Mindset

Vertrauen – ohne geht nichts!

Im Rahmen ihrer Blogparade hat Gesa Oldekamp unter dem Motto „Zusammen“ das Thema Vertrauen in den Ring der Bloggerwelt geworfen – im Vertrauen darauf, dass sich dazu viele Ansichten, Meinungen und Erfahrungen zu spannenden Beiträgen ergeben werden.

Vertrauen ist ein wertvolles Gut. Ähnlich wie unsere Aufmerksamkeit schenken wir es nicht jedem und nicht jeder verdient es.

Ein Leben ohne Vertrauen kann und möchte ich mir allerdings gar nicht vorstellen. Das wäre ja geprägt von permanentem Misstrauen, ständiger Kontrolle und der andauernden Angst vor Enttäuschung und Kontrollverlust. Wie soll man sich denn da auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren?!

Ohne Vertrauen wäre mein Job als Teamleiterin also gar nicht machbar. Ich muss darauf vertrauen, dass jeder im Team seine Aufgaben sorgfältig und rechtzeitig erfüllt, bzw. sollte das einmal nicht möglich sein, zu mir kommt. Und das nicht erst einem der regelmäßigen Gesprächen sondern sobald sich die Schwierigkeiten abzeichnen.

Dafür müssen aber auch alle Teammitglieder Vertrauen zu mir haben können. Niemand würde mit Problemen zum Vorgesetzen gehen, wenn er fürchten muss, dass ihm dafür der Kopf abgerissen wird. Und oft genug passiert genau das mit dem Ergebnis, das man lieber nach Ausreden als nach Lösungen sucht – Hauptsache man kommt selbst irgendwie sauber aus der Sache raus, im besten Fall kann man die Schuld noch jemand anderem zuschieben.

Der Überbringer schlechter Nachrichten ist ja auch gerne mal derjenige, der das erste Gewitter über sich ergehen lassen muss. Da braucht man sich nicht wundern, wenn sich mit der Zeit eine Mentalität des Wegschauens einstellt. Unbequeme Wahrheiten auszusprechen erfordert oft Mut. Wenn im Unternehmen aber eine „schöne heile Welt – Kultur“ herrscht und man von Probleme am liebsten nichts wissen will, muss man die Kritiker einfach mal richtig „einnorden“, dann ist Ruhe im Karton.

Apropos schlechte Nachrichten – nicht immer läuft ein Projekt wie geplant. Genau genommen läuft kein Projekt wie geplant, aber das soll jetzt mal nicht das Thema sein. Allerdings besteht ein Projektteam nun mal aus vielen verschiedenen Experten. Jeder hat sein Fachgebiet und seinen Verantwortungsbereich. Oft stellt sich heraus, dass die Umsetzung länger benötigt, als abgeschätzt oder eine ursprünglich geplante Lösung gar nicht umsetzbar ist.

Jetzt könnte man natürlich einfach darauf bestehen, dass am ursprünglichen Plan festgehalten wird. Am besten arbeitet man sich ganz, ganz tief in die Thematik ein und versucht verzweifelt, alles alleine zu retten – das wird in den seltensten Fällen funktionieren. Man kann nicht ein Team leiten und gleichzeitig der Experte für  alles sein. Ich muss damit umgehen können, dass es ganz viele Gebiete gibt, in denen ich eben längst nicht so erfahren bin, wie die Menschen in meinem Team. Alternativ kann ich natürlich nur Leute einstellen, denen ich überlegen bin – ein starkes Team sieht anders aus!

Egal, welche Steine wir im Laufe eines Projektes aus dem Weg zu räumen haben – ich vertraue darauf, dass mit einer guten Zusammenarbeit jeder noch so dicke Brocken irgendwie zu schaffen ist.

Wie ich dieses Vertrauen zu meinem Team aufgebaut habe? Das gibt es bei mir als Vorschuss. Der unerschütterliche Optimist in mir geht grundsätzliche erst mal vom Guten in den Menschen aus. Das kann ich mir leisten, da ich bisher immer das Privileg hatte, mit motivierten und fähigen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Da braucht es bisweilen auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen, um sich zwischen all den klugen Köpfen nicht völlig überflüssig zu fühlen.

