Eine positive Lebenseinstellung als Überlebensstrategie
Oder anders gesagt, wie mich ein liebevoller Blick auf die Welt davon abhält, im Alltag durchzudrehen und Amok zu laufen.
Eines vorweg – natürlich gibt es auch schlechte Momente. Niemand ist immer gut drauf und auch die positivsten und optimistischsten Menschen haben mal schlechte Laune. Und das ist auch völlig normal und gut so.
Doch es geht vor allem darum, mit welcher Grundeinstellung man durchs Leben geht und was das mit einem selbst macht. Bestes Beispiel ist das Autofahren. Witzigerweise hält sich die Mehrheit der Autofahrer für überdurchschnittlich gute Fahrzeugführer. Der größte Feind eines Autofahrers sind die anderen Autofahrer. Die fahren entweder zu schnell oder zu langsam, sind sowieso völlig unfähig und blockieren dann auch noch die Straße. Im geschützten Raum des Autos lässt sich so mancher zu verbalen Ausfällen hinreißen, der Gegenüber ist ja nur ein anonymes Auto. Müssten wir diese Schimpftiraden von Angesicht zu Angesicht wiederholen, würde es uns die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Doch was macht das mit uns selbst? Mal abgesehen von offensichtlichem Bluthochdruck, tun wir uns auch psychisch keinen Gefallen. Die Kunst ist es, hinzunehmen, was man nicht ändern kann und einen Weg für sich zu finden, damit klar zu kommen. Ich selbst bin beispielsweise dazu übergegangen, im Auto sehr lustige Hörbücher laufen zu lassen und übe mich in engelsgleicher Geduld. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Aber es hilft mir zumindest, wenn ich meinem Gegenüber (nicht nur auf der Straße) nicht per se böse Absichten und Unfähigkeit unterstelle. Die meisten Menschen ärgern uns nämlich gar nicht in vollem Bewusstsein. Die kämpfen genauso mit ihrem eigenen Päckchen. Und ein bisschen Humor hilft da ungemein, genau solche Päckchen ein bisschen leichte werden zu lassen.
Und manchmal begegnen wir Menschen, die mit Humor die Welt ein bisschen schöner machen wollen. Auch wenn ich dabei neulich fast einen Herzanfall erlitten habe. Da habe ich mich schon gefreut, dass vorm Supermarkt der absolute Chefparkplatz auf mich gewertet hat. Völlig in Gedanken parke ich also ein und sehe plötzlich im Augenwinkel, dass in dem Auto neben mir jemand auf dem Beifahrersitz in meine Richtung schaut. An sich nichts ungewöhnliches, mal abgesehen davon, dass ich sowieso extrem schreckhaft bin und mir allein deshalb schon mal ein lautes „Huch“ rausrutscht. In diesem Fall saß da aber ein lebensgroßer Gorilla und starrt mich an. Nachdem sich der Puls wieder beruhigt hatte, musste ich lachen. Nicht nur über diesen lustigen Gag (es war natürlich nur eine Attrappe) sondern auch über mich und die Situation selbst. Jetzt hätte ich mich einerseits über den blöden Scherz aufregen können. Oder eben dankbar sein, dass es Menschen mit einer ordentlichen Portion Humor auf dieser Welt gibt, die einen mal kurz aus dem Alltagstrott schubsen und ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Genauso verhält es sich, wenn ich unterwegs bin. Oft begegnet man griesgrämig dreinschauenden Menschen. Doch oft sind diese einfach nur in Gedanken und der unfreundliche Gesichtsausdruck ist keine Absicht und völlig unbewusst. Wenn man ihnen dann ein freundliches Lächeln und vielleicht noch ein fröhliches Hallo schenkt, hellt sich bei fast allen der Gesichtsausdruck auf und man bekommt ebenfalls ein Lächeln zurück. Und das kostet uns nicht mehr als eine kleine Muskelbewegung und am Anfang vielleicht ein bisschen Überwindung. Im schlimmsten Fall läuft der Anderen einfach weiter, meistens aber bekommen wir ein positives Feedback.
Auch eine aufmerksame Wahrnehmung und ein liebevoller Blick für die kleinen Dinge können unsere Laune heben. Ich kann einerseits wie ein Berserker durch den Wald hechten, Hauptsache die letzte Rundenzeit wird übertroffen. Oder ich nehme es mir heraus, auch mal ein bisschen langsamer zu laufen und den Blick schweifen zu lassen. Beim Spazierengehen halte ich mal an und freue mich über besonders schöne Blüten oder beobachte ein Eichhörnchen in den Baumkronen. All die kleinen, unscheinbaren Dinge die wir oft übersehen, wenn wir auf der Überholspur durchs Leben eilen, können uns inspirieren und glücklich machen.
Oft nehmen wir gar nicht wahr, wie schön die Welt um uns herum ist. Die besondere Form und Farbe von Flechten sehen wir nur, wenn wir mal das Tempo raus nehmen. Und auch unter Wasser sehen wir viel mehr, wenn wir nicht mit Highspeed unterwegs sind, sondern uns viel Zeit nehmen und treiben lassen. So kann ich stundenlang auf wenigen Quadratmetern das Riff studieren und habe am Ende mehr gesehen, als jemand, der viel Strecke gemacht hat. Und nur, wer den Blick immer wieder hebt, bekommt überhaupt mit, wenn etwa Mantas majestätische über das Riffdach hinweg ziehen oder ein schüchterner Hai vorbei schwimmt. Doch trotzdem rasen viele mit Tunnelblick an uns vorbei, immer auf der Suche nach dem nächsten Höhepunkt. Und sind dann enttäuscht, wenn nicht mindestens ein Highlight auftaucht. Dabei entgeht ihnen dann die bunte Schnecke, die sich unter einer Koralle versteckt ebenso wie die kleinen und sehr schüchternen Weihnachtsbaumwürmer, die sich schon bei der geringsten Wasserbewegung blitzartig in ihre Röhre zurück ziehen. Aber all diese kleinen Wunder machen unsere Welt sowohl unter als auch über Wasser erst so großartig.
Wenn ich auch die kleinen Dinge und Gesten wahrnehme und mich über diese freuen kann, habe ich am Ende in Summe einen riesigen Schatz an positiven Erlebnissen. Und genau diese lassen mich dann in weniger guten Momenten durchhalten.
Die vielen besonderen Menschen, die mir im Alltag begegnen und einem schöne Momente bescheren lassen einen die wenigen Idioten, die sich mürrisch durchs Leben schlagen und in der Schlange vordrängeln, leichter ertragen.
Und ich verzweifle nicht an der Dummheit einzelner Idioten, da auch viele kleine positive Handlungen und Gesten zusammen Großes bewirken können.
Und eben diese Grundeinstellung lässt uns leichter und beschwingter durchs Leben gehen. Wenn ich meinen Mitmenschen gute Absichten unterstelle, habe auch ich selbst bessere Laune. Letztendlich ist jeder selbst für sein Glück verantwortlich.