Minimalismus

Ich trage heute ein fröhliches Schwarz

Wer schon länger hier mitliest, hat vielleicht am Rande registriert, dass ich farblich nicht unbedingt regenbogenmäßig aufgestellt bin. In der Wohnung dominieren Schwarz- und Grautöne, dazwischen gibt es nur ein paar grüne Tupfer von (noch über-)lebenden Pflanzen. Ich selbst trage ausschließlich Schwarz, Ausnahmen gibt es mittlerweile keine mehr. Früher habe ich noch hin und wieder das eine oder andere farbige Teil im Schrank gehabt. Das endete jedoch immer in mehr oder weniger erfolgreichen Färbeaktionen (nicht jedes Material lässt sich gut färben) oder Trennung. Eigentlich liebe ich Petrol- und Rose-Töne – nur halt nicht an mir. Und ebenso liebe ich bunte, kreative Outfits – nur halt mehr an anderen.

Schwarz ist bunt genug

Angefangen hat das bereits vor über 25 Jahren. Schon während der Schulzeit wurden es immer weniger bunte und immer mehr schwarze Kleidungsstücke. Dann kamen die schwarzen Vorhänge und meine Oma meinte großspurig, das sei nur eine Phase. Naja, vielleicht behält sie ja Recht. Aber noch hält die Phase an und es ist kein Ende in Sicht.

Wer hier jetzt eine tiefere Bedeutung sucht, darf sich gerne in Interpretationen versuchen. Fakt ist aber, ich habe dabei überhaupt keine Hintergedanken. Mir gefällt die Farbe an mir einfach und der Ausblick auf schwarze Flächen entspannt gefühlt die Augen, vor allem im Gegensatz zur oft schrillen Umwelt. Letzteres erreicht man auch in der Natur aber gerade bei eisigem Schneeregen lockt es mich nicht so wirklich vor die Türe. Das ändert sich aber mit steigenden Temperaturen wieder. Trotzdem liebe ich zumindest optisch die ruhigen Töne zu Hause. Akustisch sieht das schon anders aus und das hat sicher nicht unwesentlich zur Vorliebe für die dunkelste aller Farben beigetragen…

Trauerfarbe

Angeblich steht Schwarz ja für Macht und Eleganz. Und Menschen, die bevorzugt schwarz tragen, gelten als geheimnisvoll, verschlossen, distanziert und kontrolliert. Und Künstler tragen ja sowieso gerne schwarz – oder auch nicht!? Ich tue mich schwer damit, Menschen in solche Schubladen zu stecken. Zudem viele aus meinem Bekanntenkreis gerne mal schwarz tragen aber alles in allem so unterschiedliche Charaktere haben, wie es Farben gibt. Das ist wohl wie mit Horoskopen, irgendwie kann jeder etwas für sich rein interpretieren und am Ende ist alles Glaubenssache. Für mich ist es nur eine Farbe, nicht mehr und nicht weniger. Und wenn ich um etwas trauere, dann nur um fehlenden gesunden Menschenverstand. 

Pechvögel

Auch Tiere, die schwarz tragen, haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Jeder kennt die Mär von der schwarzen Katze, die angeblich Pech bringt. Leider gibt es immer noch genug Menschen, die diesem Aberglauben anhängen und die betroffenen Vierbeiner haben es gerade in Tierheimen entsprechend schwerer, ein zu Hause zu finden. Wer also mit dem Gedanken spielt, eine Fellnase zu adoptieren, sollte auch den vermeidlichen Unglücksboten eine Chance geben.

Und auch die schwarzgefiederten Rabenvögel sind definitiv keine Unglücksboten. Wer so etwas denkt, dem sei gesagt, dass die lustig hüpfenden Gesellen enorm intelligent und sozial sind. Unheil bringen nur Menschen, die an so einen Sch… glauben.

Mit ähnlichen Farben waschen

Praktischerweise trägt auch mein Lieblingsmitbewohner hier nur Schwarz, das macht das Waschen einfach. Im Übrigen reicht hier ein ganz klassisches Colorwaschmittel, das enthält keine bleichenden Stoffe. Weichspüler benutzen wir gar nicht, das ist BÄH! Und auch beim Waschmittel schaue ich, was drin ist, also im Zweifel lieber bio als billig. Zum Auffrischen der Farbe wird auch oft Essig empfohlen. Da das aber nicht so toll für die Dichtungen der Waschmaschine sein soll, habe ich das bisher nicht ausprobiert. Wenn mal etwas arg ausgewaschen ist, färbe ich die Sachen nach. Auch wenn da vermutlich ganz schön viel Chemie drin steckt, ist das immer noch besser, als neu zu kaufen.