Wer sich allerdings auf Kosten des Teams ausruht oder mit fremden Lorbeeren schmückt, verliert den Vertrauensvorschuss auch schnell. Ebenso, wer ungerechtfertigt anderen Fehler unterstellt.

Aus dem Arbeitsalltag:

In der Elektronikentwicklung ist sowieso schnell mal die Software Schuld – egal ob am Projektverzug oder an Fehlern. Bei näherem Hinsehen stellt sich dann oft heraus, dass Abhängigkeiten zu Projektstart schon den gesamten Zeitplan ins Wanken gebracht haben.

Was die Fehler angeht, da lässt sich immer etwas finden. Viele Themen in der Elektronik können mit Hardware oder Software gelöst werden. Letztere ist nur um ein Vielfaches leichter (und damit günstiger) zu ändern, vor allem zu späten Projektphasen. Wird ein Fehler erst kurz vor Projektende entdeckt, wird man also versuchen, ihn mit einer Softwareänderung zu lösen, egal, wo er herkommt. Bei einer Änderung muss aber erneut alles getestet werden. Das lässt den einen oder anderen Kollegen leichtfertig vermuten, dass die Software das Problem ist (genau genommen ist sie aber auch oft die Lösung).

Ich werde leider nie den Projektleiter vergessen, der lauthals durchs gesamte Großraumbüro tönte „Die Software ist scheiße“. Das kann ich als sehr effektive Methode empfehlen, auf einen Schlag das Vertrauen all seiner Kollegen zu verspielen. So sch… war die Software im Übrigen nicht, einen Großteil der Fehlertickets mussten wir den Kollegen aus der Test-Abteilung zurückgeben, da falsch getestet wurde. Klassischer Fall von Fehlplanung, unter Zeitdruck sind die Ergebnisse halt nur semioptimal.

Die viel wichtigere Aufgabe für mich ist allerdings, mir selbst das Vertrauen anderer zu verdienen. Denn auch wenn ich großzügig damit umgehe, kann ich nicht einfach erwarten, dass man mir ebenso vertraut.

  • Vertrauen geben und den anderen auch mal den Menschen hinter der Rolle im Job kennenlernen lassen
  • Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit – man kann auch ruhig mal sagen, dass man was nicht sagen darf…  die Leute sind nicht dumm und denken sich ihren Teil sowieso
  • Zuhören, ohne zu bewerten
  • Wertschätzung kommunizieren
  • Was unter vier Augen hinter geschlossener Tür besprochen wird, bleit auch dort. Im Zweifel nachfragen (z.B. bei Aussagen wie „wir sind schwanger“ absichern, wann es offiziell ist).
  • Probleme werden immer erst intern besprochen, entweder innerhalb des betroffenen Kreises oder im 1:1-Gespräch
  • Keine Alleingänge, z.B. können Zeitabschätzungen aus dem Team hinterfragt werden, werden aber nicht eigenmächtig reduziert (in den meisten Fällen muss ich die eh erhöhen)

Manchmal denke ich, dass ich viel zu offenherzig und vertrauensselig bin. Aber ich will mich auch nicht verstellen, bin lieber echt als distanziert. Dafür bekomme ich aber auch oft sehr ehrliche Aussagen und erlebe erfreulich seltenst bösen Überraschungen (die dann auch keine Überraschungen  waren, da mir der Frust der Kollegen bekannt war, nur an höherer Stelle die Verantwortlichen im ehemaligen Unternehmen nichts ändern wollten).

Ein gutes Arbeitsumfeld funktioniert nur mit Vertrauen. Und ohne Vertrauen gibt es auch keine Zusammenarbeit und am Ende keine guten Arbeitsergebnisse. Und ohne die gäbe es keine Kunden, die in die Qualität unserer Produkte vertrauen. Ohne geht es einfach nicht!

14 thoughts on “Vertrauen – ohne geht nichts!

  1. So ist es – ohne Vertrauen läuft am Ende nichts. Bei mir spielt das in Partnerschaften und Freundschaften die größte Rolle.

    Beruflich bekomme ich von Privatkunden, die mich bei sich zu Hause empfangen, einen immensen Vertrauensvorschuss. Es kam schon mehr als einmal, dass mich jemand direkt nach meiner Ankunft in der Wohnung alleine gelassen hat, um noch schnell ein Kind in die Kita zu bringen oder Kuchen für uns zu besorgen. Das finde ich bei Menschen, die mich nur übers Internet/Telefon gebucht haben, immer wieder enorm. Ich sehe wohl – zurecht – vertrauenswürdig aus.

    Schönen Abend!

    1. Dank deines Kommentares erinnere ich mich gerade an einen meiner früheren Nebenjobs in einem Schreibwarenladen. Da habe ich am ersten Arbeitstag (ich dachte, ich gehe zu einem Vorstellungsgespräch) sofort die Laden- und Kassenschlüssel in die Hand gedrückt bekommen. Nach kurzer Einweisung wurde mir der Laden überlassen – Vertrauen oder Not, eines von beiden war wohl sehr groß. Hoffe nur, dass das nach mir keiner ausgenutzt hat.
      Liebe Grüße

  2. Was ich schlimm finde ist, wenn man nach Jahren bemerkt, dass man jemanden voll vertraut hat und dieser das dann immer nur ausgenutzt hat. Die Menschen werden vorsichtiger, was ich manchmal auch nachvollziehen kann. LG Romy

    1. Das stimmt, das Leben prägt uns und solche Erfahrungen hinterlassen ihre Spuren. Vorsichtiger zu sein, ist da ganz natürlich. Man braucht dann halt mehr Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Schlimm ist es meiner Meinung nach erst dann, wenn man gar nicht mehr vertrauen kann.

  3. Das ist wieder einmal ein Beitrag, der so viele Themen anreißt, dass ich gar nicht sagen kann, wo ich mich am lautesten zustimmen will.
    Vielleicht einfach mit einem Hinweis auf den Untergang der Wasa. Hätte hier mehr Vertrauen geherrscht, dann wäre das Schiff nach dem desaströsen Stabilitätstest wohl nie aufs offene Wasser gelangt.
    All das, was du bei deinen Teams zu vermeiden versuchst, hatte hier tödliche Folgen.
    Deine Firma und vor allem deine Mitarbeiter können froh sein, dass sie dich haben.
    Liebe Grüße
    Susan

    1. Hui, da musste ich erst mal einen Geschichtsexkurs unternehmen – was für eine spannende Geschichte, Untergang nach 20-minütiger Jungfernfahrt 😲.
      Ganz so schlimm ist es in der gängigen Projektarbeit zum Glück nicht. In der Regel ist allen bewusst, dass die Zeitpläne zu knapp sind. Überrascht ist man am Ende natürlich trotzdem, wenn nicht alles rechtzeitig fertig ist 😂

