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Märchenstunde

Aus meiner Kindheit sind mir ein paar Dinge nachhaltig in Erinnerung geblieben. Auch wenn ich mich nicht mehr entsinnen kann, dass ich tatsächlich mal an den Weihnachtsmann geglaubt habe, sind manche Märchen doch hängen geblieben. Vor allem die Großeltern haben gerne mal auf altbekannte Möchtegern-Weisheiten zurückgegriffen, mit kleinen Kindern kann man´s ja machen. Und so durfte ich mir beispielsweise immer wieder so pädagogisch wertvolle Sprüche anhören wie

Wenn du zu lange fernschaust, bekommst du viereckige Augen

Das es nicht wirklich toll ist, den ganzen Tag vor der Flimmerkiste zu hocken, ist einem im Kindesalter glaube ich ziemlich egal. Die bunten und bewegten Bilder sind aber einfach zu spannend und da man noch nie jemanden mit viereckigen Augen gesehen hat, ist es das Risiko durchaus wert. Fernsehen ist und bleibt eine unschlagbar zuverlässige Methode, Kinder für längere Zeit ruhig zu stellen. Und auch bei uns Erwachsenen funktioniert das immer noch super. Man zappt sich so durch und schwupps sind wieder ein paar Stunden Lebenszeit dahin. Da würde es hinsichtlich der Selbstdisziplin vielleicht sogar helfen, wenn das mit den viereckigen Augen wahr wäre.

Wenn du nicht aufisst, regnet es morgen

Der absolute Horror unter all den Redenswendungen. Mal abgesehen davon, dass man vielleicht lieber lernen sollte, auf sein natürliches Sättigungsgefühl zu achten, gibt man dem Kind auch noch die Schuld am schlechten Wetter. Und dann wird man auch noch genötigt, so eklige Sachen wie Rosenkohl zu essen. Mir wurde noch bis in die späten Zwanziger alleine vom Geruch speiübel.

Nicht Schielen, sonst bleibt das Gesicht stehen

Naja, bei machen Mitmenschen bin ich mir nicht sicher, ob da nicht doch was Wahres dran ist. Aber man sagt ja auch, dass man irgendwann das Gesicht bekommt, das man verdient. Wobei Sorgenfalten eigentlich keiner verdient und die Zornesfalte auch bei sehr konzentrierten Menschen gerne man etwas ausgeprägter ausfällt. Ich kann mich auch noch an Zeiten erinnern, in denen man meine Lachfalten als Krähenfüße bezeichnet hat – ein Begriff, der mir zum Glück schon lange nicht mehr begegnet ist. Sagt man das überhaupt noch?

Über Geld spricht man nicht

Diesen Spruch kennen wohl die meisten noch von ihren Großeltern. Aber auch Eltern in der heutigen Zeit hängen immer noch diesem alten Irrglauben nach. Und so kommt es, dass immer noch viel zu viele Menschen keine Ahnung von Finanzen haben. Und auch eine gleichberechtigte Bezahlung wäre  womöglich Realität, wenn man mit dem Thema Geld offener umgehen würde. Dabei würden sich Inhalte wie Altersvorsorge, Steuererklärung und Vermögensaufbau verdammt gut im Lehrplan machen. Habt ihr je gewusst, was eure Eltern verdienen und wo das ganze Geld hin fließt?

Kaugummi verklebt den Magen

Ich hatte gar nicht genug Taschengeld, um mir die benötigte Menge an Kaugummis zu beschaffen, damit dieser Mythos wahr hätte werden können. Und wohin mit der zähen Masse, wenn man sie nicht unter den Tisch kleben wollte aber das ganze schnell los werden musste. So mancher Kaugummi hat meinen Verdauungstrakt unbeschadet passiert bzw. der Magen blieb unbeschadet, über den Verbleib Kaugummi weiß ich nichts Genaueres.

