Finanzen Minimalismus

Zusammenleben einem Sabotier

Wer sich die vier Wände mit anderen Menschen teilt, muss oft Kompromisse eingehen.

Wenn der eine es eher bunt und gemütlich vollgestopft mag, während der andere die luftige Leere und gedeckte Farben bevorzugt, kann es schon mal zu Diskussionen führen.

Doch auch die persönlichen Ziele und Entwicklungen bieten immer wieder Unmengen an Konfliktpotential. Grundsätzlich scheut der Mensch Veränderungen. Instinktiv nehmen wir diese als Bedrohung war. Es ist also wichtig, offen und ehrlich mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren und sie in die eigenen Gedanken einzubeziehen.

Dann kann es sogar sein, dass diese Gefallen an den neuen Ideen finden und diese selbst sogar für sich annehmen. Das braucht manchmal ein bisschen Zeit, Geduld ist also das Wichtigste wenn es um Veränderung geht.

Ordnung…

Wer erst mal Platz geschaffen hat, der hat für jedes Teil im Haushalt ein festes zu Hause. Mit der Zeit hat auch jeder verinnerlicht, was wo zu finden ist. Dadurch wandern die Sachen nach der Benutzung wie von selbst wieder an ihren Platz. Doch immer wieder bleiben halt doch Dinge irgendwo liegen. Vor allem die schönen freien Flächen laden dazu ein, irgendetwas darauf abzulegen. Und so räumt man sich immer wieder gegenseitig hinterher.

Auch wenn man sich im ersten Moment ärgert, wenn doch mal etwas liege bleibt. Wir sind selbst nicht immer perfekt und übersehen mal etwas. Einmal tief durchatmen und was auch immer einfach kurz wegräumen. Statt über jede Kleinigkeit zu mäkeln, sollten wir lieber dankbar für unsere Liebsten sein. Jeder hat seine Stärken und Schwächen und oft vergessen wir, was unser Gegenüber für uns leistet. Was ist dann schon die offene Zahncremetube gegenüber der Bereitschaft, jederzeit alles stehen und liegen zu lassen, um für den anderen da zu sein. Euer Partner sabotiert euch ja nicht absichtlich. Oft hat man nur eine völlig unterschiedliche Schmerzgrenze für Sauberkeit und Ordnung.

Im Übrigen kann man es mit der Ordnung auch übertreiben. Bei uns sind es die offenen Schranktüren, an denen wir uns beide stören. Die sind in kleinen Räumen aber auch immer im Weg.  Meine bessere Hälfte schließt sie daher in jeder Situation sofort. Immer. Egal, ob ich im Bad gerade an meine Utensilien muss, mich morgens anziehen möchte oder beim Kochen der Gewürzschrank offen steht. Kurz mal umgedreht, und zack, ist der Schrank zu. Selbst wenn Schatzi nicht im Raum ist, irgendwie stehe ich immer vor geschlossenen Türen. Ich bekomme dann immer ein scherzhaftes: „Hab mich lieb, du hast mich so geheiratet“ zu hören.

Aussortieren…

Wenn ihr aussortiert, gilt als oberste und allerwichtigste Regel, dass ihr nur Dinge ausmistet, die euch selbst gehören. Finger weg vom alten Abi-Shirt eures Partners, seinen alten selbstgebrannten CDs, dem angeschlagenen Kaffeebecher und allem anderen, das euch vielleicht ins Auge sticht und definitiv weg könnte. Und spart euch an dieser Stelle auch jeglichen Kommentar in dieser Hinsicht. Auch ihr habt erst mal klein angefangen, die wenigstens misten in einem Zug ihren kompletten Hausstand aus und sind dann für immer fertig. Und manche Dinge konnte man am Anfang nicht loslassen, später dafür umso leichter.

Solange ihr euren Haushalt mit anderen Menschen teilt, müsst ihr euch mit ihren Eigenschaften arrangieren. Und da Menschen es generell nicht sehr gerne mögen, wenn man sie belehrt, haltet euch mit spitzen Bemerkungen und Anspielungen zurück. Immer dran denken, „Hab mich lieb, du hast mich so geheiratet“.

Wenn ihr Glück habt, ist euer Partner offen für Neues und schaut sich Verbesserungen gerne ab. Während ihr also Anfangs allenfalls müde belächelt werdet, springt das Aussortier-Fieber vielleicht irgendwann auf eure Mitmenschen über. Manchmal scheint es ja hochansteckend zu sein. Und plötzlich steht man dann zu zweit inmitten eines aussortieren Wäscheberges, vor dem ausgeräumten Schreibtisch oder leeren Küchenschränken.