  4. Ein grosses Thema. Eins, das mir schon wirklich derbe Enttäuschungen beschert hat. Weil ich nämlich auch zu der Sorte Mensch gehöre, der in jedem erst mal das Gute sieht (oder sehen will….). Und weil ich ein Mensch bin, der viel Vertrauensvorschuss leistet. Wenn DAS aber jemand missbraucht, dann fällt er für mich so tief von der Leiter, dass ich ihm wohl nie mehr wirklich vertrauen werde. Das sind genau die Menschen, mit denen ich mich dann auch nicht mehr abgeben mag.
    Mit meiner einen Arbeitskollegin arbeite ich nun bereits im 13. Jahr zusammen. Wir sind sozusagen wie ein altes Ehepaar, wissen genau, wie der andere tickt, und verlassen uns aufeinander. Das war bisher sehr harmonisch.
    Wir haben schon einige Mitarbeiterinnen erlebt, sie sind gekommen und nach ein paar Jahren wieder gegangen. Das wäre weiter nicht ungewöhlnlich, aber jetzt tut sich langsam ein Problem auf, ein Generationenproblem sozusagen. Wir teilen uns plötzlich, ganz ungewollt, in 2 Lager. Die andern 3 Kolleginnen sind alle deutlich jünger als wir zwei, wir könnten von praktisch allen Dreien die Mütter sein. Und wir merken: das ist irgendwie eine ganz andere Welt. Sie arbeiten anders, sie verhalten sich anders, sie haben andere Prioritäten. Und: sie spannen zusammen. Nicht offensichtlich gegen uns, aber halt doch unterschwellig bemerkbar. Das ist zwar kein Vertrauensbruch per se. Aber das Vertrauen ihnen gegenüber schwindet ganz leise dahin, und ich merke wie ich darauf zu achten beginne, was ich ihnen noch erzähle. Das ist sehr schade und vor allem sehr ungewohnt für mich. Wie sich das weiter entwickelt, werden wir sehen. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich ja bereits 89% meines Arbeitslebens hinter mir habe. Ein Ende ist also absehbar. Dann wird sich auch dieses Problem in Luft auflösen……
    Trotzdem: grundsätzlich möchte ich meinen Mitmenschen wohlwollend begegnen. Das macht auch mir mein Dasein einfacher, finde ich. Definitiv.
    Ein schönes WE dir, herzliche Grüsse!

    1. Das sich da bei dir zwei Lager bilden, finde ich schade. Man kann doch so viel voneinander lernen. Die einen bringen viel Lebenserfahrung mit, die anderen den frischen Blick auf eingefahrene Prozesse. Ich kenne das zum Glück nicht, bisher waren weder Geschlecht noch Alter bei der Arbeit irgendwie ausschlaggebend für den Zusammenhalt. Aber man kann es halt auch nicht immer erzwingen und wenn die drei lieber unter sich sein wollen, will man sich ja auch nicht aufdrängen. Wie ist es mit deiner Kollegen? Hat sie einen ähnlichen Zeithorizont vor sich wie du?
      Trotzdem: sehe ich wie du! Erst vorgestern ging es in einem Gespräch darum, dass viele immer egoistischer handeln und sowieso alles den Bach runter geht. Da habe ich auch gesagt, dass ich mir meine positive Grundeinstellung allen Menschen gegenüber nicht nehmen lasse.
      LG
      Vanessa

  5. Ich bin auch in der Branche und es gibt so viele Gründe, warum etwas nicht rechtzeitig fertig wird. Wenn sowieso schon alle am Anschlag sind, ist es umso wahrscheinlicher. Man muss auf die Experten hören, wenn sie schon bei der Planung sagen, es wird länger dauern.

    1. Unvorhergesehene Hürden gibt es leider immer wieder, aber die Teams sehen die meist viel früher. Wenn sie nicht fürchten müssen, als Überbringer schlechter Nachrichten geköpft zu werden, kommunizieren sie das auch. Dann kann man im besten Fall noch rechtzeitig reagieren und ggf. auch den Zeitplan anpassen.

  6. Diese Blogparade fand ich auch sehr reizvoll, aber ich habe sie erst mal verschoben. Beim Vertrauen gehe ich auch gerne in Vorleistung weil auch ich an das Gute im Menschen glaube. Vertrauen ist einer meiner wichtigsten Werte und ohne geht gar nichts. Es ist für mich die Verbindung zu mir und zu anderen. Vielen Dank für Deinen wunderbaren Einblick in das Thema.

    Gruß, Marita

    1. Zu dem Thema könnte man ganze Bücher füllen (hat man wahrscheinlich auch). Ein gewisses Grundvertrauen braucht es einfach – in andere aber auch in einen selbst – sonst geht jegliche Leichtigkeit im Leben verloren.
      LG
      Vanessa

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