Haus und Garten Mindset

Entschleunigung lernt man im Garten

Entschleunigung ist eines der vielen neumodischen Wörter, die die Autokorrektur meines Textprogrammes nicht kennt. Was früher ganz normal war, nämlich dass man im Herbst zur Ruhe kommt, ist heute längst in Vergessenheit geraten. Zu Recht ruft da die Multipotentialistin zur Blogparade Ernte und Dank auf.

Nach einem ungewöhnlich ereignisreichen Jahr mit Umzug und Jobwechsel wird es gerade merklich ruhiger. Man hat sich im neuen Leben eingeschwungen und die Nebenkriegsschauplätze mit Handwerkern und Reklamationen werden weniger. Statt sich jetzt gleich in neue Pläne zu stürzen, lerne ich gerade anhand unseres Gartens den natürlichen Jahresrhythmus wieder zu schätzen.

Während wir in den warmen Sommermonaten fast jede freie Minute draußen verbracht haben, kommen wir nun zur Ruhe und genießen die Zeit im kuscheligen Haus. Im Garten gibt es nichts mehr groß zu tun, alles ist nass und wachsen tut auch nichts mehr.

Noch im Spätherbst war der Tatendrang groß, ich wollte unbedingt noch ein paar Beete vorbereiten. Da war aber der Boden noch knochentrocken und steinhart. Als dann von jetzt auf nachher der gefühlte Dauerregen eingesetzt hat, hat sich der Mann verweigert und alleine buddeln macht halt nur halb soviel Spaß. Also wird erst im Frühjahr wieder in der Erde gewühlt und bis dahin erst mal ein grober Plan erstellt, was den wo wachsen soll. Wobei ich den ja schon im Kopf hab, aber der Mann will mitreden (auch wenn er mich dann eh immer machen lässt).

Bis zum nächsten Frühjahr sind es aber noch ein paar Monate und die dürfen völlig planlos und ohne irgendwelche Bucket-Listen ins Land ziehen. Heißt nicht, dass wir nichts unternehmen. Die eine oder andere Teufelei habe ich immer im Hinterkopf. Nur gibt es keine Liste, die abgearbeitet werden will und schon gar kein Ablaufdatum (außer natürlich bei den Konzertkarten, die hier schon warten).

Nach all dem sommerlichen „wir müssen noch“ von Rasen sähen bis Rasen mähen, tut diese Entschleunigung richtig gut. Und damit man auch ja nicht auf dumme Gedanken kommt, schaltet sich draußen einfach mal früh das Licht aus. Da kann man ja nur klein beigeben und sich brav in den Lesesessel kuscheln.

Kalt wird uns hier dabei sicher nicht. Dann ganz im Sinne des Titels der Blogparade können wir für eine reiche Ernte dankbar sein. Und zwar an Chilis, die uns in rauen Mengen bestimmt bis weit ins nächste Jahr einheizen werden.

Chilis liegen zum Trocknen aus

Auch Kräuter konnten wir im ersten Gartenjahr schon reichlich ernten. Die habe ich im Haus getrocknet und in große Vorratsgläser abgefüllt. Zeitweise ist man drinnen vor lauter Kräuterduft fast high geworden. Dafür kommen wir hoffentlich mit dem Bestand an getrockneten und gefrorenen Kräutern über den Winter.

Mit dem Frühjahr kommt dann bestimmt auch der Aktionismus wieder, wenn man wieder bis spät abends draußen werkeln kann. Bis dahin lasse ich mich aber weder vom Vorweihnachtsstress infizieren noch werde ich irgendwelche ToDo-Listen verfassen. Stattdessen lasse ich eher mal fünfe gerade sein und pfeife auf die Joggingrunde bei Eisregen. Entschleunigung ist angesagt, das hat mir die Natur verraten!

18 thoughts on “Entschleunigung lernt man im Garten

  1. Ist es nicht herrlich, wenn man in der kalten Jahreszeit auf Selbst-Eingemachtes zurückgreifen kann? Egal, was es ist: solche Lebensmittel haben einfach einen ganz andern Wert. Und man schätzt sie irgendwie sehr viel mehr, oder?
    Die Natur ist einfach immer die beste Adresse, um sich wieder zu erden. Wortwörtlich. Was bei dir der Garten ist, das sind hier meine Tiere. Ich kann noch so genervt und abgekämpft vom Job kommen- kaum bin ich drin im Stall und bei meinen Viechis, schon fällt die Anspannung ab von mir. Gekoppelt mit frischer Luft, dem herrlichen Blick in die Landschaft und der körperlichen Arbeit, die wir im Stall verrichten, ist das die beste Entschleunigung ever!
    Ich wünsch dir einen sehr gemütlichen und entspannten Sonntagnachmittag (Beine hoch, Kerze an!), herzliche Grüsse!

