Minimalismus

Vom Loslassen und Festhalten

Oft behält man bestimmte Dinge ja fest im Glauben, dass sie nochmal nützlich sein könnten. Bei uns ist es ganz schlimm mit Schrauben. Da bleiben immer mal ein paar übrig und manchmal ist man ja froh, wenn man für spontanen Bedarf das passende Exemplar im Haus hat. Ob ich dann tatsächlich in meinem Eimer mit gefühlt 5 Kilo Schrauben DIE EINE passende Schraube finde, sei mal dahingestellt – und dass die dann auch nicht noch verrostet ist…

Die Resterampe

Allerdings ist unser Behälter für diverse Restschrauben nur etwa 5×10 cm groß und gibt uns so ein natürliches Limit vor. Und tatsächlich entnehmen wir auch immer wieder Material, der Deckel lässt sich immer noch schließen! Natürlich soll es bei uns nicht irgendwann aussehen, wie in der alten Werkstatt meines Großvaters. Da hatte sich über die Jahre derart viel Kram angesammelt, dass ein professioneller Messie vor Neid erblasst wäre. Das auszuräumen war ein echter Kraftakt und leider war am Ende wirklich fast alles nur noch Müll – der Zahn der Zeit nagt auch hinter verschlossenen Schranktüren und Schubladen.

Minimalist vs. Sammler

Es muss ja auch möglich sein, eine Balance zwischen Nix und Alles aufheben zu finden. Dann muss man sich auch nicht durch Berge von Schrott wühlen, wenn man etwas Bestimmtes sucht.  Bisher habe ich mich immer an den gesunden Menschenverstand gehalten aber man kann sich zur Orientierung ja allerhand Anleitungen und Rezepte aus dem Netz ziehen. Und obwohl ich mich nie an solche Regelwerke halte, lese ich sie gerne. Fragt mich nicht warum, ich bin selbst erstaunt. Was stimmt da nicht mit mir?

Und so ist mir neulich erst wieder die eigenwillige „Minimalismus-Regel“ untergekommen, dass man im Zweifel alles, was sich nicht für unter zwanzig Euro wiederbeschaffen lässt, wegwerfen soll. Da stellen sich mir allerdings die Nackenhaare auf. Denn weder habe ich einen Goldesel im Keller, noch kann ich dieses Vorgehen mit meinem Gewissen vereinbaren. Das ist vielleicht ok, wenn man jemanden hat, der genau diesen besagten Gegenstand braucht. Dann kann ich den weitergeben, wenn ich in absehbarer Zukunft keinen Bedarf habe.

Der Vorzeigeminimalist

Manchmal könnte man meinen, es sei ein Wettbewerb, wer am wenigsten materiellen Besitz um sich häuft. Und selbsternannte Minimalismus-Gurus setzen ihren Jüngern dann solche kruden Ideen in den Kopf. Wer sein eigenes Hirn tatsächlich nutzt, hinterfragt solche Ansagen hoffentlich und lässt sich nicht von solchen sinnentleerten Regelwerken leiten. Man könnte meinen, da steckt irgendeine Lobby dahinter, die uns gleich wieder zum fleißigen Konsumieren motivieren will.

Ich kann verstehen, dass manche eine Art Leitfaden brauchen, um einen Einstiegspunkt zu finden. Gerade wenn man sehr viele Dinge hortet, und einfach Ballast loswerden möchte, kann das helfen. Aber braucht ein Normalsterblicher tatsächlich eine Vorgabe, wie viele Kaffeebecher zu viel sind? Das fragen manche tatsächlich! Und wie viele Unterhosen (ja, so hab ich auch geschaut). So als Orientierung hätte ich mal behauptet mindestens eine. Aber im Ernst, dass kann man doch selbst entscheiden.

Ich lass Dinge los, wenn es sich richtig anfühlt. Wenn etwas irreparabel kaputt, fliegt es raus. Gerade bei Unterhosen und Kaffeebechern bin ich da schmerzbefreit. Wenn ich etwas nicht brauche, suche ich jemanden, der es braucht (so nebenbei – braucht jemand eine Hängeleuchte mit Holzbalken? Für 5 Leuchten, ideal zu einem großen Esstisch…). Wenn mir jemand gehörig auf den Zeiger geht, meide ich den Kontakt.

