Finanzen

Freiwillige Steuererklärung oder freiwillig Geld verschenken?

Einmal im Jahr schließe ich mich im Büro ein und parke meinen Mann vor seiner Playstation. Der Grund hierfür? Ich mache unsere Steuererklärung.

Wir haben uns von Beginn an für Steuerklasse 4/4 entschieden (wer mehr dazu lesen möchte, dem sei der sehr informative Artikel von Geldfrau zu Steuerklassen wärmstens ans Herz gelegt) und Zusammenveranlagung. Zu Beginn unserer Ehe haben wir uns noch gemeinsam durch Nachweise und Unterlagen gewühlt und neben der klassischen Papiervariante auch die eine oder andere Steuersoftware ausprobiert. Wobei wir gerade von der Software eher enttäuscht waren.

Was sich dabei auch sehr früh herauskristallisiert hat – ich habe ein wesentlich dickeres Fell gegenüber dem Papierkram und lasse mich nicht so schnell nerven. Und da ich auch schon einen Großteil der Finanzen für uns verwalte, habe ich den schimpfenden und zeternden Gatten kurzerhand von dieser Aufgabe erlöst. Dafür stellt er sich dann auch gerne in die Küche und es gibt selbstgemachte Lasagne zur Stärkung.

Sämtliche Unterlagen werden sofort bei Eintreffen an mich übergeben. Ich muss also weder mühsam alles zusammensuchen noch fehlende Nachweise einfordern. Das funktioniert wunderbar und ganz ohne mein Zutun.

Warum eine freiwillige Steuererklärung?

Doch warum mache ich freiwillig eine Steuererklärung, wenn doch beim gemeinen Arbeitnehmer die Einkommenssteuer mit dem monatlichen Lohnsteuerabzug abgegolten ist? Ganz klar wegen der Rückerstattung! Im Durchschnitt kommen da laut Statistischem Bundesamt schnell mal über 1000 € zusammen, die man sich mal eben mit kleinem Aufwand zurückholen kann. Natürlich ist der Betrag im Einzelfall davon abhängig, wieviel Steuern man im Vorjahr bereits eingezahlt hat und welche Ausgaben man zur Minderung der Steuerlast geltend machen kann. Aber für ca. 2 Stunden Arbeit ist das ein ganz guter Stundenlohn.

Steuerfreie Kapitalerträge

Jedem Steuerzahler stehen jährlich bis zu 801 € steuerfreie Kapitalerträge zu. Bei Zusammenveranlagung von Ehepartner sind das insgesamt 1602 € Sparer-Pauschbetrag, die wir natürlich voll ausnutzen möchten. Zwar kann dieser Betrag mit optimal aufgeteilten Freistellungsaufträgen bereits vorab eingeplant werden, doch mit verteilten Depots wird es zunehmend schwieriger. Wer also bereits die 25% Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge bezahlt hat und den Sparer-Pauschbetrag noch nicht voll ausgeschöpft hat, kann sich die zu viel abgezogenen Steuern über die Anlage KAP in der Steuererklärung zurückholen.

Werbungskosten

Neben der Entfernungspauschale, die für Fahrten zwischen Wohnort und erster Tätigkeitsstätte angesetzt werden kann, können auch zusätzliche Kosten beispielsweise für Büromaterial, Bewerbungskosten und Weiterbildung abgesetzt werden.

Haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerkosten

Sobald wir uns einen Dienstleister ins Haus holen, können wir die Kosten in der Steuererklärung geltend machen. Unser Nachbar beauftragt beispielsweise jährlich für den Rückschnitt der Hecken einen professionellen Landschaftsgärtner, da ihm das Grünzeug wortwörtlich über den Kopf wächst.  Eine Steuererstattung gibt es ebenfalls für Handwerkerkosten. Hier dürfen jedoch nur der Arbeitsaufwand und nicht die Materialkosten angesetzt werden.