    1. Das glaub ich sofort, dass im Stall der Alltag sofort vergessen ist. Wenn einen hier der Kater der Nachbarn abends begrüßt, ist auch erst mal Kraulen angesagt – völlig egal, welche Dinge noch auf einen warten. Nur das mit der frischen Luft kommt bei uns gerade etwas zu kurz. Da müssen wir uns wieder ein bisschen mehr aufraffen, ist nur so unglaublich gemütlich drinnen (vor allem mit Beine hoch und Kerze an 😊).
      Wünsche dir ebenfalls einen feinen Sonntagabend!

  2. Ich hatte mir in diesem Jahr zu meiner persönlichen Entschleunigung jemanden gesucht, der mir den Garten fertig macht. Bei uns ist da nicht sehr viel zu tun, wir haben keinen Rasen und keine Gemüsebeete. Aber die Stauden und die Büsche wachsen immer wie wild.
    Das Tollste war, dass er den Gartenschnitt auch noch zur Kompostierungsanlage gefahren hat!
    Der darf im nächsten Jahr wieder kommen ….
    LG
    Sabiene

    1. Es ist schon beeindruckend, wie viel Biomasse ein paar Quadratmeter so produzieren können. Hab uns im Sommer gleich drei Kompostbehälter gebaut und die Kompostierungsanlage ist zur Not nur ein paar hundert Meter entfernt. Ich hoffe, wir schaffen das noch eine Weile zu zweit.
      LG
      Vanessa

  3. Oh ja Kräuterduft!🥰 Chilis liegen hier auch zum Trocknen.
    Einen schönen Wochenbeginn, liebe Grüße Tina

  4. Ach ja, diese Blogparade habe ich letztens auch entdeckt, mich aber schwergetan mit einem Text… Dabei ist es nur naheliegend, hier Bezug zum Gärtnern herzustellen. Warum bin ich bloß nicht auf diesen Gedanken gekommen?
    So, jetzt setze ich mich aber doch noch mal ran – danke für die Inspiration 😉
    Liebe Grüße
    Anne

  5. Ich kann mithalten, *lach* 1000 qm Garten. Ja, das ist keine 0 zuviel. Das Grundstück was wir haben, bzw. Schwiegereltern, hat insgesamt 1974qm. Über 20 Jahre Garten, ein Wirbelsäule die sowieso eine ausgeprägte Skoliose hat und eine HWS Operation mit künstlichen Wirbeln. Es reicht. Meine Kraft ist wirklich am Ende und wir sind angefangen die Beete zu verkleinern oder ganz weg. Was aber nicht heisst, wir haben nixt an Blumen oder so. Doch haben wir immer noch, aber auch viele Blumen jetzt in Kübeln. Wir haben Sandboden, da hält sich nicht gut das Wasser und die Hortensien wachsen in den Töpfen seit dem noch besser. Ich glaub , danke für deine Idee. Ich schreib im Frühjahr mal wieder eine Artikel über unseren Garten. Aber ich bin gespannt, was Du so schreibst und uns zeigst.
    Mein Mann, bald 61, sagt, ich möchte auch endlich mal nur genießen.

    Liebe Grüße
    Elke von einfachelke.de

    1. So ein großer Garten ist schon fast eine Lebensaufgabe. Da kann man viel gestalten und ich finde es auch schön, wie sich Gärten über die Zeit verändern. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, ich hätte viele Pflanzen in Kübeln, klingt das eher nach mehr Arbeit. Direkt in der Erde können sie sich ja größtenteils selbst versorgen und kommen (hoffentlich) jedes Jahr wieder. Ich pflanze auch nichts, was empfindlich ist und ständig gegossen werden möchte sondern am liebsten robuste bienenfreundliche Sachen. Bin schon gespannt, wie sich die jetzigen Pflanzen im Frühjahr entwickeln. Und da kommen definitiv noch mehr dazu, hab schon fleißig Samen gesammelt 😊. Genießen tun wir im Sommer fast jeden Abend, nach getaner Arbeit im Grünen.
      LG
      Vanessa

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