Finanzen Haus und Garten

Schlüsselfertig und doch nicht fertig

So langsam, aber wirklich ganz langsam stellt sich so etwas wie Normalität ein. Viele kleinere offene Punkte auf der endlosen ToDo-Liste sind erledigt und wir müssen nicht mehr unseren ganzen Alltag an den Terminen der Handwerker ausrichten. Aber ein bisschen halt doch noch…

Auch ein Jahr nach Einzug – und damit weit über einem Jahr nach Ausführung – kommen noch Rechnungen rein. Leider immer unerwartete und teilweise wirklich unverschämt. Das man für den Netzanschluss zahlt, ist ja selbstverständlich. Dass dieser aber im mittleren vierstelligen Bereich liegt und sämtliche Bauarbeiter drum herum von einer anderen Firma, die längst bezahlt ist, durchgeführt wurden, hat uns dann doch überrascht. Noch dazu macht man sich nicht einmal die Mühe, verständlich die ausgeführten Arbeiten aufzuschlüsseln oder das Dokument so zu formatieren, dass man zumindest den offenen Betrag nicht erraten muss.

Und wenn man dann denkt, jetzt ist endlich mal alles erledigt, kommt noch ein Handwerker ums Eck. Allerdings nicht mit der Rechnung, sondern nur mit der Ankündigung, dass er noch eine schreiben will. Aber das vor Jahresende nicht mehr tun möchte. Danke, wie nett – sag doch einfach, dass du es zeitlich nicht mehr hinbekommst. Denn beunruhigt, was denn da wohl noch kommt, ist man doch trotzdem.

Was dann noch kommen kann und wird, weiß ich nicht. Auf der einen Seite führe ich genauestens Buch über alle Ausgaben und weiß, wie viel Geld wir in unser Bauprojekt und den Garten investiert haben. Auf der anderen Seite gibt es Sub-Sub-Unternehmen, Behörden und unfähige Bauleiter, die nicht wirklich viel von Kostentransparenz halten. Dazu kommen Reklamationen bei der Hausbaufirma, über die ich schon ein ganzes Buch schreiben könnte.

Zumindest eines hat die Hausbaufirma jetzt hoffentlich gelernt. Wer billig kauft, kauft zweimal. Wir dachten zwar, wir hätten auf ein solides Qualitätsunternehmen gesetzt, dass keineswegs zu den ganz günstigen gehört (trotz dem „Schwaben“ im Namen). Aber dass dort gerade mit Handwerkermangel und Sparkurs am guten Ruf gesägt wird, weiß man halt erst hinterher. Und es trifft wohl ganze fünf Häuser im nahen Umkreis von denen die Handwerker, die den Pfusch beheben, uns berichten. Der Bauleiter hat seine Kontrollen wohl vom Fahrzeug aus durchgeführt. Dass er noch zuständig ist, verwundert gelinde gesagt.

Die Abdeckung unserer Balkonumrandung wurde bereits drei Mal ausgeführt, der Balkon von der letzen Firma erneut abgedichtet – die erste gibt es zwischenzeitlich nicht mehr. Und auch die einstige Malerfirma existiert nicht mehr. Ein Neuer soll´s richten, will uns aber dafür für vier Wochen ausquartieren. Geht zwar alles über die Gewährleistung, ist aber trotzdem ärgerlich.

Zudem wir seit Wochen stromfressende und laute Lüfter im Keller zu Gast haben, die die Bodenplatte unterm Estrich trocknen. Leckageortung und Reparatur stehen noch aus, unser Vertrauen in den Bauleiter ist allerdings reichlich angeknackst.

Die wenigen Neider im Umfeld freuts. Manch einer kann sein selbstgefälliges Grinsen kaum verbergen. Schadenfreude ist nun mal die schönste Freude. Bei anderen muss ich innerlich immer an Katastrophentourismus denken. Die sind besonders interessiert, gehen aber auch immer gleich vom Schlimmsten aus und lassen kein gutes Haar am Gesamtprojekt. „Dass der nichts kann, hätte ich euch gleich sagen können“ – danke, ein guter Rat im Nachhinein ist so wertvoll, wie ein Pickel am A…llerwertesten.

Zum Glück besteht die Welt nicht nur missgünstigen Menschen. Im Gegenteil, oft erfährt man mehr Mitgefühl und Unterstützung von Seiten, an denen man am wenigsten damit gerechnet hätte. Familie, Freunde und Kollegen fiebern mit und freuen sich über jeden noch so kleinen Erfolg (und wehe, man schickt dann nicht gleich Bilder). Neue Nachbarn wurden unerwartet zu guten Freunden, auf die man sich verlassen kann und mit denen wir gerne Zeit verbringen.

Das ein Hausbau kein Spaziergang ist, war zu erwarten. Manches hätte aber auch einfach glatt gehen dürfen, so viel hätte ich jetzt gar nicht lernen wollen. Und auch, wenn das mit den hereinflatternden Rechnungen mal wirklich ein Ende hat, bin ich echt erleichtert. Klar ist es ohne Kinder und mit zwei Vollzeit-Gehältern einfacher – aber halt noch lange nicht einfach.

Trotz verschiedenster Widrigkeiten lieben wir unser Fleckchen Erde. Und trotz allen offenen Reklamationen bin ich erstaunlich tiefenentspannt. Wahrscheinlich haben uns die bereits überwundenen Katastrophen und Überraschungen schon sehr resilient gemacht. Aber nächstes Jahr darf es gerne ein bisschen weniger turbulent an der Baufront sein.

Aus der Perspektive siehts bombastisch aus 🙂

Was ich mir sonst so fürs neue Jahr wünsche? Also ich habe absolut realistischen Neujahrsvorsätze, sowas von SMART, also spezifisch, messbar und gääähn… Wahrscheinlich sagen unsere Vorsätze oder deren Nichtvorhandensein eine ganze Menge über uns selbst aus – Küchentischpsychologen könnten da jetzt wohl einiges herauslesen.

Und auch, wenn viele versuchen, vieles noch vor Jahresende zu erledigen – die Welt dreht sich weiter, welch tiefgreifende Erkenntnis. Die Hausarbeit läuft nicht weg (leider), die Wäsche auch nicht (zum Glück, man stelle sich das mal vor!) und der Jahreswechsel alleine ändert so gar nichts an unserer momentanen Situation.

Damit das nächste Jahr aber ein absoluter Knaller wird, nehmen wir uns also einfach mal das Beste vor, was einem das Leben so zu bieten hat:

  • Weltfrieden – nicht kleckern bei den Wünschen, sondern klotzen!
  • Einen kerngesunden Planeten – also nicht irgendeinen, sondern unsere Erde natürlich!
  • Im Lotto gewinnen – am besten gleich mehrmals und natürlich immer den Jackpot     
  • Sportlicher, gesünder, klüger und natürlich noch hübscher werden (is klar, ne?)
  • Und natürlich das fertigste Haus aller fertigen Häuser ohne den allerkleinsten Makel

Das Schöne an Neujahrsvorsätzen ist aber, dass man nur genug Sekt hinunterkippen muss, dass sie schon am nächsten Morgen wieder vergessen sind. Und Sekt ist an Sylvester ja obligatorisch. Dabei kann schon ein einziges Glas höllische Kopfschmerzen verursachen, aber wir sind ja vom Glühwein abgehärtet.

Also feiert schön – oder auch nicht – und habt einen Jahreswechsel ganz nach eurem Geschmack!

22 thoughts on “Schlüsselfertig und doch nicht fertig

  1. Ich schliesse mich völlig Deinen Vorsätzen an! Du hast recht kleckern nützt nichts. 😂🤭
    Das fertigste Haus aller fertigsten Häuser wünsche ich mir für Dich!
    Liebe Grüße Tina

    1. Dankeschön! Und ich teile meine Vorsätze natürlich gerne. Wer weiß, wenn es sich nur genug wünschen, werden vielleicht zumindest die ersten Punkte wahr 🤔

  2. Bauen würde ich nie wieder, man lernt halt dazu, eure Gartenlaube würde mir glaube ich auch vollkommen ausreichen 😉
    Guten Rutsch.
    Liebe Grüße Tom

    1. Ja, neben Rasenmäher und Schubkarre ist es bestimmt gemütlich 😉. Mein Schwager wollte auch schon einziehen. Allerdings ist die Hütte nicht isoliert, also Sauna im Sommer und Eisschrank im Winter. Und ein Bad würde mir persönlich auch fehlen.