Und wenn ich an etwas hänge? Dann bin ich dankbar für die Zeit, in der es mir erhalten bleibt. Das ist einfach, bei materiellen Dingen wie einem saubequemen Paar Schuhe. Damit mir Menschen oder Gesundheit erhalten bleiben, kann ich auch viel tun. Dann gibt es aber auch Dinge, die sind halt einfach irgendwann vorbei. So wie die jugendlich glatte Haut – zack, weg! War schön mit dir.

Jugendwahn

Gefühlt ohne Vorwarnung werden wir von einem Tag auf den anderen alt. Zumindest, wenn man der Kosmetikindustrie Glauben schenken darf (darf man eher nicht). Da gibt es Cremes ab 30+, 40+, 50+ und danach ist dann Hopfen und Malz verloren. Nicht vergessen, alles unter 20 Euro fliegt raus. Also am runden Geburtstag wird bitte brav die alte Creme rausgeworfen, es ist Zeit für ein Upgrade.

Die Versuche, an der eigenen Jugend festzuhalten, führen mitunter ehre zu mitleiderregende Ergebnissen. Mit unterpolstertem Gesicht und aufgespritzen Lippen sehen manche aus, wie die traurige Karikatur ihrer selbst – von jung wollen wir gar nicht erst sprechen. Es wird einem halt auch nicht leicht gemacht von der Industrie.

Da heißt es einerseits, dass man in einem gewissen Alter bestimmte Dinge nicht mehr tragen sollte, dann wieder soll man sich doch bitte nichts diktieren lassen. Wir sollen uns so alt fühlen, wie wir sind – oder andersrum. Wir sollen doch bitte würdevoll altern – wie auch immer das aussieht. An mir war noch nie etwas „würdevoll“, da wird es das Altern sicher auch nicht werden. Aber ich bin sehr zuverlässig und kann bestimmt auch zuverlässig altern. Das sind doch gute Aussichten.

Noch steht meine Faltensammlung ziemlich am Anfang. Aber jeder Sammler fängt mal klein an. Mit Ausmisten ist da nichts, die Falten, Dellen und Flecken werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit alle behalten.  Für Schönheits-OPs wäre ich viel zu geizig und ich hänge sehr an meinem heilen Körper.

Ein Hoch auf das Horten

Und genau so halte ich es auch mit anderen Dingen. Ich wäre viel zu sparsam, mir ständig Sachen für unter 20 Euro wiederzubeschaffen. Und ich hänge sehr an einer heilen Welt. Die gibt es allerdings nicht, wenn wir die Müllberge weiter wachsen lassen. Und die wachsen zumindest weniger schnell, wenn nicht ständig Ausrangiertes, sowie Neu- und Transportverpackungen auf den Müll fliegen.

Ich weiß, es ist schier unmöglich, Müll komplett zu vermeiden. Alleine der Einkauf in der Gemüseabteilung lässt mich oft schier verzweifeln. Hat die Natur bei ihren Verpackungen nicht einen sauguten Job gemacht? Eigentlich schon! Immerhin kenne ich Bilder von in Plastik eingeschweißten geschälten Mandarinen nicht aus den hiesigen Märkten – vielleicht besteht ja noch ein Fünkchen Hoffnung für uns.

Dann reicht es aber nicht, brav auf Plastiktüten zu verzichten. Schon gar nicht, wenn man bei jedem Einkauf eine neue Einkaufstasche kauft, weil man vergessen hat, eine mitzunehmen. Damit mir das nicht passiert, horte ich ganze neun!!! Stück verteilt auf feste Plätze z.B. im Auto, im Einkaufskorb, an der Garderobe und sogar eine am Arbeitsplatz.

Und auch meine kleine feine Schraubensammlung werde ich ganz bestimmt nicht hergeben. Die hat uns nämlich schon oft den Hals gerettet, wenn mitten im Bauprojekt umgeplant wurde und die abgezählten Schrauben, die wir extra aus dem Baumarkt mitgenommen haben, plötzlich nicht mehr passen. Ich horte sogar ein paar Pflanztöpfe in der festen Hoffnung, nächstes Jahr ein paar kleine Ableger und Stecklinge zu ziehen. Kann man alles natürlich auch vorgezogen kaufen, macht aber nur halb soviel Spaß.

Komischerweise kann ich selbstgezogene Pflanzen auch überhaupt nicht loslassen – sehr zum Leidwesen meines Mannes, der so gar nicht auf den kleinen Haselnussableger steht. Und ich glaube, er wäre auch erleichtert, wenn Schrödingers Flieder nächstes Jahr nicht austreibt. Den hatte ich von der Baustelle gerettet aber noch wissen wir nicht, ob noch Leben in der Wurzel steckt. Wenn nicht, haben wir ein hübsches Stück Totholz für das wir dann nur noch ein ruhiges Eckchen im Garten suchen brauchen.

Schrödingers Flieder im Frühsommer frisch eingepflanzt – tot oder lebendig?

Sehr gut loslassen hingegen konnte ich die halbvertrockneten Brombeeren, die unser Grundstück zu Beginn überwucherten. Festhalten hingegen werde ich an meiner Liebe zu bienenfreundlichen Pflanzen, z.B. der Fetthenne vom Titelfoto. Gibt es was schöneres, als einen brummenden Strauch voller Hummeln zu beobachten? Und wenn der Mann mal nicht guckt, wird hier definitiv noch ein Holunder einziehen. Ich muss ihm nur glaubhaft versichern, dass der nicht so hoch wird. Drückt mir die Daumen, dass ich mit meinem teuflischen Plan nicht auffliege.

Was sollten wir noch loslassen? Und was lieber festhalten?

28 thoughts on “Vom Loslassen und Festhalten

  1. ich drück dem flieder immernoch die daumen!
    ansonsten lassen die sich aus seitentrieben fremder büsche wunderbar vermehren….. und holunder ist nicht totzukriegen – ausser es fehlt wasser. wir haben mal einen holunder-wurzelstock aus einer alten, tönernen abwasserleitung gehackt, der lag dann über 2 jahre in der gegend rum – bis ich ihn an einer gartenecke (feucht und halbschatten) wieder eingebuddelt habe – und siehe da: seitdem musste ich ihn schon 3x verschneiden und er blüht & trägt wie verrückt! übrigens sind holunder sehr dankbar für radikale schnitte……..
    mit dem ganzen minimalismus-extremismus kann ich nix anfangen – und mir war von anfang an klar, dass das ganze nur dazu dient, platz für neuen konsum zu schaffen – oder warum hat marie kondo, nachdem sie das grosse „ausmisten“ propagiert hatte, einen interior-handel eröffnet????
    @altern: komm da erstmal hin – da wirste merken, dass falten das geringste problem sind…… und übrigens ist neuerdings die grösste zielgruppe der hyaluron/botox/schönheitschirurgie-praxen die der – trommelwirbel – 18-35 jährigen!!!
    @schrauben: kann man immer brauchen – es gibt so viele mitmenschen, die ständig eine verlieren weil locker…… ;-D
    xxxx

    1. Oh ja, wenn man es so nimmt, kann man gar nicht genug Schrauben vorrätig haben 😂
      Das DIE große Ausräumexpertin einem wieder Dinge verkaufen will, die dazu noch oft völlig sinnbefreit sind, fand ich auch extrem widersprüchlich. Aber am Ende geht´s halt um die Kohle und offensichtlich gibt es noch genug Verrückte, die das Zeug kaufen (Schraube locker???). Allerdings konnte ich schon mit ihrem Buch nicht viel anfangen. Nach dem ganzen Hype darum war ich doch neugierig und habe mir mal ein gebrauchtes Exemplar besorgt. Ich lege selten halbgelesene Bücher weg aber das war mir viel zu esoterisch. Immerhin hilft es jetzt einer guten Freundin, ihr Haus vor dem ‚aus-allen-Nähten-platzen‘ zu bewahren.
      Hab mich selten so sehr aufs kommende Frühjahr gefreut, für den Holunder hab ich jetzt schon das perfekte Plätzchen auserkoren 😊

  2. Ein Eimerchen voller Schrauben kann wirklich hilfreich sein. Eine große Kiste davon braucht keiner im normalen Privathaushalt. So einen Keller wie Du im Elternhaus habe ich auch mal ausgeräumt …

    Ich werde immer mehr Fan davon, mir Sachen zu leihen, die ich selten brauche. Eine Freundin kocht einmal im Jahr Gelee und liebt meine Flotte Lotte zum Entkernen der Fruchtmasse jetzt genauso sehr wie ich. Da sie im selben Stadtteil wohnt, ist das Ausborgen einfach. Mein gammeliges Muffinblech ist im Müll und wird seit drei Jahren nicht vermisst. Sollte ich nun doch einmal Muffins machen wollen, wird mir eine Nachbarin sicher ein Blech leihen (oder ich kaufe Papierförmchen und stelle je zwei ineinander). Das gleiche gilt für kleine Kuchenformen für eine Schichttorte mit sechs Böden. Das kann ich mir die fehlenden Formen auch in der Nachbarschaft zusammenklauben. Und eine Heckenschere braucht hier auch nicht jeder Haushalt für je 6 m Hecke selbst.

    Komm gut durch die Woche!

    1. Sich Sachen, die man höchstens 1-2 Mal im Jahr braucht, zu leihen, ist die perfekte Lösung. Wenn man Nachbarn/Freunde hat, mit denen man das machen kann, braucht man wirklich nicht alles selbst lagern. Wobei wir ehrlichgesagt nur mit Gartengeräten tauschen und leihen. In der Küche habe ich mich schon lange drauf verlagert, nur Rezepte zu kochen, für die wir auch die passende Ausstattung haben. Daher gibt es hier nur Kastenkuchen aber den esse ich eh am liebsten. Die Form geht auch für Brot und wird daher viel genutzt. Eine Flotte Lotte hatte meine Oma immer, das fand ich als Kind immer faszinierend. Aber wahrscheinlich wissen 90% der Bevölkerung nichts damit anzufangen 😄

  3. Wunderbar pragmatisch auf den Punkt gebracht. Menge durch Größe der Behälter zu begrenzen (Schrauben) ist sehr einfach, mache ich auch so.
    Manche schrägen Minimalismus-Tipps aus dem Netz nehme ich einfach als Anregung: Genau so mache ich es nicht! – Und schon habe ich die passende Lösung für mich.
    Ein Vorteil hat das Älterwerden: Ich werde freier im Kopf, Mode, Trends oder irgendwelche minimalistischen Statussymbole: Egal 😀

    1. Menge durch Größe der Behälter begrenzen – das ist leider eine selten genutzte Methode. Da werden dann lieber noch mehr Behälter angeschafft oder man zieht gleich in eine größere Wohnung. Wobei der Wohnraum ja genaugenommen auch nur ein Behälter ist…
      Dass das Mehr an Jahren einem auch ein Mehr an Gelassenheit beschert, merke ich auch. Mit 20 denkt man noch, die Welt geht unter, wenn man den falschen Pulli trägt. Mit Mitte 40 hat man dann gelernt, dass es der Welt völlig egal ist. Wobei mir das mit dem Pulli und anderen Statussymbolen schon immer ziemlich egal war aber ich war halt auch echt nie besonders hip und hab lieber mit den uncoolen Kids rumgehangen.

  4. Ein Nachbar hat viel Efeu, an dem ich regelmäßig fotografiere.gestern nahm sogar ein Schmetterling dort platz .
    aber wie ich hörte, müssen bäume gefällt werden, sie sind z. teil morsch. bin gespannt, ob da noch was übrig bleibt.
    dann müsste ich diese herrliche möglichkeit für fotos abschreiben, was sehr schade wäre

  5. Sich beschränken, sich Gedanken machen zu seinem Konsum, zufrieden sein mit dem, was man hat- kurz, sich auf das zu fokussieren, was man wirklich BRAUCHT, ist eine grossartige Geschichte. Sie beschert einem mehr frei verfügbare Lebenszeit, mehr Luft zum Atmen und ausserdem auch gleich noch mehr Geld im Portemonnaie bzw. weniger Ausgaben. Oder die Möglichkeit, weniger zu arbeiten, weil man schlicht weniger Bares zum Leben benötigt.
    Sobald so eine Haltung dann aber verkommerzialisiert wird, verliert sie eigentlich alles, was sie ausmacht. Marie Kondo ist tatsächlich ein beispielhaftes und zugleich demaskierendes Beispiel. Die degradiert sich doch gleich selber völlig und wird durch ihr Verhalten so absolut unglaubwürdig, wie man nur sein kann. Den Rat, im Zweifel alles unter dem Wert von 20 Euro wegzuschmeissen, finde ich regelrecht dekadent. Genauso übrigens wie die grundsätzliche und gern geführte Diskussion, ab wann man sich denn nun „Minimalist“ nennen kann – einfach lächerlich.
    Persönlich mag ich ja einen auf das Notwendige reduzierten Lebensraum um mich herum. Das schliesst nicht nur Dinge, sondern auch Beziehungen oder Verbindlichkeiten ein, die nur noch belasten und beendet werden.
    Aber es gibt auch hier Dinge, die ich gerne horte. Bei mir sind das weniger Schrauben &Co., dafür Bastelutensilien. Ohne nix wirds nix, gell. 😁
    Die Natur erstaunt einem ja immer wieder mit ihren Fähigkeiten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dein Flieder tatsächlich wieder zum Leben erwacht. Und ja: ich kann auch keine Pflanzen wegschmeissen, ich hab da grösste Hemmungen. Grade stehen wieder ein paar Efeututen-Ranken im Wasser, treiben wunderbar Wurzeln und werden dann eingetopft demnächst. Es sind Ableger einer „Ur-Pflanze“, die noch meiner Mutti gehörte. Deshalb häng ich auch so dran.
    Bis bald mal wieder, herzliche Grüsse!

    1. Efeutute steht hier auch 😄. Habe ja nicht wirklich einen grünen Daumen und bei allem, was im Topf und drinnen wächst, ist mein Einfluss zu groß. Sobald die Sachen draußen in der Erde wachsen, geht´s – es besteht also Hoffnung für den Flieder. Efeututen (und Monstera) sind so robust, die überleben auch meine häusliche Pflege. Und da sie so super wachsen, habe ich Ableger ohne Ende. Die Blumentöpfe dazu gieße selbst aus Beton. Mir graut es schon davor, wenn ich die Ableger nicht mehr hier unterbringen kann und alle potentiellen Kandidaten mit Geschenken versorgt sind. Denn jeder zu lange Trieb, den ich abschneide, ist ja eigentlich eine neue Pflanze (was für ein Unkraut!) und die kann ich doch nicht wegwerfen 😲.

    2. Das von dir genannte „Beziehungen beenden“ treibt das Thema „Loslassen“ noch mal in eine ganz andere Richtung, über die man auch noch mal bloggen könnte. Es ist wirklich erstaunlich, welche Gedanken und Ideen so beim Lesen eines Blog-Artikels und seiner Kommentare aufkommen…

  6. Diese Sehnsucht, Dinge loszulassen, kann ich schon verstehen., denn wie wir dank Fight Club wissen: Alles, was du besitzt, besitzt irgendwann dich! 😉
    Da ich nicht viel kaufe und folglich auch nicht viel habe, brauche ich mich nur selten von etwas zu trennen. Erst wenn etwas Neues erstanden werden soll, habe ich die Prämisse: Dafür muss dann aber was Altes weg! (Allein schon weil der Platz in meinen Schränken sonst nicht ausreicht.)
    Ich kenne aber auch das Gegenteil, also dass Leute in ihrem Kram fast ersticken: Mein Schwiegervater kann sich von nichts trennen. So hat er begonnen, seine alten Sachen in unserem (bis dato schön leeren) Dachboden zu verstauen, weil sein eigener Keller aus allen Nähten platzte.
    Angeblich ist alles zu schade zum Wegwerfen – funktioniert ja schließlich noch – und hat mal Geld gekostet!
    Ja, oft wird mit dem früheren monetären Wert argumentiert. Aber man muss diesen „Müll“ bloß mal bei ebay reinstellen, um zu registrieren, dass heute kein Mensch mehr dafür Geld ausgeben würde.
    LG Anne

    1. Gegen dieses „ihr habt doch Platz, das könnt ihr doch noch bei euch unterbringen“ bin ich hochallergisch. „Durfte“ jahrelang den Hausstand meiner Eltern horten und sie waren der Meinung, mir damit sogar noch etwas gutes zu tun 🙄
      Das man die eigenen Sachen als wertvoller ansieht, als sie sind hat sogar einen Namen, bzw. mehrere: Besitztumseffekt oder Endowmenteffekt. Sehr spannendes Thema Wie uns die ökonomische Irrationalität beim Ausmisten sabotiert

  7. Hallo
    In der Diskussion um Minimalismus und das Horten von Dingen scheint mir der Schlüssel in der persönlichen Balance und im bewussten Konsum zu liegen. Es geht nicht darum, blindlings Regeln zu folgen, die vorschreiben, was und wie viel man besitzen sollte, sondern vielmehr darum, eine individuelle Ordnung zu schaffen, die sowohl den eigenen Bedürfnissen als auch den Möglichkeiten der Umwelt gerecht wird. Es ist ein Akt der Achtsamkeit, zu entscheiden, was für einen selbst Wert hat – sei es eine Schraubensammlung, die im Notfall unverzichtbar ist, oder eine Pflanze, die Freude bereitet. Das Loslassen und Festhalten von Dingen sollte daher nicht nur eine Frage des Preises oder der Häufigkeit des Gebrauchs sein, sondern auch eine des persönlichen Wertes, den wir ihnen beimessen.
    Soweit meine Gedanken…
    grüße
    Thomas

    1. Wie war. Wenn wir nur nach Preis oder Gebrauch gehen würden, wäre es ganz schön leer. Das mag für den einen ideal sein, der andere fühlt sich dann nicht mehr wohl. Was für ein Glück, dass wir selbst entscheiden dürfen, was wir um uns haben wollen!

  8. Es gab mal diesen Spruch: „Besitz macht unfrei“, aber damit habe ich mich nie so ganz wohlgefühlt, denn ich finde, kein Besitz macht erst recht unfrei, frag mal einen Obdachlosen! Womit wir beim Thema wären: der freiwillige und moderne Minimalismus ist regelrecht dekadent, den muss man sich nämlich erstmal leisten können. Alles unter 20 Euro wegwerfen, oder nur behalten , was Freude entfacht… oder gar die Frage, wie viele Kaffeetassen noch okay sind…! Was für Luxusprobleme. Aber wenn ich mir die minimalistischen Architektenhäuser ansehe, allein das Wohnzimmer hat an die 80 Quadratmeter, und da steht gerade mal mittig ein Designersofa, wo nie jemand drauf sitzt oder gar „lümmelt“. Lümmeln ist gar nicht minimalistisch. Ich verstehe, wenn jemand „Entrümpeln“ befreiend findet, das geht mir nämlich oft auch so. Aber ich schmeiß nicht sinnfrei irgendwelche Sachen weg. Ich seh es wie du, auf die Mischung kommt es an!
    P.S.: ich bin auch ne Schrauben-Sammlerin! :-))) Die kann man wirklich immer mal brauchen…

    1. Das ist wie der Spruch „Geld macht nicht glücklich“ – kein Geld zu haben, macht erst recht nicht glücklich. Als ein Kollege aber mal meinte, er wolle nicht Sklave seines Gartens sein, fand ich das angesichts des munter sprießenden Rasens aber auch irgendwie passend. Allerdings liebe ich unseren Garten und sehe die Gartenarbeit eher als angenehmen Ausgleich zur Bürotätigkeit.
      Das Minimalismus eben nicht nur ein Lebensstil sondern auch ein Designtrend ist, sieht man an den Architektenhäusern gut. Ich würde mich darin verloren fühlen und mag es lieber klein und kuschelig. Wobei ich schon unsere ca. 80 qm (gesamte Wohnfläche, nicht nur Wohnzimmer 😉) für zwei Menschlein irgendwie dekadent finde. Liegt aber auch am luxuriös großen Garten drum herum. Allerdings lümmeln wir gerne mal hier und mal dort rum, will ja alles mit Leben gefüllt werden 😊.

  9. Schrödingers Flieder ist super! Da darf man gespannt sein. Wenn die dann doch wieder austreiben, tun sie mir leid und ich muss ihren Lebenswillen bewundern, was das erneute Abschneiden dann umso schwerer macht. Aber sicher kann man auch Flieder für unter 20 Euro wiederbeschaffen. 😉
    VG
    Elke

    1. Es ist wirklich erstaunlich, zu welchen Kampfpreisen Pflanzen manchmal erhältlich sind. Allerdings liebe ich es, wenn ich etwas durch Ableger oder Stecklinge großziehen kann. Da hat man dann irgendwie einen ganz anderen Bezug zur Pflanze und die sind dann auch robuster, was meine „liebevolle“ Pflege angeht.

  10. Hach das leidige Thema aber was brauche ich wirklich. Heute hatten wir unsere alten 1. Nachtschränkchen vom Schlafzimmer durch kleine Metalltische vom Schweden ausgetauscht ohne Schnickschnack ohne Schubladen nur für Wecker und Buch und Radio und ggf. ein Buch.
    Da haben wir dann sortiert was in diesen vier kleinen Schubladen so drinnen war…. ja was braucht man wirklich.

    Und nein den Liebesbrief von meinem Sohn zum Muttertag damals als er gerade schreiben konnte der kommt natürlich nicht weg. Dafür die leere Dose wo das kaputte Blutdruckmessgerät mal drin war.

    Ich werde sicher keine 5 Jeans mehr besitzen oder 7 Glasschüsseln für Salat, aber ein paar Dinge dürfen doch bleiben und dazu gehören auch die Schrauben wovon es einige gibt.

    Unser Garten ist Entspannung und ja ob mein Hortensienbusch nochmal kommt, nachdem mein Mann diesen radikal geschnitten hat bezweifel ich obwohl die Natur hat ja erstaunliche Kräfte. Wäre gut für den Mann wenn die Natur ihre Kraft walten liese *lach…..

    LG
    Ursula

    1. Sobald man Stauraum hat, füllt sich dieser ganz von alleine. Scheint ein Naturgesetz 😉
      Andererseits finde ich es schön, wenn ungenutzte Dinge die Chance auf ein neues Leben bekommen. Ich genieße es nach wie vor, wenn aus der Gartenhütte vom Nachbarn laute Musik schallt. Da hat nämlich unsere alte Stereoanlage ein neues Zuhause gefunden und wenn wir im Garten werkeln, bekommen wir musikalische Unterhaltung. Dafür helfen wir dann auch gerne dabei, Salatgurken und anderes Grünzeug zu verzehren 😊
      Für dem Hortensienbusch drücke ich dir ganz fest die Daumen. Die Dinger sind ja fast nicht tot zu kriegen.

  11. Minimalismus finde ich grundsätzlich reizvoll, aber was Du beschreibst klingt schon sehr absurd. Kann mir kaum vorstellen, dass jemand ernsthaft fragt, wieviele Kaffeetassen genug sind. Das kann man doch leicht selbst entscheiden. Oder diese 20 Euro Geschichte ist auch ziemlich krank aus meiner Sicht.
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Leider wünschen sich manche genau solche einfachen Regeln, damit sie nicht selbst entscheiden oder gar denken müssen. Das grenzt für mich schon an religiösen Eifer, die Parallelen sind einfach zu offensichtlich. Genau wie bei Ernährung, die für manche auch schon Religionsersatz ist. Und auch bei Religion ist manches absurd und Krieg im Namen irgendeines Gottes einfach nur krank. Aber es gibt ja auch noch Menschen, die ihr Hirn wirklich gerne selbst nutzen und Dinge hinterfragen. Mit denen lebt´s sich angenehmer 😉.
      VG
      Vanessa

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