Immer gleich und doch nie langweilig

Doch auch wenn es farblich keine Experimente und null Abwechslung gibt, ist meine Garderobe alles andere als langweilig. Sportlich, klassisch elegant, feminin, praktisch, rockig, minimalistisch – jeden Tag nach Lust und Laune (ok, meist klassisch & praktisch). Das ist der große Vorteil, wenn man farblich minimalistisch unterwegs ist. Alles lässt sich wunderbar kombinieren! Das macht auch das Packen von Reisegarderobe einfach. Die einzige Frage, die sich da stellt ist die nach der Temperatur am Urlaubsort.

Und noch einfacher ist das Einkaufen. Oft kann ich schon von der Eingangstüre aus sehen, ob ich den Laden überhaupt betrete. Und zumindest Basics sind immer irgendwo zu bekommen, auch wenn Schwarz mal gerade nicht im Trend liegt. Shopping scheitert eher an Zeit und Muse bzw. akuter und chronischer Unlust. Aber das ist ja auch das Schöne an meinem ach so langweiligen Kleiderschrank. Es braucht gar nicht so viel, um dem eigenen Stil zu folgen.

Fazit: Ich kann mit all den Labeln, die das Tragen von Schwarz so hat, überhaupt nichts anfangen. Das einzige, das auf mich zutrifft ist, dass ich wohl sehr pragmatisch (passt es nicht, kauf ich es nicht) und ein bisschen eigensinnig (ist es nicht schwarz, kauf ich es nicht) bin.

14 thoughts on “Ich trage heute ein fröhliches Schwarz

  1. Love it! Ich bin noch nicht so weit wie du in meinem Kleiderschrank. Obwohl ich relativ wenig Kleidungsstücke besitze, sind 99% meiner Dinge entweder schwarz, grau oder blau. Da die Anzahl beschränkt ist, muss ich wöchentlich waschen. Nach spätestens 10 Tagen wird es knapp! Ich halte es also auch relativ pragmatisch 😉

    Liebe Grüsse
    Schweizer-Minimalist

    1. Was das Waschen angeht, ist eine begrenzte Anzahl an Kleidung eh besser – solange man mindestens eine Maschine voll bekommt. Bei zwei und mehr Personen kann es sonst schnell mal passieren, das sich der Wäscheberg zu einem Mount Everest entwickelt, wenn man mal eine Woche mit Waschen aussetzt. Ich dachte früher immer, ich hätte zu wenige T-Shirts. Da haben wir es aber auch manchmal schleifen lassen. Wenn wir aber regelmäßig waschen, ist immer genug da.

  2. Ich finde es gut, wie konsequent Du Deinen Kleidungsstil trägst. Und wenn Schwarz Deine Wahl ist, dass eben Schwarz. Der Wohlfühlfaktor spielt dabei eine große Rolle. In meinem Kleiderschrank geht es zwar bunt zu. Ein Farbschema habe ich aber auch. Ich bin ein sogenannter „Wintertyp“ und trage nur kalte klare Farben, die zu meinem Hautton passen. Da bin ich ganz pingelig.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Pingelig ist super! Das erspart einem viele unnötige Fehlkäufe über die man sich hinterher ärgert. Und wenn die Farbe nicht zum Hautton passt, muss man konsequent sein. Würde ich z.B. Gelb tragen, müsste ich um mein Leben fürchten. Ich sehe dann aus, wie ein Zombie und die sind ja bekanntlich nicht sonderlich beliebt 😉

  3. Ich beneide dich darum, dass du dir keine Gedanken machen musst was gut zueinander passt und welche Kleidungsstücke man nicht zusammen anziehen kann – das ist sicher ziemlich praktisch wenn man nur alles in einer Farbe hat.

    Liebe Grüße,
    Hanna

    1. Hat alles Vor- und Nachteile. Dafür kann es schon mal ganz schön warm werden, wenn die Sonne scheint. Da muss man dann doch noch ein bisschen überlegen, was schön luftig ist oder womit man die kühlen Temperaturen am Morgen aushält. Jetzt im Frühling ist das aber wunderbar, wenn schwarze Kleidung die Wärme der ersten Sonnenstrahlen einfängt 😊

  4. Naja, nur Schwarz hängt jetzt nicht in meinem Schrank. Aber trotzdem viel davon, dazu blau, anthrazit und gerne auch dunkellila, dunkelgrün, dunkelrot. Einfach nix Knalliges. Im Sommer darfs dann gerne auch ein wenig heller werden. Weil ich meine ganzen Klamotten praktisch ausschliesslich bei einem einzigen Label kaufe und das ausserdem eines ist, an dessen Stücken keine Jahrzahlen dran stehen, passt trotzdem irgendwie alles zusammen. Oder vielmehr: ein ungezwungener Mix machts da eigentlich erst aus! Ausserdem: ich bekomme immer wieder Stücke von meinen Schwestern geschenkt. Und weil die wissen, was mir gefällt, passt auch das dann immer hervorragend. Das letzte war ein Flower-Power-Kleid mit Trompetenärmeln aus luftigem Chiffon in einem Rote-Erde-Ton mit ein paar eingewebten Glitzerfäden. Sehr hübsch- es kann also langsam wärmer werden! 😁
    Sich einen roten Faden zu ziehen im Kleiderschrank macht das Leben tatsächlich ein wenig leichter. Ich hab zumindest nie das Problem, „nichts anzuziehen zu haben“….
    Fröhliches Oster-WE, herzliche Grüsse!
    PS: hab vorhin auf arte eine Reportage über Fastfashion gesehen. Die üblichen verdächtigen Firmen machen es sich inzwischen so rücksichtslos einfach, indem sie nicht verkaufte Klamotten ganz einfach in der Atacama-Wüste entsorgen lassen….😡

    1. Von dem Flower-Power-Kleid würde ich ja zu gerne mal ein Bild sehen!
      Es ist natürlich auch entspannt, wenn alles in eine Richtung geht. Da gibt es weniger Unfälle beim Waschen und alles ist super kombinierbar.
      Das mit den Bergen von Altkleidern in der Wüste habe ich auch schon gesehen, echt schlimm. Vor allem, weil das Zeug da nicht bleibt sondern vom Wind auch gerne mal ins Meer getragen wird. Eigentlich sollte man es den Verantwortlichen in den Vorgarten kippen. Nur dazu sind die Berge viel zu groß 🤬

  5. Vielen Dank für Deinen Kommetar zu meinem „12 von12“ und natürlich bin ich neugierig, was bei Dir als nächstes ansteht. Vielleicht magst Du mir ja eine Mail schicken 😉

    Zum Kleidungsthema… da bin ich ganz bei Dir, ich liebe Einfachheit und hasse Einkaufen. Ja, wirklich (im Gegensatz zu meiner besseren Hälfte). Und weil ich mir möglichst wenig Gedanken darüber machen möchte, was ich heute anziehe, bin ich in den Farben recht reduziert unterwegs, liebe meine Jeans mit irgendeinem weißen Oberteil. Schwarz funktioniert bei mir leider gar nicht – also GAR NICHT – es zieht mir die ganze Farbe aus dem Gesicht und ich sehe damit einfach krank oder halbtot aus 😉 Und das, obwohl ich finde, dass Schwarz irgendwie immer gut und schick aussieht und es macht es sooo einfach. Bei Weiß geht das leider nicht. Schließlich will ich nicht wie eine Ärztin daherkommen 😉

    Liebe Grüße, Marita

    1. Weiß finde ich gar nicht so schlecht, wird mir nur leider viel zu schnell dreckig. Aber ich finde so ein ganz weißes Outfit kann schon toll aussehen – und gar nicht nach Ärztin. Aber wenn du deine Lieblingsfarben für dich gefunden hast, kann dir das herzlich egal sein. Das mit dem Farbe aus dem Gesicht ziehen finde ich eine ziemlich gute Umschreibung, das hatte ich früher mal mit Gelb. Manche Farben leuchten halt an bestimmten Menschen mehr, ein ehem. Kollege hat mit einem sonnengelben T-Shirt das ganze Büro zum Leuchten gebracht. Aber die Farbpalette ist ja riesig, da ist eigentlich für jeden das Richtige dabei, man muss es nur finden!
      LG
      Vanessa

  6. ICH LIEBE ALLE FARBEN !
    😀
    und ich liebe es farbig und gemustert – grossgemustert. schwierigkeiten, meine garderobenteile zu kombinieren haben ich trotzdem nie.
    aber ich bin auf dem gebiet ja auch profi.
    trotzdem trage ich gern schwarz – denn schwarz steht mir tatsächlich richtig gut. (macht es bei den wenigsten menschen). in schwarz sehe ich sogar ungeschminkt 10 jahre jünger aus – mindestens ;-D
    deine bekleidungsstrategie ist sehr smart und nachhaltig. aber du bist ja auch smart und machst dir gedanken über nachhaltigkeit. die meisten leute kaufen, was grad als the hottest shit durchs dorf getrieben wird – und wundern sich dann, dass es nach der 1.euphorie als schrankleiche und dann in der tonne endet. jahrzehnte der typ&farbberatung, der (seriösen) moderatgeber – alles für die katz. man kauft blind, was die influenzer einem vor die nase halten……
    weiterhin fröhliche schwarzmalerei ;-D
    xxxx

    1. Ich bin ja froh, dass nicht alle so schwarzgemalt durchs Leben gehen. Es gibt kaum was schöneres, in einem Straßencafé zu sitzen und Leute zu schauen. An anderen liebe ich es ja bunt und dann kann ich stundenlang schöne Outfits bewundern oder mich über nicht so schöne wundern. Aber das ist ja alles Geschmackssache und ich freue mich gerade über den Gedanken, dass wir hier in Deutschland kleidungstechnisch ein freies Land sind. Wer nicht gerade ein öffentliches Ärgernis erregt, wegen Kleidungsverweigerung, kann eigentlich tragen, was gefällt. Klar, durch die Medien und Mitmenschen lassen wir uns ganz schön uniformieren – aber das können wir selbst entscheiden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert