auch selbst mit ordentlichen Tauschobjekten zum Erhalt der Bücherschränke bei 😉

Und jetzt verkrümle ich mich erst mal wieder mit einer schönen Tasse Kaffee und dem neuesten Schmöker auf meinem Lesesessel.

2 thoughts on “Bestes Lesefutter zum Nulltarif

  1. Bin ich voll bei Dir – trotzdem lese ich lieber elektrisch, weil man da die Schriftgröße verstellen kann, und das ist für meine alten Augen definitiv ein nicht zu unterschätzender Vorteil! Bücher kaufen muss ich aber trotzdem nicht permanent, denn auch ebooks kann ich bei meiner örtlichen Bibliothek „für umme“ ausleihen (ok, einmal im Jahr sind 20 Euro Gebühr fällig, also etwas weniger als 2 Euro pro Monat). Und ich muss noch nichtmal dran denken, sie zurückzugeben, das geht bei der Onleihe automatisch.

    1. So komfortabel das mit der Schriftgröße ist, nach einem ganzen Tag vor einem Bildschirm ist richtiges Papier abends irgendwie entspannend. Mein Mann schraubt auch immer an der Schriftgröße meines E-Readers, ich erschrecke dann immer. Alles so riesig! Hab Glück mit meinen Augen, ich bin kurzsichtig. Das ist sehr lesefreundlich, zum Autofahren werde ich aber irgendwann Ferngläser brauchen.

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