Was man allerdings definitiv lassen sollte, wenn man am Ausmisten ist, ist es, dem Rest der Familie zu zeigen, was man rauswerfen möchte. Plötzlich werden alle ganz kreativ und finden tausend mögliche Situationen, bei denen man die eine oder andere Sache noch brauchen könnte. Und Schwupps ist der Mülleimer (oder Karton…) wieder leer und die Schränke wieder voll. Sabotage der höchsten Güte. Am besten packt man alles in eine unauffällige Kiste und klebt diese einfach zu. Die wird dann am besten im Keller oder auf dem Dachboden, geschützt vor neugierigen Blicken, zwischengelagert. Hat in den kommenden Wochen keiner etwas vermisst, sollte das gute Stück samt Inhalt so schnell wie möglich aus dem Haus. Am besten erstellt man sich einen kleinen Reminder im Kalender, um nicht nach Jahren auf lauter versteckte Kisten mit nutzlosem Inhalt zu stoßen.

Finanzen…

Nicht nur die eigenen vier Wände, auch die Finanzen sollten ordentlich sein. Dazu gehört ein genereller Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben, vor allem die gemeinschaftlichen Kosten sollten bekannt und geklärt sein.

Gerade in einer Partnerschaft ist es wichtig, dass man von Anfang an klar regelt, wie die gemeinsamen Ausgaben aufgeteilt sein sollen. Und da sich die Umstände immer mal wieder ändern, sollte man die Vereinbarungen auch immer wieder an die Lebenssituation anpassen. Egal, ob Nachwuchs oder Karriereschritte. Wenn mehr oder weniger Geld in die Kassen fliest, sollte man immer offen miteinander reden.

Klar ist es im ersten Schritt mein Verdienst, wenn ich ein paar Euros mehr auf der Gehaltsabrechnung erreiche. Aber vielleicht habe ich in der Vergangenheit Unterstützung von meinem Partner erhalten. Die Entscheidung, was ich mit dem Plus auf meinem Konto machen möchte, sollte ich also klar kommuniziert. Unausgesprochene Erwartungen oder Entscheidungen, bei denen man den Partner ausschließt, haben nicht gerade wenig Konfliktpotential.

Auf der anderen Seite sollte aber jeder in einer Partnerschaft auch immer eine Eigenverantwortung für die eigenen Finanzen und Vorsorge tragen. Wer gerne shoppt oder einem teuren Hobby nachgeht, muss das mit dem eigenen Budget tun. Gerade deshalb bin ich kein Fan eines einzigen gemeinsamen Kontos.

Auch beim Thema Finanzen kann sich die eigene Einstellung im Laufe des Lebens ändern. Angefangen mir dem ersten (mickrige) Gehalt über Lifestyle-Inflation bis hin zu der Erkenntnis, dass man vielleicht gar nicht bis zur Rente arbeiten will oder kann. Die finanzielle Situation ändert oft auch den Umgang mit und die Ansichten über Geld.

Gerade wenn es um das Thema Vermögensaufbau geht, sollte man sich nicht beirren lassen. Manchmal ist es nur der unterschiedliche Wissensstand, der den Partner skeptisch gegenüber bestimmten Themen sein lässt. Wer selbst verstanden hat, was er tut (z.B. in ETFs zu investieren), kann das auch seinem Partner transparent erklären. Und so kann man miteinander wachsen.

Sollte der eigene Partner einen in diesem Thema sabotieren, war die Partnerwahl wohl ein Griff ins Klo.

Ernährung…

Nicht selten sieht man Pärchen, die zusammen nicht nur glücklich sondern auch schwerer werden. Das geht uns im Grunde aber überhaupt nichts an. Wenn man sich den Kühlschrank teilt, kann es aber schon mal vorkommen, dass man sich ganz gerne sabotieren lässt.

Wenn einem neben dem ach so gesunden Apfel ein leckerer Schokopudding aus dem Kühlschrank anstrahlt, lässt man sich schon verführen. Gemeinsamer Genuss ist definitiv besser für ein harmonisches Miteinander als strenge Selbstkasteiung. Dem anderen aber heimlich den lebensnotwendigen Schokovorrat wegzufuttern (obwohl man explizit keine Süßigkeiten wollte), GEHT GAR NICHT!

Sport…

Manch ein neunmalkluger Ratgeber empfiehlt ja, sich für den Sport einen Sparringspartner zu suchen. Da würde man sich seltener drücken. Im Grunde ist das leicht nachvollziehbar – geteiltes Leid oder gemeinsamer Spaß, man trennt sich leichter vom gemütlichen Sofa, wenn man eine Verabredung hat.

Das Schöne an den gemeinsamen sportlichen Unternehmungen ist, dass man nicht nur Zeit miteinander verbringt, sonder zusammen auch immer wieder etwas Neues ausprobieren kann. Oder man macht gemeinsam Fortschritte und spornt sich gegenseitig an.

Doch ebenso leicht lässt man sich nur allzugerne davon überzeugen, dass ein gemeinsamer fauler Nachmittag auf dem besagten Sofa doch auch mal wieder schön wäre. Es braucht schon einen ganzen Berg Motivation, wenn diese für zwei reichen muss.

Da sitzt dann am Ende der Schweinehund glücklich mit dem Sabotier vor der Glotze,  zusammen futtern sie Pizza, Chips & Schoki und schauen das hier.

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