Der Storch bringt die Babys

Geschichten von Bienchen und Blümchen sind mir zum Glück erspart geblieben. Irgendwie ist man auch ohne Internet schon früh an alle relevanten Informationen gekommen und meine Eltern haben nie ein Geheimnis aus dem Thema gemacht. Die Großeltern hatten da noch ein ganz anderes Weltbild, das aber scheinbar immer noch nicht ausgestorben ist. Ich hab Omi einfach immer in dem Glauben gelassen, dass ich von Fortpflanzung keine Ahnung hatte. Jegliche Diskussionen über Dinge, die nicht ihrer Weltanschauung entsprachen, hat sie nämlich einfach aus dem Gedächtnis gelöscht. Da resigniert man irgendwann und lässt es gut sein.

Warum? Darum!

Die gängige Antwort auf viele meiner Fragen und damit auch das Ende der Diskussion – Darum. Egal ob aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit, kaum etwas ist so unbefriedigend, wie einfach so abgekanzelt zu werden. Ich habe keine Ahnung, wie anstrengend es ist, so ein Kind den ganzen Tag um sich zu haben und all die vielen Fragen zu beantworten. Ich muss wohl ein ganz besonders neugieriges Exemplar gewesen sein, mit einem nie abreißenden Strom an Fragen – ganz im Gegensatz zum Geduldsfaden meiner Eltern.

Ein Indianer kennt keinen Schmerz

Gerne kombiniert mit „stell dich nicht so an“ war das die Standardansage, wenn ich irgendetwas hatte. Klar ist der Schreck bei Kindern oft größer, als der eigentliche Schmerz. Aber irgendwann habe ich das so verinnerlicht, dass es mir bis heute schwer fällt, negative Gefühle und Schmerzen zuzugeben. Ich muss immer stark sein. Andererseits kann ich auch schon mal empfindlich überreagieren, wenn mir jemand meine Empfindungen absprechen will. Das finde ich extrem übergriffig und fahre dann schon mal die Krallen aus.

Welche Lügenmärchen habt ihr in eurer Kindheit aufgetischt bekommen? Und würdet ihr euren Kindern so etwas heute noch erzählen?

18 thoughts on “Märchenstunde

  1. Eine tolle Märchensammlung. Die meisten davon waren auch in meiner Kindheit präsent. Was ich auch mal gehört habe, war „von Cola bekommt man schwarze Füße“. 😅

    Liebe Grüße

    Kathrin

    1. Das mit den schwarzen Füßen hab ich noch nie gehört, muss ich mal bei meinem Mann bringen 😂. Endlich mal was Neues!
      Schon erstaunlich, dass wir alle mit ähnlichen Märchen aufgewachsen sind (und trotzdem was geworden). Ich glaube, Eltern sein ist zu anstrengend, um dann auch noch kreativ zu sein 😉.

  2. Lügner haben kurze Beine.
    Joghurt macht schlank.
    Kinderfernsehen gibt es nur jeden 2. Tag.
    Wenn man Kirschkerne schluckt, wächst ein Kirschbaum im Magen.
    😉

  3. Puh, die kenne ich auch ALLE! Zum Glück für mich war ich eher, ich sage mal, „Erfahrungsorientiert“. Daher kann ich sagen, sie stimmen nicht. Sind echt nur Märchen. Und, obwohl ich Märchen sonst echt gern mag (ich sammle sogar Märchenbücher aus aller Welt), bekomme diese hier meine Kinder nicht zu hören. 💜

    1. Na wenn du Märchenbücher aus aller Welt sammelst, hast du deinen Kindern ja auch einiges zu erzählen und musst nicht auf so abgedroschene Sprüche zurückgreifen 😉

  4. Also, gleich mal zu Anfang: ich hab keine Kinder. Also kann ich Ihnen auch keine solchen Märchen auftischen! 😁
    Und ich kenne zwar manche dieser Redewendungen, aber nicht dadurch, dass ich sie als Kind zu hören bekommen hätte. Vielleicht deshalb, weil meine Eltern beide Lehrer waren und wohl um die Problematik solcher „pädagogischen Fehltritte“ wussten…. Den mit dem Storch hat man gleich aus der Welt geräumt. Wir bekamen schon recht früh Aufklärungsfilme gezeigt. Und unsere Augen konnten gar nicht viereckig werden, weil wir lange Zeit keinen Fernseher besassen. Nur unsere Grossmutti oben im 2. Stock, die hatte einen. Schwarzweiss, notabene. Wir wurden in einer Zeit gross, in der es vielleicht 2 oder 3 Sender gab, damals waren Fury, Flipper, Lassy und „unsere kleine Farm“ die Renner. Achjooo… DAS waren noch Zeiten! 😊
    Allerdings: deine oben beschriebenen „Märchen“ gehen eigentlich alle noch. Viel schlimmer finde ich ja, wenn Müttern ihren Kindern damit drohen, „dass Mama sehr krank werden wird, wenn du nicht artig bist!“. Sowas ist für mich einfach unverständlich….
    Herzliche Grüsse!