Sonderausgaben

Für die meisten von uns ist es selbstverständlich, privat für die Rente vorzusorgen. Auch wenn es immer wieder heißt, die Rente sei sicher, ist doch kaum etwas so unsicher, wie die Wahlversprechen und Aussagen unserer Politiker. Immerhin können aber viele private Aufwendungen für Altersvorsorge, Berufsunfähigkeit o.ä. als Sonderausgaben abgesetzt werden. Auch Spenden werden dieser Kategorie zugeordnet. Es lohnt sich also immer, sich eine Spendenbescheinigung ausfertigen zu lassen.

Es gibt natürlich noch eine ganze Menge anderer Kosten und Aufwendungen, die man in der Steuererklärung geltend machen kann. Jedem sei geraten, sich entweder selbst intensiv über das Thema zu informieren (z.B. hier oder hier) oder sich professionelle Unterstützung zu holen.

Fristen

Die Abgabefrist für die Einkommenssteuererklärung endet gewöhnlich am 31. Juli des Folgejahres. Es gibt allerdings viele Ausnahmen, z.B. wenn ein Steuerberater die Erklärung erstellt, und auch Regelungen zur Beantragung von Fristverlängerungen. Wer seine Steuererklärung freiwillig abgibt, hat ganze vier Jahre Zeit dafür.

Welches Tool?

Neben der klassischen und mittlerweile völlig veralteten Papierform gibt es unzählige Tools zur Erstellung und Abgabe der Steuererklärung in elektronischer Form. Allerdings muss für jedes Jahr eine neue Version des Tools angeschafft werden. Ob man sich so eine Steuersoftware zulegt, sei jedem selbst überlassen. Mich konnte das oft erwähnte WISO-Tool nicht überzeugen. Für unsere Online-Steuererklärung nutze ich seit einigen Jahren Elster. Nach einmaliger Registrierung können sämtliche Vorgänge, wie auch der Abruf von Bescheinigungen, hierüber erledigt werden. Man spart also nochmal eine ganze Menge Papier.

Und dann heißt es warten. Im Schnitt dauert es bei uns 2-3 Monate, bis wir eine Rückmeldung vom Finanzamt bekommen. Wir sind ja nicht die Einzigen, die ihre Steuererklärung abgeben und die Finanzämter haben in den Hochzeiten bestimmt (allen Beamtenwitzen zum Trotz) einiges zu tun. Aber am Ende ist die Freude um so größer, wenn der warme Geldregen eintrifft.

2 thoughts on “Freiwillige Steuererklärung oder freiwillig Geld verschenken?

  1. Hallo,
    wir geben die Steuererklärung ebenfalls jedes Jahr ab. Wir haben uns für Steuerklasse 4/4 mit Faktor entschieden, bekommen dennoch jedes Jahr etwas wieder.
    Wir handhaben es ebenfalls so, dass die Steuerunterlagen, wenn sie kommen, direkt in die Steuermappe wandern. Nach einigem Hin- und Her nutzen wir Quicksteuer Deluxe in Verbindung mit ELSTER.
    Spannend wird es im kommenden Jahr, wenn ich das erste Mal die Steuererklärung wegen meiner Selbstständigkeit abgeben muss.
    Der Link zum Thema Steuerklasse 3/5 ist gut, ich hatte schon oft das Thema im Bekanntenkreis, dass Frauen meinten, sie sparen damit Steuern. Wenn ich dann einwerfe, dass ich mit 4/4 genauso viel oder wenig Steuern spare wird es mir zum Teil nicht geglaubt. Irre! Ich werde den Link mal weiterleiten 😉
    Liebe Grüße
    Julia

    1. Hallo Julia,

      ich habe mich auch immer wieder über den 3/5 Split gewundert. Am Ende zahlt man doch dasselbe.
      Hätte allerdings nicht gedacht, dass Elster ausgerechnet zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Beitrags in die Knie geht.

      LG
      Vanessa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert