Haus und Garten Minimalismus

Cluttercore – ist der Minimalismus jetzt tot?

Scheint, dass die Menschen genug von sterilen und durchgestylten Bildern von minimalistischen Einrichtungen haben. Wie das dann so ist, entwickelt sich aus einer Bewegung eine Gegenbewegung. Und damit sich das ganze recht nett verkaufen lässt, verpasst man dem Kind noch einen trendigen Namen, schon ist der Cluttercore geboren, DER Einrichtungstrend für 2023.

Cluttercore – das ist die überbordende Ästhetik liebevoll vollgestopfter Räume. Regale voller Nippes, Sammelsurien an Pflanzen,  hübsch arrangierter Krimskrams und allerlei Fundstücke sorgen für Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden. Dabei geht es keinesfalls um Maximalismus und Konsum, vielmehr spiegeln die gesammelten Lieblingsstücke die eigene Persönlichkeit und Individualität wieder. Was macht dich glücklich? – Na alles!

Cluttercore ist also keinesfalls ein anderer Ausdruck für ein Messie-Chaos, bei dem der Betroffene zwanghaft mehr oder weniger wertlose Gegenstände im eigenen Zuhause hortet. Im Gegenteil, alles hat seinen festen Platz, es ist sauber und das vermeidliche Chaos hat seine ganz eigene Ordnung. Statt sterilem Möbelkatalog-Design bekommen die Wohnungen Charakter, den die Stilrichtungen sind so verschieden, wie die Menschen, die sie leben. Dafür muss man sich nur mal die vielen Bilder im Netz anschauen, eines bunter und spannender als das andere.

Da gibt es Galeriewände an denen Kunst oder persönliche Bilder vom Boden bis zur Decke zu bestaunen sind. Oder grüne Wohnzimmer, die einen mal eben in den fernen Regenwald versetzen. Überhaut lässt es sich hervorragend in die Ferne träumen, mit all der überschäumenden Kreativität mit der nach Herzenslust Souvenirs, Handgemachtes, Gesammeltes, Seelenanker und Geerbtes kombiniert werden.

Bevor die Minimalisten jetzt die Hände überm Kopf zusammenschlagen…

Letztendlich geht es darum, das eigene Zuhause zu einem lebendigen und gemütlichen Ort zu machen. Geborgenheit und Wärme sind in unsicheren Zeiten ein Grundbedürfnis. Da ist das kreative Durcheinander eben eine Möglichkeit, sich genau dieses heimelige Gefühl zu erschaffen.

Das eigentliche Ziel ist also nicht, die eigenen vier Wände wahllos mit Dingen zuzustopfen. Genauso wie es im Minimalismus eigentlich nicht das Ziel ist, in einer völlig leergeräumten Wohnung zu sitzen.

Mag sein, dass ich mal wieder den neusten Trend verpenne, aber im Grunde geht es doch eigentlich nur darum, dass man sich sein zu Hause so einrichten sollte, wie man mag. Dabei sollte man nicht irgendwelchen Trends hinterherjagen sonder den eigenen Bedürfnissen folgen. Der eine braucht Luft und freie Flächen, während der andere es eben wild und bunt bevorzugt.

Wie öde wäre es, wenn wir alle gleich wohnen, gleich aussehen und gleich ticken würden.  Solange der heißeste Interior-Design-Trend nicht morgen wieder komplett in die Mülltonne gekloppt wird, sollen sie das Kind doch schimpfen, wie sie wollen. Minimalismus ist mehr, als nur ein simpler Einrichtungstrend und Cluttercore muss nicht das Gegenteil bedeuten.

Wobei, hin und wieder betreibe auch ich (schon seit geraumer Zeit) eine Art Cluttercore. Nämlich immer dann, wenn ich wieder etliche Ableger in unzähligen Gläsern züchte. Nur sorgt mein nicht ganz so grüner Daumen auch immer wieder dafür, dass meine Ausflüge in den Vegetationsmaximalismus ein jähes Ende finden. Bleibt zu hoffen, dass sich das mit einem eigenen Garten bessert.

6 thoughts on “Cluttercore – ist der Minimalismus jetzt tot?

  1. ganz ohne zeitaufwendiges surfen im netz bin ich jetzt immer informiert über die neueste durchs globale dorf getriebene lifestyle-sau 😀
    ich muss nur bei dir lesen – dankeschön, sehr komfortabel!
    musste ja irgendwann kippen. wie alle „moden“. zugestellt nach kahl, wohnzelt nach wurstpelle, omas kartoffelsuppe nach buddha bowl……..
    smart ist, wer sich aus/bei all dem trendhinundher seinen einen stil zurechtbastelt und den dann einfach behält: spart jede menge kohle, ressourcen und müll, wenn man nicht alle paar saisons alles „ausmistet“, um dann den neuesten lifestyle zu shoppen.
    xxx

    1. Solange man nicht jeden Sch… mitmacht und jede Saison den alten Krempel entsorgt, können Trends ja auch ganz schön sein. Ohne sie hätten wir nicht halb so viel Spaß beim Anschauen alter Familienfotos – Onkel Uwe mit Schlaghosen und langen Haaren oder die Oma in jungen Jahren mit auftoupierter Perücke und Hornbrille. Und der eigene Stil ist dann die Königsklasse.

  2. Najaaaa…ich sag mal so: Sobald ein neuer Trend ausgerufen wird, ist der IMMER auch mit Konsum verbunden. Denn das ist schliesslich der einzige Sinn an einem Trend! So, wie beim Auftauchen des Begriffes „Minimalismus“ alle sofort mit Ausmisten begonnen und Tonnen von Zeug weggeworfen haben, nur um sie durch von „Minimalismus-Priestern“ empfohlene Dinge zu ersetzen. (Schon mal den Online-Shop von Marie Kondo besucht??) Oder um einen „nachhaltigen“ Lebensstil zu etablieren: Plastik-Tupperware raus und neue Chromstahl-Aufbewahrungsbehälter rein. Ich wette: Nachdem Cluttercore ausgerufen wurde tauchten auf dem Markt mit Sicherheit Unmengen an hübscher Massenware auf, die diesem Stil gerecht wird. Denn nicht jeder verfügt ja über angehäufte Erb-, Sammel- und Seelenstücke, die nötig sind, um einer Wohnung den entsprechenden Touch zu verpassen. Meiner Meinung nach sind angesagte Lifestyles immer mit Konsum verbunden….Und in der Regel sind solche Trends ja nun leider doch mit einer früher oder später anstehenden Entsorgungsaktion verbunden, weil der „moderne“, durchschnittliche Mensch gerne als Trend-Trittbrettfahrer agiert.
    Seinen eigenen Stil zu finden hingegen ist ein Akt von vielen Jahren. Und wenn man ihn denn mal am Schlawickel hat, dann lässt man den so schnell auch nicht mehr los. Weil es- unter anderem- einfach auch mehr als anstrengend ist, andauernd dem letzten Schrei hinterherzuhecheln, nichtwahr?
    Genau betrachtet „cluttere“ ich in diesem Sinne schon lange. Bleiben dürfen bei mir auch Dinge, die ich geerbt oder geschenkt bekommen habe und an denen mein Herz hängt. Halt einfach auf minimalisische Art und Weise…..
    FAZIT: „aber im Grunde geht es doch eigentlich nur darum, dass man sich sein zu Hause so einrichten sollte, wie man mag. Dabei sollte man nicht irgendwelchen Trends hinterherjagen sonder den eigenen Bedürfnissen folgen. Der eine braucht Luft und freie Flächen, während der andere es eben wild und bunt bevorzugt.“ Da bin ich ganz bei dir.
    Schönen Sonntag und herzliche Grüsse!

    1. Haha, das hast du schön formuliert! Ich hab meinen Stil auch am Schlawickel 🙂
      Bin auch viel zu bequem, ständig irgendeinem Trend nachzulaufen. Und da ja alles irgendwann wiederkommt, liegen wir damit immer mal wieder voll im Trend, wenn auch unabsichtlich.

  3. Liebe Vanessa,
    mein erster Gedanke bei Cluttercore: Wie hält man den ganzen Kram um Himmels Willen sauber??? Staub wischen finde ich sowieso schon so mühsam und je mehr Zeug ich umrunden oder hochheben muss, umso langwieriger wird es. Für mich ist der neue Trend also nichts. Wobei ich schon verstehen kann, dass es sich irgendwie heimelig und gemütlich zwischen all den Dingen anfühlen kann. Ist aber leider auch ein schmaler Grat zwischen Cluttercore und Chaos. Ohne System sieht es nämlich schnell nach Rumpelkammer aus. Da bleibe ich lieber bei Minimalismus 🙂
    Viele Grüße
    Rebecca

    1. Hallo Rebecca,
      ja, so ging es mir auch. Putzen und Staubwischen gehört definitiv nicht zu meinen Kernkompetenzen. Man muss diese vielen Dinge schon sehr lieben, dass man da nicht jedes Mal völlig genervt ist. Hab es lieber reduziert und pflegeleicht.
      Viele Grüße
      Vanessa

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