  3. ich habe ja mal im büro eines bauträgers gejobbt…. und es ist mir absolutes rätsel wie mit all den vorschriften, verträgen, auflagen etc. so viel schief gehen kann bei einem bauprojekt – und ihr seid ja nicht allein damit, gibt ganze TV-serien darüber und da ist es bei weitem schlimmer – bis hin zur bauruine.
    meine theorie: man will zuviel – zu komplizierte pläne und abläufe, zuviele dinge unter fussböden und in wänden, perfektionismus, zuviel vertrauen in „moderne technik“……..
    unser haus war schon 120 jahre fertig als wir einzogen – aber so richtig fertig renoviert ist es immer noch nicht – nurmalso zu eurer beruhigung ;-D
    weltfrieden und heile erde unterschreibe ich sofort – und vom lottogewinn will ich was ab! 😀
    xxxx

    1. Oh ja, so eine Folge von irgendwas haben wir auch mal gesehen, da hatte das Land ein Grundstück verkauft, dass ihm nicht gehört hat und nachdem eine Familie drauf gebaut hatte, wollte der eigentliche Erbe es haben. Und das Land hat ihm dann Recht gegeben und die Familie sollte doch bitte einfach gehen. Absoluter Horror, da haben wir mit unseren Wehwehchen nur den ganz normalen Bauwahnsinn.
      Mir reichen schon Weltfriede und heile Erde, bei den anderen Vorsätzen/Wünschen wäre ich mal kulant 😉
      Liebe Grüße!

  4. Ganz ehrlich? Ich würde niemals selber neu bauen wollen. Ich habe einmal in meinem Leben ein Haus UMgebaut, zusammen mit meinem damaligen Partner. Ein älteres Holzchalet, beste Bauweise, massiv und gutes Handwerk. Wir haben praktisch alles in Eigenleistung gemacht, ausser das Elektrogedöhns. Da gingen wir lieber auf Nummer sicher. Und es ist richtig schön geworden. Aber es war ein Riesenkrampf, so neben Job, Pferden und seinen Kindern am WE. Heute bin ich für’s Mieten- oder wenn das irgendwann mal nicht mehr erschwinglich sein sollte, dann holen wir uns ein Wohnmobil. Ist eh‘ viel weniger arbeitsaufwändig, überschaubar und praktisch…..
    Wenn man die ganzen Reportagen sieht und was da beim Bauen so alles schieflaufen kann, dann hat man ja gleich keine Lust mehr. Stabiles Nervenkostüm und Geduld sind in dem Zusammenhang wohl, neben einer stabilen Finanzierung, höchstes Gut. Wobei ich denke, dass man mit lokalen Handwerkern wahrscheinlich schon noch besser dran ist als mit irgendwelchen grossen, möglichst noch ausländischen Bau- und Subunternehmern.
    Zum Start ins neue Jahr nehme ich mir grundsätzlich nichts vor. Weil ich nämlich der Meinung bin, dass es gut ist so, wie es ist gerade. Nur für unsern Planeten wünsche ich mir ganz viel, aber das wird wahrscheinlich schwierig mit der Erfüllbarkeit. Wir werden sehen.
    Alles Gute dir, wir lesen uns! 🍀 Herzliche Grüsse!
    PS: immer wenn ich fabuliere, was ich mit einem Lottogewinn so alles anstellen würde, macht mich HH dezent darauf aufmerksam, dass ich dann doch vielleicht auch mal Lotto spielen sollte…😂

    1. Selbst renoviert haben wir auch schon ausgiebig. Mit allerlei Erfahrungen und Überraschungen, z.B. eine dritte Schicht Fließen unter den Fließen, als wir das alte Bad renoviert hatten, sehr abenteuerlich verlegten Stromleitungen (zum Glück kann mein Mann Strom) und Tapeten, die man mit dem Skalpell von den Wänden bitten musste. Das schweißt zusammen, wir konnten immer mehr lachen, als streiten. Selbst, als wir beim Streichen einer Decke auf die Grundierung verzichtet hatten (blöde Idee, das weiß ich jetzt auch) und danach unser Werk bewundert hatten – und dass dann mit einem schmatzenden Geräusch auf einen Schlag auf uns runter kam. Deswegen wollten wir dann auch lieber in ein schlüsselfertiges Haus, wir hatten beide die Nase voll von renovieren und auf Baustellen leben. Das Wohnmobil ist auch unser Plan B 😄
      Das ist ja schön, wenn alles gut ist, so wie es gerade ist! Da brauchts dann ja auch keinen Lottogewinn 😉
      Liebe Grüße und einen entspannten Jahreswechsel!

    1. Da die Inkompetenz des Beauftragten für die Baugrube von der Hausbaufirma nicht mehr übertroffen werden kann, sind wir mittlerweile sehr resilient 😂
      Ich hätte aber auch so gar nichts dagegen, wenn mal alles gut ist.
      LG
      Vanessa

  5. Jo wer baut kann ein Buch schreiben mit dazwischen viel Horror…. und am Ende… man muss da als Hauskäuferbauer schon sehr stark sein.
    Leider Vorschriften wir uns in D zu Tode. Einige mögen ja wirklich wichtig sein, aber viele eben nicht. Und ja die Hand halten viele auf. Man braucht da schon vielfältiges Wissen von Rechtsanwalt bis zum Psychologen….

    Jo dann wünsch ich ein gemütlichen Ausklang und nächstes Jahr auf ein neues. Mal sehen was da so alles kommt ….
    LG
    Ursula

  6. Die Baubranche ist eine ganz furchtbare Branche.
    Ich weiß das, denn mein Mann ist Sachverständiger für Innenausbau. Er arbeitet hauptsächlich für Zweckbauten. Aber es gibt auch etliche, die private Bauherren unterstützen. Die IHK hilft da weiter.
    Ich meine nur: bevor man sich ärgert, ist das oft die bessere Lösung!
    LG
    Sabiene

  7. Huhu, ich melde mich auch mal wieder zu Wort 😉
    Dass du trotz verspätet ins Haus flatternder Rechnungen so entspannt bleibst, ist wirklich beneidenswert – vor allem nach Weihnachten, wenn die Kassen leer sind. Schon krass, wie viele an so einem Hausbau mitverdienen wollen. Berechtigt? -Ich kann’s nicht einschätzen, weil wir ein fertiges Haus gekauft haben. Zuvor haben wir allerdings auch mit dem Gedanken gespielt, zu bauen. Im Nachhinein bin ich echt froh darüber, denn mental wäre das vermutlich mein Tod gewesen!
    Nichtsdestotrotz wünsche ich dir einen super Start ins neue Jahr!!! Lass es dir gut gehen 🙂

    LG Anne

    1. Vielen Dank! Dir auch einen guten Start in ein bombastisches Jahr!
      Irgendwas ist doch eigentlich immer. Wenn´s nicht das Zuhause ist, dann gibt´s irgendwas bei der Arbeit oder in der Familie. Und wenn an diesen Fronten alles fein ist, kommt irgendwer oder irgendwas anderes und fordert deine Aufmerksamkeit und Energie. Auch wenn ich hin und wieder schimpfe (ja, manchmal muss der Ärger raus), will ich mir von solchen Dingen nicht meine Laune dauerhaft vermiesen lassen. Man härtet auch ab und am Ende hat ja so ein Häuschen auch seine schönen Seiten. Da Weihnachten keinen Einfluss auf unsere finanzielle Situation hat, ist es eigentlich egal, wann die Rechnungen kommen. Auf weitere Nachzügler kann ich trotzdem gerne verzichten 🙄
      Liebe Grüße!

  8. Das kommt mir so bekannt vor. Mein Mann hat bei uns die Elektrik gemacht, war also regelmäßig und kompetent auf der Baustelle. Deshalb haben wir einigen Pfusch nicht, den die Nachbarhäuser haben. Aber trotzdem ging vieles schief. Das Ingenieurbüro, das die Haustechnik geplant hat, war einfach grundlegend unfähig. (Die Streitereien zwischen denen und meinem Mann wären Stoff für eine Komödie). Und auf Warnungen wurde grundsätzlich nicht gehört. Wir haben französische Fenster, also bodentief mit einem Geländer davor. Mein Mann hat sich das angesehen und gemeint, die wären zu nah am Fenster für die Jalousien. Hat ihm keiner geglaubt (nachmessen ist für Anfänger). War aber dann so. Ist toll, wenn man dann rumbasteln muss, nachdem die Wärmeisolation und der Putz drauf ist.
    Das Problem ist die Komplexität, die mittlerweile auf dem Bau herrscht und die Tatsache, dass man in diesem Bereich die Digitalisierung komplett verschlafen hat. Es gibt keine zentrale Übersicht, jede Firma wurschtelt im Endeffekt so vor sich hin, der eine spricht eher nur zufällig mit dem anderen. Und die Bauleitung versucht mit Excellisten den Überblick zu behalten.
    Deswegen auch dein Rechnungswildwuchs.
    Aber irgendwann wirst du dein Zuhause in vollen Zügen genießen können.
    Liebe Grüße
    Susan

    1. Oje, da hattet ihr ja auch einige Herausforderungen. Mit unseren E-Mails könnte man auch ein ganzes Buch füllen (oder mehrere Bände). Aber ob´s eine Komödie wäre??? Wegen der Komplexität hatten wir uns ja für ein Komplettpaket entschieden aber so wie es aussieht, überblicken selbst bei den ‚Experten‘ nur noch die wenigsten so ein Projekt. Es war auf jeden Fall nie langweilig 🙄. Trotzdem bereuen wir die Entscheidung nicht und lieben unser Zuhause!

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