    1. Wow, das ist echt ein ganz krasser Spruch. Bei sowas hört der Spaß definitiv auf und da fragt man sich schon, ob es nicht sowas wie einen Elternführerschein geben sollte. Manche Menschen sollten einfach keine Kinder bekommen – und auch keine Haustiere.
      An die Fernsehsendungen aus unserer Kindheit erinnern mein Mann und ich uns auch immer gerne, das hat man alles verdrängt/vergessen. Wir waren wohl beide große Schlümpfe-Fans und auch A-Team, Hulk und der Mann aus Atlantis waren so Highlights. Und während Oma in ihr Strickzeug vertieft war und Opa friedlich vor sich hingedöst hat, konnte ich immer schauen, was ich wollte 😁

  5. hihi..
    die Sprüche sind mir auch fast alle irgendwie bekannt
    auch wenn ich anfangs keine „greifbaren “ Omas hatte
    und meine Mutter sie eigentlich auch nicht benutzte ..
    als die Mutter meines Vaters aus der „Zone“ zu uns zog
    war ich nicht sooo begeistert.. sie war eine Frau die wenig Worte machte
    eine „herbe“ Frau .. die mein Bett bekam und ich musste dann auf der Mansarde schlafen ..
    sie mißbilligte es wenn ich vor dem Spiegel stand ..
    eitle Menschen wandern in die Hölle ..
    und ich durfte nie sagen.. der Himmel ist schwarz .. wenn sich die Gewitterwolken zusammen brauten..
    es sei einmal eine Stimme vom Himmel gekommen..“ deine Seele ist noch viel schwärzer.. “
    ein wenig gruselig war das ja schon
    nunja.. Fernseher hatten wir keinen
    den Satz mit dem Aufessen kursierte auch in meiner Familie.. aber eher augenzwinkernd
    die letzten 4 Sprüche kamen dann auch bei mir vor 😉
    Lügen haben kurze Beine ..ist ja eher übertragen gemeint
    aber dass man eine lange Nase davon bekommt
    wurde dann durch Pinoccio untermauert .. hihi
    sonst fällt mir nichts mehr ein

    liebe Grüße
    Rosi

    1. Das klingt ja nach einer Horror-Oma! Man weiß zwar nie, was solche Menschen mitgemacht haben aber irgendwie sollten Kinder doch trotzdem unbeschwert aufwachsen dürfen. Ich hätte ja in ihrer Gegenwart immer gesagt, dass der Himmel schwarz ist – nur um sie zu ärgern 😉

    2. du hast da eigentlich schon die Klassiker und ihre jeweiligen Gefahren zusammengefasst. Ich habe immer versucht, ehrlich mit meinen Kindern zu sein. auch bei so Sachen wie dem Nikolaus. Der Sack stand zwar immer auf wundersame Weise vor der Tür. Aber ich habe es immer als großes Rätsel offen gelassen, ob das wirklich der Nikolaus war. Aber wenn man nicht mit diesen Märchen um sich wirft, muss man sich oft zugeben, dass man etwas nicht weiß und auch über peinliche und unangenehme Dinge sprechen. anders ist es halt im ersten Moment leichter.

  6. Die meisten dieser Redensarten habe ich als Kind auch zu hören bekommen. Manche habe ich damals schon nicht ernst genommen, andere haben sich tief in mein Bewusstsein gegraben, ohne dass ich es überhaupt richtig bemerkt habe.
    Nochmals wünsche ich Dir einen wundervollen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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